02Juni
2020

Bless bless, Ísland!

Nach den paar Tagen in Islands Norden, die wirklich sehr schön waren, bin ich dann wieder in den Süden getrampt. Das klappte super, ich schaffte es innerhalb von einem Tag runter in die Nähe von Selfoss! Dort wollte ich auf einen Campingplatz und hatte vor, am nächsten Tag ins porsmörk Gebirge zu fahren. Die Strecke dorthin ist nicht für alle Autos gemacht, da man durch einige teilweise breite Flüsse fahren muss (mit Strömung). Und weil der Ablfugtermin immer näher rückte, ich aber genug Zeit dort zum Wandern haben wollte, beschloss ich einen Bus zu buchen. Spontan entschied ich mich, noch am selben Tag, sehr spät abends mit dem Bus ins porsmörk zu fahren. Das heißt, an diesem Tag startete ich bei Dagny in Akureyri und nachts war ich dann einfach schon im Süden im porsmörk-Gebirge! Konnte es gar nicht glauben, dass ich diese Strecke einfach an nur einem Tag Trampen zurückgelegt hatte!

mit dem Bus durch den Fluss!extra Busse, die sowas schaffen

Ich kam um Mitternacht im porsmörk an, musste aber dann noch mal ein kleines Stück zum Campingplatz wandern. Aber zum Glück wird es zu dieser Jahreszeit in Island nicht mehr dunkel, sodass das kein Problem war. Und am nächsten Tag wachte ich mit diesem Blick auf:

Das war einfach UNGLAUBLICh. Die Landschaft im Porsmörk Gebirbe ist so einzigartig und besonders, das kann ich gar nicht beschreiben, ich lass einfach die Bilder sprechen. Ich war dann 3,5 Tage dort und machte jeden Tag Wandertouren. Das Zelt konnte ich natürlich am Campingplatz stehen lassen und auch das ganze Zeug aus dem Rucksack, sodass ich mit kaum Gepäck unterwegs war – das war so angenehm!
An einem Tag wanderte ich ein Stück von der Fimmvördurhals Wanderung. Diese geht von dort über einen Höhenpass bis zum Wasserfall Skogafoss und dauert 2-3 Tage. Ich hätte ja so gerne diese gesamte Wanderung gemacht, aber hatte immer Pech mit dem Wetter. Denn dort oben auf dem Höhenpass kann es auch im Sommer zu Schneestürmen kommen. Außerdem war der Frühling und Sommer 2018 ja ungewöhnlich kalt, sodass diese Wanderung im Juni immer noch nicht freigegeben war. Diese Wanderung sollte man nur machen, wenn der Wetterdienst sagt, dass es sicher ist, denn es ist wohl schon oft vorgekommen, dass leichtsinnige Touristen gerettet werden mussten oder sogar gestorben sind! Noch dazu sollte man die Wanderung nicht alleine machen aus Sicherheitsgründen, heißt es. Ich konnte also leider nicht die gesamte Wanderung machen. Aber ich war ja bereits das erste Drittel von der Skogafoss Seite aus gewandert, und jetzt wanderte ich das andere Drittel von Seite des Porsmörk Gebirge. Beide Male bis zu der Stelle, wo der Höhenpass beginnt. Also bin ich zumindest schon 2/3 der Wanderung gewandert und das letzte, wahrscheinlich spannendste Drittel hol ich irgendwann anders nach.

Die Tage im Porsmörk waren einfach unglaublich schön und ich bin sehr froh, dass ich es noch dorthin geschafft hatte, denn das ist definitiv auch einer meiner Lieblingsorte in Island!

Den Weg raus aus dem Porsmörk schaffte ich es sogar zu Trampen, das war ja nicht so schwer, weil die Menschen, die dort selbst mit dem Auto hingekommen waren, mussten ja auch irgendwie den Hinweg geschafft haben.

da musste ich runter

 

In den darauffolgenden letzten Tagen in Island machte ich noch ein paar kleine Wanderungen und tourte trampend durch den Süden und Westen Islands. An einem Schlecht-Wetter-Tag ging ich noch in ein „Museum“, das mich in die Lebensweise der Isländer katapultierte, wie sie bis vor vielleicht 100 Jahren noch war. Es handelte sich um ein „Bauernhaus“ auf ganz traditionelle Weise. Nicht nachgebaut oder so, sondern noch das Original, aus Torf und mit einem mit Wiese bewachsenen Dach. Man konnte darin herumlaufen und ich konnte einen echt guten Einblick in das Leben von damals bekommen, wobei „damals“ gar nicht so lang her ist. Sowas find ich immer total spannend.

Wanderung zum Wasserfall Glymurringsherum ne weiße WandGame of Thrones- Fans werden diesen Ort vielleicht erkennender einzelne Tisch dort war mein Stammplatz (in der N1 Tankstelle Borgarnes)Klospiegel-Bild in der Tankstelle

Und am 17. Juli musste ich mich dann bereits schweren Herzens auf den Weg nach Reykjavík machen und saß einen Tag später bereits im Flieger. Ich war echt traurig Island zu verlassen, aber irgendwie freute ich mich schon auch auf Zuhause (mehr als ich mich damals in Neuseeland auf Zuhause gefreut hatte). Ich hatte auf jeden Fall eine hammer Zeit in Island mit sehr vielen und intensiven Natur-Erfahrungen und generell neuen Lebenserfahrungen, die mich haben wachsen lassen.

Zähneputzen mit Ausblick (ich hatte eine biologisch abbaubare Zahnpasta!)kurz vor Ende ging mir das Gas aus - deshalb Instant-Nudeln pur, ungekocht (schmeckt auch)letzte Nacht in meinem Zelt, das zu meinem Zuhause wurde

Bless bless, Ísland! (bye bye)

[Krass, dass ich jetzt einfach erst 2 Jahre später quasi „fertig erzählt“ habe…aber es war mir irgendwie trotzdem die ganze Zeit noch wichtig, das hier zu vervollständigen!]

 Leonie 

02Juni
2020

Wie klein die Welt doch ist + Wiedersehen mit Dagny &Co

Nach meinem kurzen Besuch bei Silja und Dotti machte mich auf den Weg Richtung Nord-Osten. Nach Akureyri zu Dagny und Co., aber mit ein paar Abstechern. Zum Beispiel nahm ich einen kleinen Umweg um die Halbinsel Tröllaskagi. Mit Baru war ich zu Beginn meiner Island Zeit bei unserem ersten kleinen Roadtrip diese Strecke gefahren und ich wollte unbedingt nochmal im Sommer hin, ohne Schnee. Das hat sich auch wirklich gelohnt!

Es gibt ein paar Tunnel auf der Strecke. An einer Stelle der Strecke liegt nur etwa ein Kilometer zwischen dem einen und dem anderen Tunnel und dazwischen kann man nur einen kurzen Blick auf das Tal erhaschen, das zwischen den beiden Bergen liegt. Dort gibt es kein einziges Haus. Als ich damals mit Baru diese Strecke gefahren bin, hatte ich – natürlich :D – den Gedanken, wie cool es bitte wäre, dort einfach ein Stück weg von der Straße zu marschieren und das Zelt aufzubauen. Der Gedanke ließ mich die ganze Zeit nicht mehr los. Deshalb musste ich es einfach noch versuchen. Ich ließ mich also an dieser Stelle zwischen den beiden Tunnelein- und Ausgängen rauswerfen und ging los. Aber in Richtung Meer. Dem Isländer, der mich mitgenommen hatte, hatte ich nämlich mein Vorhaben erzählt und er gab mir den Tipp am Fjord und am Meer entlang zu gehen, bis es nicht weiter geht, weil es dort so eine kleine Rettungshütte gibt. Die ist eigentlich für Schiffsbrüchige oder für in Not geratene Wanderer gedacht, aber er meinte, dass dort fast nie jemand ist, und dass ich dort ruhig eine Nacht schlafen kann. Gesagt, getan! Ich musste durch viel sumpfiges Gelände und einen breiten knietiefen Fluss, um dorthin zu gelangen. Der Fluss war ein kleiner Adrenalinkick aufgrund der Strömung und der Kälte des Wassers, aber das Gefühl danach, wenn man es geschafft hat, ist einfach das Beste. Die Hütte war recht gemütlich und es war irgendwie etwas Besonderes, dort die Nacht zu verbringen! In einem Regal waren viele Lebensmittel, die irgendwann von anderen Wanderern zurückgelassen worden waren. Auf vielen fand ich das Mindesthaltbarkeitsdatum von 2002, 2005…schon sehr witzig.

