27Juni
2019

unterwegs mit Island-travel-buddy Melissa

Wow. Jetzt ist ja schon wieder sehr viel Zeit vergangen! Die ganze Zeit hatte ich immer im Hinterkopf „ich will endlich mal weiter von Island schreiben auf meinem Blog!!“, aber dann startete das Studium und ich wurde von vielen neuen Eindrücken, Leuten und Situationen überhäuft, dass ich einfach nicht mehr dazu gekommen bin. Aber jetzt sind Semesterferien und ich habe vor, endlich meine Reise fertig zu erzählen.

Also gut. Der letzte Eintrag endete damit, dass Melissa und ich letztendlich unser kleines Abenteuer gut überstanden hatten und dass wir trotzdem irgendwie zum Látrabjarg gelangen wollten. Wir wurden dann auch relativ bald von zwei super netten Amerikanerinnen mitgenommen, mit denen wir noch den restlichen Tag verbrachten.

Kate, Sarah, Melissa und ich

 Bei dem Ort, den man Látrabjarg nennt, handelt es sich um sehr hohe Klippen, also um eine zwischen 40 und 400 m hohe Steilküste. Ein beeindruckender Ort (aber auch dadurch einige Leute dort). Was diesen Platz außerdem so beliebt bei Touristen macht, ist, dass es einer der Orte ist, wo man viele Puffins (Papageitaucher) entdecken kann. Das sind sehr süße schwarze Vögel mit einem weißen Bauch und orangenen Füßen und Schnabel. Bei vielen Touristen steht auf ihrer Island-To-Do-Liste, einmal einen Puffin gesehen zu haben. Sie sind aber meistens auf dem Meer draußen und kommen erst abends. Wir waren am späten Nachmittag da und hatten nicht so viel Glück, denn die Puffins waren noch unterwegs. Aber trotzdem konnten wir ein paar wenige kurz sehen, bevor sie wieder davongeflogen sind. Aber nicht nur Puffins leben dort, sondern auch viele andere Vögel. Alles um einen herum schwirrt von Vögeln, die Luft ist erfüllt von Vogelkreischen und besonders gerne sitzen sie auch an kleinen Felsspalten an der senkrechten Felswand. Deshalb nennt man diesen Ort auch „Vogelfelsen“. Isländer sammeln dort immer noch ganz traditionell Vogeleier von den Felsen, indem sich einer an dieser steilen Felswand abseilt…gar kein so ungefährliches Unterfangen.

 

An diesem Tag haben Melissa und ich es geschafft, noch 2 Dörfer weiter zu trampen, nach Tálknafjördur. Dort wohnen die Söhne von Silja und Doddi und wir durften bei ihnen im Garten unsere Zelte aufbauen, das war natürlich super. Am nächsten Tag trampten wir bis nach Ísafjördur, allerdings mit paar Zwischenstationen. Die Strecke war unglaublich! Es ging die Fjorde entlang, sowohl auf Meereshöhe als auch weit oben, sodass wir die Fjorde von oben betrachten konnten. Einfach wunderschön! Auf der Strecke lag der beeindruckende Wasserfall Dynjandi. Stufenweise fällt dort das Wasser runter… 

Dynjandi

 

Am späten Abend kamen wir dann schließlich in Ísafjördur an und gönnten uns als Abwechslung zu Couscous und Haferflocken mal Pizza und Eis. Danach machten wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz. Wir sahen hinter den Häusern, wo der Berg anfängt, ein kleines Wäldchen. Dort wollten wir hin, fragten aber noch mal Leute, ob wir dort hindürften, weil wir keinen Ärger verursachen wollten. War ein super Schlafplatz!

Suchbild: finde die Zelte

 

Für den nächsten Tag hatten wir einen coolen Plan. Und zwar wollten wir von Hnífsdalur nach Bolungarvík laufen. Vor ein paar Jahren wurde da ein Tunnel gebaut, um nach Bolungarvík zu gelangen, aber davor fuhr man die Straße außerhalb am Berg und am Meer entlang. Und diese alte Straße gibt es noch. Jedoch darf man dort nicht mehr mit dem Auto entlangfahren, bzw. es ist auch gar nicht mehr möglich. Denn viel Geröll und Steinbrocken waren vom steilen steinigen Hang des Berges auf die Straße gefallen. An manchen Stellen war sogar die Straße einfach halb weggebrochen. Das sah aus wie nach der Apokalypse! Das war echt eine spannende und tolle Atmosphäre dort, hat uns richtig gut gefallen. 

 

In Bolungarvík angekommen trampten wieder zurück und noch weiter. Wir schafften es an dem Tag sogar noch bis nach Hólmavík! Das hätten wir überhaupt nicht erwartet. Einmal wurden wir von einem Mann mitgenommen, der sich um das Trocknen der Fische kümmert. Denn das ist ja in Island so ein beliebter Snack: getrockneter Fisch. Getrocknet werden die in luftdurchlässigen Holzkonstruktionen. Er war da gerade beschäftigt und so konnten wir das mal von innen sehen. Genau das gefällt mir so am Hitchhiken, denn sowas würde man einfach nicht erleben, wenn man mit dem eigenen Auto oder mit dem Bus reisen würde!