Irgendwann auf der Strecke wurde ich mal von einem etwas älteren Isländer mitgenommen, der erzählte, dass er in Akureyri wohnt. Ich erinnerte mich an einen Nachmittag, an dem mir Kolla (Dagnys Mutter) Akureyri gezeigt hatte. Ständig geriet sie dabei in Gespräche mit irgendwelchen Leuten, die sie kannte. Ich hatte gescherzt, dass sie ja ganz Akureyri persönlich kennt. Deswegen fragte ich jetzt einfach meinen „Fahrer“, ob er sie zufällig kenne. Es stellte sich heraus, dass er sogar seit Kindestagen mit Kristján (Kollas Mann, Dagnys Papa) befreundet war! So lustig und verrückt, dass ich ausgerechnet von ihm mitgenommen wurde, ich liebe solche Zufälle (oder auch nicht Zufall…?).

Schließlich kam ich bei Dagny und ihrer Familie gut an. Es war wirklich schön alle wieder zu sehen, die Kids haben sich auch sehr gefreut und mich gleich beschlagnahmt um mit ihnen gaaaanz viel zu spielen, was ich natürlich auch gerne tat.

Ich war dann nochmal 5 Tage bei Dagny und Co. An einem Tag machte ich mit den Eltern von Dagny (die ja um die Ecke wohnen) und den Kids eine Bootstour, die zu einer privaten whale watching Tour wurde! Das war der Hammer! Ein paar Mal war ein Wal wirklich nah bei uns, ich hatte mich riesig gefreut, das noch zu erleben und war sehr dankbar, dass Dagnys Eltern das ermöglicht hatten.

An einem anderen Tag machten wir noch einen anderen Ausflug (Dagny, ihre Mutter, die Kids und ich). Wir fuhren durch ein Tal ans Meer und das Besondere war, dass dort einfach niemand ist! Im ganzen Tal und am Strand gibt es kein einziges Wohnhaus (nur eine Hütte für Wanderer). Im Sommer lassen sie ihre Schafe hier frei und im Herbst sammeln sie die Schafe wieder ein in einer großen Aktion, mit den Pferden etc. Dass die Bauern in Island das so machen, hab ich ja auch schon auf der Schaffarm bei Silja und Dotti gelernt. Das ist immer ein großes Ereignis und ich will das unbedingt mal miterleben.

Leonie

02Juni
2020

Wenn die Sonne nicht mehr untergeht

Nach meinem kurzen Besuch bei Silja und Dotti machte mich auf den Weg Richtung Nord-Osten. Nach Akureyri zu Dagny und Co., aber mit ein paar Abstechern. Zum Beispiel nahm ich einen kleinen Umweg um die Halbinsel Tröllaskagi. Mit Baru war ich zu Beginn meiner Island Zeit bei unserem ersten kleinen Roadtrip diese Strecke gefahren und ich wollte unbedingt nochmal im Sommer hin, ohne Schnee. Das hat sich auch wirklich gelohnt!

es wachsen überall wilde Lupinen (die die einheimischen Pflanzen verdrängen, also nicht so positiv für die Flora in Island)Island-Bräune! (nur die Hände, weil man fast immer langärmliges tragen muss)

Es gibt ein paar Tunnel auf der Strecke. An einer Stelle der Strecke liegt nur etwa ein Kilometer zwischen dem einen und dem anderen Tunnel und dazwischen kann man nur einen kurzen Blick auf das Tal erhaschen, das zwischen den beiden Bergen liegt. Dort gibt es kein einziges Haus. Als ich damals mit Baru diese Strecke gefahren bin, hatte ich – natürlich :D – den Gedanken, wie cool es bitte wäre, dort einfach ein Stück weg von der Straße zu marschieren und das Zelt aufzubauen. Der Gedanke ließ mich die ganze Zeit nicht mehr los. Deshalb musste ich es einfach noch versuchen. Ich ließ mich also an dieser Stelle zwischen den beiden Tunnelein- und Ausgängen rauswerfen und ging los. Aber in Richtung Meer. Dem Isländer, der mich mitgenommen hatte, hatte ich nämlich mein Vorhaben erzählt und er gab mir den Tipp am Fjord und am Meer entlang zu gehen, bis es nicht weiter geht, weil es dort so eine kleine Rettungshütte gibt. Die ist eigentlich für Schiffsbrüchige oder für in Not geratene Wanderer gedacht, aber er meinte, dass dort fast nie jemand ist, und dass ich dort ruhig eine Nacht schlafen kann. Gesagt, getan! Ich musste durch viel sumpfiges Gelände und einen breiten knietiefen Fluss, um dorthin zu gelangen. Der Fluss war ein kleiner Adrenalinkick aufgrund der Strömung und der Kälte des Wassers, aber das Gefühl danach, wenn man es geschafft hat, ist einfach das Beste. Die Hütte war recht gemütlich und es war irgendwie etwas Besonderes, dort die Nacht zu verbringen! In einem Regal waren viele Lebensmittel, die irgendwann von anderen Wanderern zurückgelassen worden waren. Auf vielen fand ich das Mindesthaltbarkeitsdatum von 2002, 2005…schon sehr witzig.

schön gemütlichschön gemütlichganz alleine. Ich liebsganz alleine. Ich liebsda musste ich durch (sau kalt + knietief + Strömung)

Irgendwann auf der Strecke wurde ich mal von einem etwas älteren Isländer mitgenommen, der erzählte, dass er in Akureyri wohnt. Ich erinnerte mich an einen Nachmittag, an dem mir Kolla (Dagnys Mutter) Akureyri gezeigt hatte. Ständig geriet sie dabei in Gespräche mit irgendwelchen Leuten, die sie kannte. Ich hatte gescherzt, dass sie ja ganz Akureyri persönlich kennt. Deswegen fragte ich jetzt einfach meinen „Fahrer“, ob er sie zufällig kenne. Es stellte sich heraus, dass er sogar seit Kindestagen mit Kristján (Kollas Mann, Dagnys Papa) befreundet war! So lustig und verrückt, dass ich ausgerechnet von ihm mitgenommen wurde, ich liebe solche Zufälle (oder auch nicht Zufall…?).

Schließlich kam ich bei Dagny und ihrer Familie gut an. Es war wirklich schön alle wieder zu sehen, die Kids haben sich auch sehr gefreut und mich gleich beschlagnahmt um mit ihnen gaaaanz viel zu spielen, was ich natürlich auch gerne tat.

spielen mit den Kidsspielen mit den KidsRhabarber aus dem Garten (oder in diesem Fall: Regenschirme)Blick vom Haus

Ich war dann nochmal 5 Tage bei Dagny und Co. An einem Tag machte ich mit den Eltern von Dagny (die ja um die Ecke wohnen) und den Kids eine Bootstour, die zu einer privaten whale watching Tour wurde! Das war der Hammer! Ein paar Mal war ein Wal wirklich nah bei uns, ich hatte mich riesig gefreut, das noch zu erleben und war sehr dankbar, dass Dagnys Eltern das ermöglicht hatten. (ich hab kein gutes Foto von den Walen, nur Videos, die kann ich hier aber leider nicht hochladen)

die geborene Kapitäninein Wal!

An einem anderen Tag machten wir noch einen anderen Ausflug (Dagny, ihre Mutter, die Kids und ich). Wir fuhren durch ein Tal ans Meer und das Besondere war, dass dort einfach niemand ist! Im ganzen Tal und am Strand gibt es kein einziges Wohnhaus (nur eine Hütte für Wanderer). Im Sommer lassen sie ihre Schafe hier frei und im Herbst sammeln sie die Schafe wieder ein in einer großen Aktion, mit den Pferden etc. Dass die Bauern in Island das so machen, hab ich ja auch schon auf der Schaffarm bei Silja und Dotti gelernt. Das ist immer ein großes Ereignis und ich will das unbedingt mal miterleben.

Ausflug mit der family

Leonie

02Juni
2020

Die einsame Straße Richtung Norden

Vom 20. auf den 21. Juni ist ja die Mitternachtssonne in Island. Wobei schon eigentlich im ganzen Juni mitternachts noch die Sonne scheint. Aber am 20. Juni hat der Tag die meisten Sonnenstunden und ab dann gewinnt Stück für Stück wieder die Nacht die Oberhand. Im Internet wurde empfohlen, dass man sich in dieser Nacht im Westen Islands aufhalten sollte, an einem Ort wo keine Berge oder so im Weg sind, sondern wo man Blick auf das Meer und den Horizont hat, dort wo die Sonne verschwindet. Denn es hieß, dass die Sonne dann nur etwas hinter dem Horizont verschwindet, um dann direkt wieder aufzugehen! Das wollte ich auf jeden Fall erleben und es war mein Plan, in diesem Zeitraum in den Westfjorden zu sein und davor noch Silja und Doddi auf der Schaffarm zu besuchen.

Es waren noch etwa 5 Tage bis ich bei der Schaffarm sein wollte und ich beschloss noch mal ein paar Orte auf der Halbinsel Snaefellsnes zu besuchen. Dort war ich ja schon Ende April, nach dem ich bei Dagnys Familie war und bevor ich bei Silja und Doddi wohnte. Weil der Winter aber damals nochmal bisschen eingebrochen war, hatte ich ein paar Orte ausgelassen, dich ich aber noch gerne sehen wollte, und das holte ich jetzt nach:

  • Kleine Wanderung zum Krater Eldborg
  • Basaltsäulen „Gedurberg“
  • Kleine Küstenwanderung zwischen Anarstapi und Hellnar
  • Wasserfall Kirkjufellfoss, da war ich im April schon gewesen aber wollte noch mal die „Sommeredition“ sehen

In Borgarnes hatte ich so meine „homebase“. Ich campte an einer versteckten Stelle, etwa eine Stunde Fußweg von Borgarnes entfernt. Dort war ich schon mal gewesen und das war einfach ein super Ort, an den ich immer wieder zurückkehren konnte (auch noch mal gegen Ende meiner Island Zeit). Außerdem verbrachte ich viele Stunden in der N1 Tankstelle, wenn es z.B. regnete. Ich liebte diese Tankstelle, denn dort gab es einen Platz – mein Stammplatz – mit einem Tisch direkt an einer Steckdose! Außerdem gab es pro Tag 4 Stunden kostenloses Wlan. Ich hab mich da irgendwie voll wohl gefühlt!

Eine Nacht habe ich aber noch an einem Ort verbracht, an dem ich im April auch schon war, als noch Schnee lag. Es ist schwer zu beschreiben, welchen Ort ich meine, da es keine Touristenattraktion oder so ist. Es ist relativ abseits gelegen und man trifft dort kaum auf Leute.

Jedenfalls bin ich wieder diesen Weg gegangen, nur jetzt mit einer wunderbar grünen Umgebung! Das war auch wirklich sehr schön, wobei ich von der „winter edition“ etwas mehr angetan war, mit dem Schnee wirkte alles so verzaubert…
Ein kleiner Weg führte mich dann zwischen dem Lavafeld hindurch und dahinter breitete sich eine große Wiese aus. Ich war dort komplett allein. Es gab einen Bach. Perfekt zum wildcampen.

Nach ein paar eher entspannten Tagen auf der Halbinsel Snaefellsnes machte ich mich dann wieder auf den Weg in die Westfjorde, um Silja und Doddi zu besuchen.  
Davor kam aber dann noch mal eine kleine überraschende Planänderung, dazu muss ich aber kurz ausholen. Und zwar gibt es im Norden der Westfjorde startend von Holmavík, der „größeren“ Stadt der Umgebung, eine Straße, die noch weiter nach Norden führt und dann auch irgendwann nach hundert Kilometern aufhört. Die Strecke geht entlang der Strandir Küste, die in meinem Reiseführer als dünn besiedelte, einsame Region beschrieben wurde. Perfekt für mich! Ich wollte wirklich gerne diese Strecke entlang fahren, jedoch dachte ich mir, dass ja sowieso kaum einer da lang fährt, außer die paar Leute, die dort wohnen. Und dann die Chance mitgenommen zu werden und auch wieder rechtzeitig zurückzukommen (rechtzeitig für die Mitternachtssonne), schätzte ich als nicht sehr groß ein und hatte diese Ecke für mich eigentlich schon abgehakt.
Dann war ich jedenfalls auf dem Weg zu Silja und Doddi und erfuhr dann irgendwann von meinem „Fahrer“, dass er genau diese Strecke entlangfahren wird zu dem kleinen Ort Nordurfjördur ganz am Ende der Strecke! Das kam total unerwartet und spontan beschloss ich mich, mit ihm mitzukommen!

Gudjon war sehr nett und erzählte viel. Er lebt eigentlich in Reykjavík, aber er arbeitet als Fischer und verbringt immer ein paar Tage in der Woche dort auf seinem kleinen Fischerboot.
Die Fahrt war wirklich sehr schön, auch wenn es leider regnete und die Wolken relativ tief standen. Ich war trotzdem total begeistert. Ein Stück „wildes Island“.

Nachmittags kamen wir an. Ich ging aufs Klo und als ich zurück zu seinem Auto kam (hatte meinen Rucksack noch dort), redete er gerade mit einem anderen Mann. Nach einer Weile (ich wollte ja nicht unterbrechen und auch nicht einfach gehen), sagte Gudjon zu mir, dass ich 3 Möglichkeiten habe, wo ich schlafen könnte. Entweder bei ihm im Boot, bei seinem Kumpel Gudlaugur zu Hause oder auf dem Campingplatz. Ich war total sprachlos und etwas überrumpelt mit den Angeboten, damit hatte ich ja überhaupt nicht gerechnet! Das Boot war ziemlich klein und ich wollte nicht so lange im engen Raum sein mit Gudjon, so nett er auch war, und es regnete ziemlich stark, weshalb ich auch nicht so scharf darauf war mein Zelt aufzubauen und entschied mich dann, mit Gudlaugur mitzukommen, der sich darüber freute weil er gerne Gäste hat. Ich war so überwältigt, dass ich gar nicht wusste, wie ich meine Dankbarkeit in Worten ausdrücken sollte. Ich meine, er kannte mich ja eigentlich gar nicht!