 

An einem winzigen Ort mussten wir mal mehr als eine Stunde warten. Es kamen super wenig Autos vorbei und wir dachten schon, dass wir dort irgendwie schlafen werden müssen. Irgendwann kam ein Mann mit seiner kleinen Tochter vorbei. Sie brachten uns einfach ein Stück selbstgemachtes Brot (also dieses typisch isländische Brot: Rúgbraud), hatten uns wohl schon länger beobachtet. Wow! Für solche Momente und Erfahrungen bin ich immer sehr dankbar.

waaaarteeen

Irgendwann bekamen wir dann doch noch einen Lift – und zwar von einem LKW-Fahrer! D.h. wir fuhren einfach in einem richtigen großen LKW mit, wie cool! Bis dahin bin ich noch nie in einem richtigen LKW gefahren! Von einem Polizeiauto wurde ich übrigens auch schon mal mitgenommen! Das war in Neuseeland, davon hab ich bestimmt auch schon irgendwo auf meinem Neuseeland-Blog erzählt.

Schließlich kamen wir abends in Hólmavík an. Dort wollten wir erstmal versuchen, ob wir bei Leuten im Garten zelten dürfen. Ich hatte damit ja schon ein paar Mal in Island aber auch Neuseeland mit dieser Methode Erfolg. Aber ich versteh es natürlich auch, wenn die Leute dann etwas überrumpelt sind, wenn da plötzlich zwei voll bepackte Mädels an der Tür stehen und fragen, ob man denn im Garten zelten dürfe. Deswegen ließ uns auch niemand. Irgendwann fragten wir Jugendliche auf der Straße und einer sprach von einem Mann, dem ein Café und Museum gehört und bei dem er sich es vorstellen könnte, dass er uns auf seinem Grundstück zelten lässt. Also sind wir in dieses Café. Wir fragten eine junge Frau – Ana – aber die meinte, dass ihr Chef, der besagte Mann, gerade nicht da sei. Wir erzählten ihr unser Anliegen, aber genau in dem Moment kam eine ältere Frau und warf uns mehr oder weniger hinaus und sagte vehement, dass das nicht ginge. Ana sagte uns noch schnell leise, dass wir draußen warten sollen, weil sie eh das Café gerade schließen.

Nach einer Weile kamen Ana und ihr Freund Rodrigo um die Ecke. Sie erzählten uns, dass sie dort arbeiten und dafür kostenlos in einer Wohnung wohnen dürfen. Und dass sie dort ein freies Zimmer haben, in dem wir schlafen könnten! Allerdings ist die Wohnung über der des Hausbesitzers und der mag es anscheinend überhaupt nicht, wenn die beiden Gäste bei sich übernachten lassen. Wir wollten Ana und Rodrigo natürlich nicht Ärger bringen und meinten, dass wir woanders einen Schlafplatz finden würden. Aber die versuchten uns richtig zu überreden, dass das schon irgendwie gehen wird. Wir mussten dann halt sehr leise und vorsichtig durchs Haus, in der Wohnung redeten wir dann auch nur leise und hörten dafür laut Musik. Aber wir konnten mal wieder duschen, das war herrlich! Und wir schliefen natürlich auch seeehr gut in dem Bett! Außerdem war es ein richtig schöner Abend mit denen! Rodrigo ist ein richtiger Weltenbummler, schon 3 Jahre unterwegs und will eine Weltreise machen. Ich find es immer wieder so spannend und inspirierend, solche Leute kennenzulernen und mich mit ihnen zu unterhalten… Was er schon alles erlebt hat und was für Geschichten er erzählen kann, unglaublich! Da spür ich immer in mir eine Sehnsucht, auch so was zu erleben… irgendwann… in den nächsten 10 Jahren… (freut euch auf zukünftige Blogeinträge :D).

Der nächste Tag war schon mein und Melissas letzter gemeinsamer Tag. Sie wollte nämlich wieder zurück nach Selfoss, wo die Farm ist, bei der sie arbeitete (sie hatte ja nur paar Tage frei gehabt) und ich wollte nach Borgarness. Es war wirklich sehr schön, auch einmal eine Reisepartnerin zu haben, gemeinsame Erinnerungen zu teilen und auch das Trampen hat mehr Spaß gemacht zusammen, weil man eben nicht alleine warten muss. Eigentlich sind wir nur fast 5 Tage zusammen gereist, aber es hatte sich viel länger angefühlt. Weil wir doch so viele krasse, coole und abenteuerliche Sachen zusammen erlebt haben! Und wir haben uns wirklich gut verstanden und viel gelacht. Trotzdem liebe ich auch das Alleine-Reisen sehr und es war dann eben auch wieder schön, nur für mich zu sein. Wir hatten aber ausgemacht, dass ich sie auf jeden Fall noch mal bei ihrer Farm besuchen kommen würde.

Melissa und ichzusammen trampen macht schon mehr Spaß!

 Melissa und ich

So das wars erst mal von mir, ich werde jetzt hoffentlich in nächster Zeit öfters Einträge posten um weiterzuerzählen. :)

Leonie