Er lebt mit seinem alten Vater zusammen, dessen Schaffarm er übernommen hat. Er gab mir auch eine kleine Führung über seinen Hof. Ich durfte im Zimmer seiner Kinder schlafen, die gerade nicht da waren.

Ich ging dann noch mal zum kleinen Hafen zu Gudjon, weil ich mich noch mal bei ihm bedanken wollte und auch gerne sein Boot sehen wollte. Promt lud er mich zu einem Mikrowellenfertigessen ein und obwohl ich dankend verneinte bestand er darauf, dass ich es annehme. Wow, was für unfassbar hilfsbereite Menschen ich immer wieder kennenlernen durfte! Wir unterhielten uns viel, ich glaube er war einfach froh, etwas Gesellschaft zu haben. Schließlich verbringt er ja auch 4 Tage die Woche allein im Boot auf dem Wasser!
Und es ging noch weiter! Abends wollte ich mir eigentlich mein Essen kochen aber Gudlaugur wollte unbedingt, dass mitkomme in das kleine Café, das es dort gibt. Dort aßen wir dann mit Freunden von ihm zu Abend und obwohl ich mich wehrte, lud er mich ein. Es war sehr nett dort, auch wenn ich hauptsächlich nur dabei saß und zuhörte wie die anderen plapperten und plapperten, ohne etwas zu verstehen. Eine Frau hatte ihre ca. 10jährige Tochter dabei, das ist das einzige Kind, das in der Gegend lebt! Die Schule wurde auch geschlossen, weil nur noch sie übrig war. Schon krass!
Ich freue mich auf jeden Fall immer, wenn ich so bei den „locals“ dabei sein darf und auch gleich so aufgenommen werde, dann fühl ich mich auch nicht so sehr als Touri.

Ein paar Kilometer entfernt gibt es ein kleines Schwimmbad, Krossneslaug (natürlich mit natürlich warmen Wasser) und alle meinten, dass ich da unbedingt noch hin müsste. Also fuhren wir noch um fast Mitternacht dort hin – es war ja noch hell – und ich genoss das warme Wasser mit Blick auf das Meer. Mega!

um Mitternachtmitternachts

Am nächsten Tag startete ich vormittags meine Tagesreise zu Silja und Doddi. Ich war erstmal einfach am Strand und genoss die Sonne, die den Regen und die Wolken vom Tag davor verdrängt hatte, denn es kam eh noch kein Auto. Ich stellte mich auf eine lange Wartezeit ein, musste aber dann erstaunlicherweise doch nur ne dreiviertel Stunde warten!
Auf der Rückfahrt die Strandir Küste entlang war ich noch mal mehr von den Socken, als bei der Hinfahrt, da ja jetzt auch noch das Wetter toll war. Was für dramatische Berge, steile Abhänge, Spitzen, Felsen, Fjorde und Buchten! Das ist definitiv eine meiner Lieblingsorte-/Strecken in Island! Vor allem, dass es eine so verlassene Gegen ist, macht es für mich nochmal besonderer!

ab Juni muss man immer mit Schafen auf den Straßen rechnen

Leonie

02Juni
2020

Wiedersehen mit Melissa

Nach der 2-Tages-Wanderung kam ich in dem kleinen Ort Husavík an. Dort gab es einen tollen Campingplatz, wo sogar Dusche und WLAN im Preis mitinbegriffen waren (ist oft nicht der Fall). Die Dusche war herrlich (hatte mich schließlich einige Tage danach gesehnt…). Und es schien die Sonne und war so warm (für isländische Verhältnisse), ich konnte halt echt im kurzen Tshirt sein, mit offenen, frisch gewaschenen Haaren, Sonnenbrille und Flipflops…ich fühlte mich wie im Sommerurlaub! Und so ging ich dann auch noch mal in die Stadt…dort läuft wahrscheinlich nicht so oft jemand in Flipflops rum, haha. Aber es war halt auch so angenehm zu laufen, ohne dass die Blase weh tat!

Am nächsten Tag trampte ich von dort in die Richtung, aus der ich ein paar Tage vorher gekommen war, ich kam an dem Tag bis nach Egilsstadir. Das letzte Stück wurde ich von einem netten, etwas älteren Isländer in seinem kleinen Lastwagen mitgenommen. Wir unterhielten uns viel und gut und irgendwann fragte ich ihn, ob er in der Nähe von Egilsstadir eine Möglichkeit wisse, wo ich mein Zelt aufbauen könnte. Er bot mir an, auf dem Grundstück seiner Firma zu zelten – perfekt für mich, denn somit war es ja legal und trotzdem kostenlos und auch wieder so eine Art wildcamping-Erfahrung, die ich ja so liebe. Ich war sehr dankbar für diese Möglichkeit.

An dem Abend passierte es das erste Mal, dass ich tatsächlich kein Proviant mehr hatte, aber für das Abendessen reichte es zum Glück noch. Am nächsten Tag musste ich also auf jeden Fall einkaufen in Egilsstadir, ich war ungefähr 5-6 km entfernt vom Supermarkt. Aber der Ortseingang war nur noch 2 km entfernt, und da hat man schlechte Karten mitgenommen zu werden, wie ich merkte. Also musste ich laufen, doch meine Blase schmerzte immer noch so, dass ich wieder die Flipflops anzog. Weil aber ein leichter Wind ging und ich an den Füßen nicht auskühlen wollte, ließ ich die Socken an. Das waren ausgerechnet die blasspinken Socken. Ich musste über mich selbst lachen, ich sah sicher sehr witzig aus, so im Gesamtpaket.
Mein Rucksack war zum Glück „sehr“ leicht, denn es fehlten ja 1 Kilo Essen und 1,5 Kilo Wasser, was ich ja sonst immer noch mitschleppte (am Schlafplatz gab es keinen Bach oder irgendeine Wasserquelle).

Zu dem Zeitpunkt waren es tatsächlich erst 2 Wochen, die ich unterwegs war, nachdem ich von der Schaffarm los gegangen war! Wow, das ist eigentlich gar nicht lang, aber es ist unglaublich viel passiert in der Zeit, dass ich es selbst gar nicht fassen konnte und es sich auch viel länger anfühlte, als 2 Wochen. Außerdem konnte ich gar nicht glauben, was für ein Glück ich in der Zeit mit dem Wetter hatte! Kaum Regentage und vor allem kaum starker Wind, ich hatte nie Probleme mit dem Zeltaufbau!

Ich trampte weiter und wurde von nem netten Ehepaar aus England mitgenommen, bis zum kleinen Ort Kirkjubaearklaustur (ein fieser Ortsname!). Dort wollten sie Essen gehen und ich selbst machte mir auch was zu Essen. Sie meinten, wenn sie mich später noch an der Straße stehen sehen würden, würden sie mich wieder mitnehmen. An der Tankstelle kam ich dann ins Gespräch mit einem sehr inspirierenden Mann aus Deutschland, der schon viele Jahre in Island lebte. Wir unterhielten uns recht lange über recht tiefgründige Themen, was total spannend war. Das lieb ich auch so am (alleine) Reisen: man trifft immer wieder zufällig interessante Leute kennen, wodurch dann oft inspirierende Gespräche entstehen.
Am Nachmittag stellte ich mich dann wieder an die Straße und lustigerweise kam schon bald das Ehepaar aus England vorbei und nahm mich wieder mit!

Abends erreichte ich den Seljalandsfoss und ging dort wieder zu meinem wildcamping Spot, an dem ich ja schon mal war. Ich hatte mit Melissa ausgemacht, sie am nächsten Tag zu besuchen, denn ihre Farm war ja in der Nähe von Selfoss, also nicht allzu weit entfernt. Aber erstmal genoss ich es am nächsten Tag bis zum Nachmittag einfach mal NICHTS zu machen (es regnete eh). Einfach nur im Zelt liegen und Lesen. Kein Programm. Das tat sooo gut und brauchte ich wirklich nach 2 mega vollen Wochen! Am frühen Abend erreichte ich dann Melissas Farm, war total schön, sie wieder zu sehen. Sie arbeitete mit ein paar anderen Freiwilligen auf einer Huskyfarm und ich durfte bei denen auf der Couch schlafen. Und natürlich duschen…und Wäsche waschen…herrlich. Solch eigentlich alltäglichen Dinge werden zu einem Luxus beim Rucksackreisen (zumindest bei meiner Art zu Reisen). Außerdem war es einfach mal wieder schön sozusagen soziale Kontakte mit Gleichaltrigen zu haben, das tat mir echt gut.

In den darauffolgenden Tagen machte ich noch ein paar Trips in der etwas weiteren Umgebung von Selfoss, z.B. war ich im „Schwimmbad“ Seljavallalaug. Dabei handelt es sich um den ältesten selbstgebauten Pool Islands, er wurde 1922 gebaut und wird seitdem mit warmen Grundwasser versorgt. Er ist von Bergen umgeben und man muss ein Stück zu Fuß gehen, um dorthin zu gelangen. Deshalb sind dort auch nicht so viele andere Touristen, zumindest im Vergleich zu anderen Attraktionen an der Südküste. Dort bin ich dann auch ins Wasser gegangen, was echt sehr angenehm war. Wie in einer Badewanne, aber halt in der Natur und mit tollem Ausblick...

Leonie 

 

02Juni
2020

Die längste Wanderung meines Lebens

Die nächsten 2 Tage Wanderung vom Wasserfall Dettifoss bis zur Hufeisen-Schlucht Ásbyrgi waren der Hammer, aber auch seeehr anstrengend. Am ersten Tag war ich ernsthaft 11 Stunden unterwegs, davon sicher 9-10 Stunden Gehzeit. Das war die längste Wanderung (an einem Tag) in meinem Leben bisher.
An einer Stelle gab es zwei Möglichkeiten zu gehen: entweder den leichteren Weg, oder den Weg durch die Hafragil-Schlucht, doch da musste man an einer Stelle ein Stück steiles Geröll mit einem Halteseil runterklettern. Und das wollte ich nicht unbedingt mit ca. 22 Kilo auf dem Rücken. Also ging ich den leichteren Weg durch die mondartige Landschaft. Es war total karg, wie eine Stein-Geröllwüste oder so. Es knallte die Sonne herunter und es war so warm, dass ich sogar im kurzen Tshirt laufen konnte! Die wenigen Tage, wo ich in Island mit kurzem Tshirt rumlaufen konnte, waren immer irgendwie was Besonderes. Irgendwann kam ich auf den Fluss Jökulsá zu, der in einer Schlucht unten im Tal verläuft, umgeben von den steilen Felswänden. Oben, wo ich entlang lief, war es eben so karg und okkerfarben, aber dann eröffnete sich der Blick auf dieses grüne Flusstal, wow! Ich war stark beeindruckt. An dieser Stelle kam der Weg von der Schlucht rauf, der durch ein Stück der Schlucht geführt hatte – der schwerere Weg, von dem ich vorher sprach. Jetzt, wo ich dieses grüne Flusstal sah, konnte ich nicht anders, als dort auch noch nen Abstecher hin zu machen. Also lies ich meinen großen Rucksack da oben und nahm nur meinen kleinen Rucksack mit und ging dann quasi den ganzen Weg durch die Schlucht, fast bis zu der Stelle, wo ich mich ein paar Stunden vorher für den leichteren Weg entschieden hatte. Dieser Part war eigentlich der schönste von der ganzen Wanderung, muss ich sagen. Einerseits weil alles so wunderbar grün war, und dort gab es auch noch einen kleinen bezaubernden Wasserfall!

Ich hatte auf dem Handy eine App, das war eine offline map, also eine Karte für die ich kein Internet brauchte, um sie anzugucken. Und wenn ich am Handy GPS einschaltete konnte ich auch sehen wo ich war und auch Routen berechnen (diese Funktionen hab ich sehr oft gebraucht in Island, hatte diese App auch schon in Neuseeland, die ist echt das Beste für Reisen! Sie heißt „maps.me“, für alle, die es interessiert). Sogar viele Wanderrouten sind dort eingetragen, so auch diese. Dadurch konnte ich sehen, wie viele Kilometer ich noch von dem Campingplatz entfernt war, zu dem ich wollte. Es wurde auch eine Zeitangabe berechnet, doch ich musste immer wieder feststellen, dass diese überhaupt nicht stimmte. Bzw. sie stimmte schon für die normale Gehgeschwindigkeit, doch sie bezog natürlich nicht die Bodenbeschaffenheit oder das Bergauf/ab Gehen mit ein. Aber am Anfang glaubte ich der Zeitangabe noch. Ich war von meinem Abstecher in die Schlucht zurück, der doch länger gedauert hatte als gedacht. Von dort hieß es, dass ich noch 3 Stunden brauchen würde bis zum Campingplatz. Nach einer Stunde schaute ich noch mal nach und sah, dass ich kaum weiter gekommen war und dachte mir „okay, ab jetzt noch ca. 3 Stunden“. Das gleiche wiederholte sich wieder eine Stunde später. Die Zeit verging total schnell und ich hatte auch das Gefühl dass ich schnell genug ging, aber auf der Karte kam ich einfach nicht voran. Und das war schon ein bisschen ein deprimierendes Gefühl. Aber ich ließ mich davon nicht zu stark beeinflussen und freute mich über diese wunderschöne Natur. Die Strecke ging immer den Canyon entlang, wo unten der Fluss floss. Vor allem war ich begeistert über das viele und intensive grün! Nach so langer Zeit nur weiß bzw. brauner Landschaft.

Es kamen auf der Strecke noch ein paar „Attraktionen“, teilweise kleine extra Abstecher, die ich aber alle machen wollte. Und an einer Stelle musste ich durch einen kleinen Fluss waten, bis zu den Knien durch eiskaltes Wasser. Aber das Gefühl danach in den Schuhen ist toll, denn dann sind die Füße so richtig schön warm.
Das einzige Problem war, dass sich inzwischen an der einen Ferse eine Blase gebildet hatte, die sehr weh tat. Dabei hatte ich extra Blasenpflaster drauf geklebt. Das machte das Gehen halt noch schwieriger… 

Abends um fast halb 9 kam ich dann ENDLICH an dem Campingplatz an. Krass! 11 Stunden unterwegs und den Großteil davon mit 22 Kilo auf dem Rücken. Wow, ich hätte vorher selbst nicht von mir geglaubt, dass ich das schaffen würde…aber ich habs geschafft. Und da war ich dann schon echt stolz auf mich. Der Campingplatz bestand eigentlich nur aus einer Wiese, einem Klo und Wasserhahn. Sonst war da niemand, auch kein Ranger zum Geld einsammeln oder so, da hatte ich ja schon wieder Glück.

Ich war komplett geschafft an dem Abend, wie man sich vielleicht vorstellen kann. Außerdem stellte ich fest, dass ich nicht nur ne enorm große Blase an der Ferse hatte, sondern ich mir diese Ferse sogar etwas blutig gelaufen hatte. Ich musste die Blase dann aufstechen, weil ich es nicht aushielt, so wieder in die Schuhe zu schlüpfen. Aber die Details erspar ich euch mal.

Trotzdem war es ein unglaublich toller Tag und eine absolut geile Wanderung. Vor allem, weil ich kaum Menschen begegnet bin! Und das Wetter war natürlich auch genial.

Der zweite Tag war auch toll. Dieses Mal war der Himmel zwar bedeckt, aber das war auch okay. Außerdem passte es jetzt irgendwie zum neuen Landschaftsbild. Nämlich waren da am Flusslauf überall so bizarre Lavagesteintürme…keine Ahnung wie ich das jetzt schon wieder beschreiben soll. Auf jeden Fall faszinierend. Ich hab mir auch bildlich vorgestellt, wie da einst die Lavamassen entlang geflossen sein müssen und dann durch die Berührung mit dem kalten Wasser zu diesen krassen Formen erstarrt sind…


Eine weitere Attraktion war der „Raudahólar“ (roter Hügel) und der Name beschreibt ihn auch perfekt. Sieht total cool aus! Der Teil der Wanderung bis dahin war echt toll, weil es so verschiedene Landschaftsbilder und Attraktionen gab, das war total spannend. Aber danach kam eine Strecke, die zwar auch schön war, aber landschaftlich jetzt nicht soo außergewöhnlich oder so. D.h. auch die Landschaft konnte mich dann nicht mehr von meiner schmerzenden Blase ablenken, sodass ich dann meinen mp3 Player rausholte und mir ein Hörbuch anhörte.

Und endlich kam ich irgendwann an dem Höhepunkt der Wanderung an, bei der Ásbyrgi Schlucht! Dort war ich ja schon im März, als ich mal einen Ausflug gemacht hab von Dagny &Familie aus. Das ist diese hufeisenförmige Schlucht, ich hab die ja schon mal versucht zu beschreiben (im Blogeintrag vom 18.04.2018). Damals war ich ja auf diesem Gesteinskeil Eyja in der Mitte der Schlucht. Dieses Mal kam ich an der oberen (runden) Spitze der Schlucht an.

Der Blick war jedenfalls unglaublich. Alles da unten war wunderbar grün, wow! Denn das letzte Mal war ja noch alles so grau-braun, weil die Bäume noch keine Blätter trugen. Ich hatte „damals“ ja beschlossen, dass ich im Sommer noch mal kommen möchte und war echt froh, dass ich das dann auch geschafft hab.

Diese Wanderung vom Dettifoss bis Ásbyrgi hat sich trotz ein paar Unbequemlichkeiten wirklich sehr gelohnt!

als ich im April dort war, war ich auf der "Felsinsel", die man hier ganz klein da hinten in der Mitte sieht

Leonie

01Juni
2020

Raus aus der Struktur, treiben lassen

Ich hatte eigentlich vor, noch ein paar andere Orte im Süden zu erkunden. Aber die Wettervorhersage sagte, dass das Wetter nur noch paar Tage lang schön bleiben würde und dann war Regen angesagt. Ich wollte aber noch die 2-Tages-Wanderung vom Wasserfall Dettifoss nach Ásbyrgi machen und dafür war gutes Wetter wichtig. Daher schmiss ich mal wieder meine groben Pläne auf den Kopf und beschloss, mich direkt auf den Weg zum etwa 700km entfernten Wasserfall Dettifoss zu machen (es war schon am frühen Nachmittag, deswegen war mir klar, dass ich erst frühestens am nächsten Tag ankommen würde).

Das liebe ich z.B. am (alleine) Reisen. Ich habe einfach die völlige Freiheit, spontan meine Pläne über den Haufen zu werfen, muss mich mit niemandem absprechen. Und wann hat man schon in seinem Alltag die Möglichkeit, gleichzeitig total planlos und pflichtenlos zu sein, aber trotzdem irgendwie ein paar Ideen und grobe Pläne zu haben, die man aber einfach so wieder spontan umändern kann, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Raus aus der Struktur, treiben lassen. Das verbinde ich u.a. mit dem Gefühl von Freiheit. Ich liebe dieses Gefühl und kenne es eigentlich nur von meinen Reisen.

Ich kam wirklich gut voran, musste gar nicht lange warten beim Trampen. Und ab Vík wurde ich dann von einem sehr netten, älteren Schweizer mitgenommen, der selber nach Egilsstadir musste. Perfekt, das ist fast die ganze Strecke bis zum Dettifoss! Da hatte ich wirklich Glück. An dem Tag kamen wir bis nach Höfn und blieben dort auf dem Campingplatz. Die Strecke war uuuunglaublich schön! Und vor allem war ich wieder so fasziniert, wie oft und schnell sich die Landschaftsbilder wandeln. Bei Vík war noch alles ganz grün, mit diesen typisch isländischen Bergen neben der Straße. Dann kommt eine Strecke, wo man umgeben ist von absolut flachem Boden, der mit schwarzem Kies/Geröll bedeckt ist. Die Gletscher haben dieses gewaltige Flachland hinterlassen und weil so geiles Wetter war, konnte man die Gletscherzungen in der Ferne auch perfekt sehen! Dann kommt wieder ein Abschnitt, wo man den Bergen viel näher ist, aber die Berge dort haben einen ganz anderen Charakter als bei Vík…
Die Atmosphäre, die durch den Wechsel von Wolken und Sonne entstand, war einfach der Hammer. Das kann ich gar nicht beschreiben. Diese Fahrt war tatsächlich schon eine Attraktion für sich!

Wir kamen auch noch an der Jökulsarlon Gletscherlagune vorbei. Dort gibt es ja einerseits den Gletschersee, in dem Eisberge schwimmen und eine Stelle am Strand, an dem kristallklare „Eiswürfel“ rumliegen (diamond beach). In meinen ersten Tagen auf Island war ich ja nur kurz am Gletschersee, denn es schwammen lediglich zwei mittelgroße Eisberge darin. Und ich wollte ja auch noch zum diamond beach, aber es war ein ekeliger Schneesturm und ich wurde ja dann von den 3 Thailänderinnen mitgenommen und kam dann nicht mehr zum diamond beach. Das war mir tatsächlich dann doch irgendwie die ganze Zeit ein Dorn im Auge, ich hätte dort halt schon noch ganz gerne hingeschaut. Und jetzt endlich hatte ich die Möglichkeit, noch dazu bei super duper Wetter. Zuerst schauten der Schweizer und ich zum Gletschersee und ich war total überrascht und überwältigt: der ganze See war voller kleiner und großer Eisberge, manche hatten eine ganz intensiv blaue Farbe und mit der Sonne war das einfach unglaublich schön! Ich hatte ja anfangs gedacht es würde Sinn machen eher im Winter dorthin zu kommen, aber natürlich ist das gar nicht so, wurde mir dann klar, denn im Frühling fängt der Gletscher ja an etwas zu schmelzen und dann erst brechen natürlich auch die Eisberge ab in den See. Deswegen war ich ja auch im März etwas enttäuscht, nur zwei gesehen zu haben.
Ich schlug dann auch noch vor, an den diamond beach zu gucken. Und es lagen tatsächlich einige kleine und mittelgroße Kristallbrocken herum. Sie funkelten im Sonnenlicht, was einen starken Kontrast bildete zum schwarzen Strand. Der Strand hat seinen Namen „diamond beach“ auf jeden Fall verdient. Ich war richtig happy, jetzt doch noch dort gewesen zu sein und auch noch bei dem tollen Wetter!

diamond beach

Am nächsten Tag fuhr ich dann mit dem Schweizer mit bis nach Egilsstadir. Und war wieder total geflasht. Die Fahrt war wieder FANTASTISCH!!! Die Ostfjorde sind einfach unfassbar schön. Wir haben auch öfters mal angehalten, um den Blick zu genießen. Das ist so cool in Island, man fährt einfach nur die „Hauptstraße“ entlang und entdeckt allein so schon so viele wundervolle Orte!
Außerdem war die Strecke ab Höfn auch gleich viel weniger touristisch, da die meisten Touris, die nicht so lang bleiben, eben nur den Süden bis nach Höfn abfahren und dann wieder zurück nach Reykjavík.
Ich bin die Strecke ja auch schon Anfang März gefahren, als noch Schnee lag. Ich fand es total toll, jetzt die gleiche Umgebung zu sehen, aber alles in grün!
Ich finde sogar, die Strecke zwischen Höfn und Egilsstadir ist der schönste Teil der Ringstraße und einer der schönsten Strecken, die ich auf Island, aber auch überhaupt gefahren bin (also, ich spreche nur von mit dem Auto befahrbare Straßen).

Ostfjorde

Nach Egilsstadir verändert sich die Landschaft wieder plötzlich drastisch und man fährt durch eine Art Mondlandschaft. Überall waren so spitz zulaufende „Schutthügel“…sie erinnerten mich an Kiesschutthügel auf Baustellen, nur eben in groß. Und keine Pflanzen waren zu sehen! Ich fühlte mich echt ein bisschen wie auf nem anderen Planeten oder so. Und es war eine ganz andere Atmosphäre als „damals“ im Winter, wo noch alles weiß war…verrückt.

Schon am Nachmittag erreichte ich dann meinen Zielort, den Wasserfall Dettifoss. Auch hier war ich total begeistert, den Unterschied zwischen Winter und Sommerlandschaft zu sehen. Denn beim Dettifoss war ich ja auch schon mal mit dem anderen Mädel Baru bei einem Tagesausflug, als ich noch bei der Familie in Akureyri gewohnt hatte.

unter dem Regenbogen

Beim Dettifoss befand sich ein Campingplatz. Doch ich war dann etwas überrascht, denn es handelte sich dabei im Prinzip einfach nur um eine kleine Fläche und eine Picknickbank und sonst nichts. Dort war auch niemand. Ich hatte gelesen, dass dort regelmäßig ein Ranger vorbeikommt und das Geld einsammelt und einen Trinkwasservorrat auffüllt. Aber der kam wohl nicht, und der Trinkwasservorrat war auch leer. Das Trinkwasser war das einzige, was mir ein bisschen Sorgen bereitete, denn ich hatte nur meine zwei aufgefüllten ¾ Liter Flaschen und ich brauchte das Wasser ja auch zum Kochen und hatte eine lange Wanderung am nächsten Tag vor, wo ich ja auch Wasser brauchte. Außerdem gab es halt auch absolut keinen Fluss (bis auf den großen vom Dettifoss, aber an diesen kam man nicht ran). Ich fand dann in der Umgebung einen Mini-„See“ oder anders gesagt, eine „Riesen-Pfütze“ oder so, also halt ein mit vermutlich Regenwasser und Schmelzwasser gefülltes Loch. Ach, das ist irgendwie schwer zu beschreiben. Jedenfalls benutzte ich das Wasser daraus dann zum Kochen, denn dabei kochte ich es ja eh nochmal ab, und somit war das Problem auch gelöst. Ich war übrigens die Einzige auf diesem „Campingplatz“. Und wegen der Wassersituation usw. fühlte es sich eher an wie Wildcampen, was ich natürlich viel lieber mag…. :)  

Leonie       

29Juli
2019

Ab in den Süden

Bei Borgarnes gibt es diesen einen Berg (Hafnarfjall). Den hatte ich schon so bestaunt Anfang Mai, bevor ich zur Schaffarm aufgebrochen bin, als er von Schnee bepudert war. Dieses Mal war er natürlich ganz schneefrei und faszinierte mich irgendwie genauso. Unten am Fuße dieses Bergs sah ich die typisch isländischen buschartigen Bäume. Ich dachte mir, da find ich vielleicht ein Plätzchen zum Schlafen. Von Borgarnes bis dorthin brauchte ich eine Stunde zu Fuß. Also auf jeden Fall weit genug weg von der Stadt. Und tatsächlich fand ich dort auch eine Stelle, um mein Zelt aufzubauen!

Übrigens merkte ich deutlich, wie es immer wärmer wurde. In der Nacht konnte ich teilweise schon die Merinojacke weglassen (d.h. ich trug „nur noch“ mein Merino Shirt und die Fleecejacke). Untenrum trug ich aber immer noch meine dünne Leggins, meine dicke Leggins und meine dünne Wanderhose. Diese Schichten trug ich sozusagen 24/7, fast die gesamte Zeit, die ich in Island war. Und achja, ich musste nun nicht mehr noch zusätzlich meinen Schal um meine Füße wickeln im Schlafsack. Und den Schlafsack auch nicht mehr oben am Kopf so eng zusammenziehen, dass nur noch die Nase rausgucken konnte. Es wurde Frühling, juhu! (war ja inzwischen auch schon Juni) Der Frühling machte sich auch in der Natur bemerkbar. Eeeendlich fingen die Wiesen, Büsche und Bäume an grün zu werden, ich hatte schon so lange drauf gewartet! Es war ja alles so braun-gelb-ocker-farben bis dahin. Ich hab mich jedes Mal so gefreut, wenn ich wieder irgendwo diese frischen grünen Farben gesehen habe.

Übrigens empfand ich die Ringstraße, auf der ich ja jetzt wieder unterwegs war, als recht voll (also viele Autos), so nach dem Monat in den Westfjorden, wo wesentlich weniger los ist. Dabei ist die Ringstraße vielleicht ungefähr so befahren, wie deutsche Landstraßen (gut, kommt natürlich auch immer ganz drauf an wo…).

Ich bin dann von Borgarnes nach Reykjavík und noch weiter bis Selfoss getrampt. Die Strecke zwischen Borgarnes und Reykjavík war ich bis dahin noch gar nicht entlanggefahren, aber jetzt war ich wirklich einmal um die ganze Insel rum! Ohne einen einzigen Bus. Als wir an Reykjavík vorbeifuhren, war ich ganz erstaunt, wie groß die Stadt doch war! Zumindest kam sie mir so groß vor, nach 3 Monaten nur kleine Dörfer. Dabei ist Reykjavík mit seinen 123000 Einwohnern ja immer noch eine kleinere Stadt nach deutschen Verhältnissen…

Ich wurde von einem sehr netten älteren Mann mit nach Selfoss genommen. Er wohnt etwa 15 min von Selfoss entfernt und zeigte mir sogar später noch auf der Karte, wo genau und gab mir seine Visitenkarte mit der Telefonnummer und meinte ich könnte ihn anrufen, wenn ich bei ihm im Garten zelten will! Ich war total glücklich wieder so einen netten, hilfsbereiten Menschen kennengelernt zu haben.

Es war schon nachmittags und ich wollte mir was zu essen machen. Ich fand eine kleine Grünfläche mit Bäumen, und dort kochte ich mir dann meinen Couscous – mitten in Selfoss neben einem Verkehrskreisel und Leuten, die mich interessiert, belustigt oder auch gar nicht anschauten. Oft hab ich in Island an untypischen oder „verrückten“ Orten gekocht. Das machte mir gar nichts mehr aus.

Dann gings weiter die Ringstraße Richtung Osten. Ich wurde ein Stück von einem jungen Polen mitgenommen. Er erzählte, dass er bei einem Guesthouse arbeitet und die hätten am Tag zuvor Lasagne für die Gäste gemacht und es sein noch sehr viel über…ob ich denn was wolle?! Ich war natürlich sehr happy und packte mir was in meinen Topf. Außerdem bot er an, dass ich mich melden könne (über Facebook), wenn ich einen Schlafplatz brauchen sollte! D.h. ich hatte jetzt schon 3 Leute, die ich kontaktieren hätte können in dieser Umgebung, falls ich einen Schlafplatz brauchen sollte! Perfekt, denn im Süden von Island auf dieser Strecke der Ringstraße sind die meisten Touris unterwegs, d.h. wildcampen geht dann eher nicht (die meisten Touris, die nur einen Tag oder paar Tage in Island bleiben, fahren diese Strecke ab). Und auch deshalb perfekt, weil da im Süden ja gerne mal starker Wind ist. Dass ich da jetzt so 3 Kontakte hatte, ließ mich irgendwie sicher fühlen.

Abends erreichte ich dann den Seljalandsfoss. Das war der erste Wasserfall, den ich in Island gesehen hatte (und viele, gefühlt tausend Wasserfälle sollten noch folgen!). Das war in den aller ersten Tagen, da war ich mit den 3 super netten Mädels aus den USA dort… (mit einer hab ich sogar jetzt immer noch sporadisch Kontakt!). Damals waren nicht soo viele Leute da und vor allem hingen riesige Eiszapfen überall hinab. Jetzt waren seeehr viele Menschen dort – und alles um den Wasserfall war grün! Beides auf seine Weise wunderschön (bis auf die Menschenmengen). Jetzt war es sogar möglich, hinter den Wasserfall zu gehen! Im März wusste ich gar nicht, dass das möglich ist, denn alles war vereist, sodass man das gar nicht sehen konnte. Es war ein tolles Gefühl, hinter dem Wasserfall zu stehen! Dieser Lärm (aber irgendwie angenehmer Lärm) des Wassers, die Sonne, die man durch diese Wasserwand durchblinzeln sah…wow.

Seljalandsfosshinter dem Seljalandsfoss

Ein Stück weiter gibt es noch einen anderen, kleinere Wasserfall – Gljufrabui. Dort gibt es auch einen Campingplatz und ich überlegte mir, dort zu bleiben. Aber auf meiner Karte sah ich, dass es einen Weg gibt, wo man dann dort hingelangt, wo der Wasserfall von der Felskante hinunterfällt. Und dort wollte ich noch hin. Als ich dort war sah ich, dass dort ein kleines Wäldchen war - und sonst überhaupt keine Menschen… Und ein geiler Ausblick…mhhh…da konnte ich eigentlich nicht widerstehen ;) Also baute ich dort mein Nachtlager auf. Abends saß ich dann da…bei meinem Zelt…zwischen den Bäumen…die Abendsonne im Gesicht…es war warm (ich konnte nur in Fleecejacke dasitzen!!) und windstill…nur ein Rauschen des Windes durch die Bäume…und: Lasagne. Absoluter Hammer! Übrigens war es nur deshalb so windstill, weil ich so geschützt zwischen den Bäumen war. Denn eigentlich war es recht windig! Zum Glück boten die Bäume mir Schutz. Deswegen löste dieses Blätterrauschen so ein sicheres Gefühl in mir aus (nicht nur an dem Tag, sondern generell entwickelte ich diese Assoziation in meiner Islandzeit, dass dieses Rauschen des Windes durch die Bäume in mir so ein Sicherheitsgefühl auslöst, manchmal sogar jetzt immer noch!). Um halb 11 abends sah ich zu, wie die Sonne kurz davor war hinter den weit entfernten Bergen zu verschwinden. Aber bis die Sonne dann tatsächlich ganz weg gewesen wäre, hätte es noch mal einige Zeit gedauert, deshalb bin ich dann doch ins Bett. Zum Glück gibt es ja Schlafmasken ;)

Am nächsten Tag bin ich nochmal zu diesem kleineren Wasserfall, Gljufrabui. Denn der befindet sich in einer Art offenen Höhle oder so. Also nach oben hin offen, wo das Wasser runterkommt, aber rundherum Felsmauern, bis auf einen schmalen Spalt, durch den man von außen reinkommt. Das war beeindruckend da drinnen!

An einem anderen Tag machte ich eine kleine Wanderung durchs Reykjadalur – das „Rauch-Tal“. Das heißt nicht ohne Grund so, denn dort dampft es immer wieder aus verschiedenen Stellen in den Bergen durch die starke geothermische Aktivität dort. Durch das kleine Tal fließt ein Fluss und weil der an einer Stelle viel weiter oben am Flusslauf mit einer heißen Quelle zusammenfließt, hat der Fluss dort, wo die Wanderung entlang geht, eine angenehm warme Temperatur! An einer Stelle darf man sogar baden - das hab ich aber nicht gemacht, da es schon ein bisschen spät war. Die Atmosphäre in dem Tal war auf jeden Fall der Hammer. Vom Fluss und anderen Stellen stieg Dampf auf, und die Wolken hingen an dem Tag sehr niedrig…das ließ den Ort sehr mystisch wirken.

ReykjadalurReykjadalur

 

An dem Abend wollte ich bei dem netten Isländer anrufen, der mir seine Visitenkarte mit der Telefonnummer gegeben hatte (der 15min von Selfoss entfernt wohnt), ob ich bei ihm im Garten zelten darf, so wie er es mir ja angeboten hatte. Aber als ich ihn erreichte, war der ganz komisch, so als hätte er das nie vorgeschlagen und als wüsste er davon gar nichts. Ich hatte sogar extra nachgefragt, ob er sich an mich erinnert (das war nur ein Tag her gewesen). Das war dann natürlich blöd, weil ich mich fast schon darauf eingestellt hatte, dort bleiben zu können. Also musste ich meinen Plan spontan ändern, das ist ja keine Seltenheit auf Reisen. Ich sprach beim Parkplatz vom Reykjadalur (dort ist es auch recht touristisch) Leute an, ob sie mich mitnehmen könnten und wurde dann auch recht bald mitgenommen und fuhr dann einfach dahin mit, wo die hinfuhren. Nämlich zum Geysir, Teil des „golden circle“.

Der „golden circle“ deckt 3 spannende Orte ab, die man innerhalb eines Tages von Reykjavík aus gut schaffen kann. Auch viele Reisebusunternehmen bieten da Touren an, deswegen ist es keine Seltenheit, wenn an diesen Plätzen regelmäßig ein großer Reisebus ankommt und einige Leute ausspuckt (nichts gegen Asiaten, aber es sind nun mal meistens Asiaten). Naja, jedenfalls gehört zum golden circle der Geysir namens Geysir. Ich blieb für diese Nacht auf einem Campingplatz und konnte so am nächsten Tag früh genug hin, bevor der erste Ansturm kam. Im Geothermalpark findet man viele brodelnde und blubbernde Schlammlöcher und zwei Geysire. Der eine große bekannte bricht nur selten aus. Sein kleiner Bruder Strokkur dagegen alle 10 Minuten. Das war schon cool. Nicht weit vom Geysir entfernt ist der Wasserfall Gullfoss. Ein enormer Wasserfall mit einer wahnsinnigen Macht. Da ich ja nur sehr begrenzt Bilder hier hochladen kann (nur 100!!!), würde ich an dieser Stelle einfach mal auf Google verweisen, um Bilder vom Gullfoss anzuschauen.

Und zuletzt gehört zum golden circle noch der pingvellir Nationalpark. Der liegt geologisch gesehen in einer Grabenbruchzone. Dort driften die eurasische und amerikanische Platte auseinander, und das sieht man auch an der Oberfläche sozusagen. Dort entstand nämlich über die Jahrtausende eine kleine Schlucht (Almannagjá). Die wird jedes Jahr 4cm breiter! Es ist auch kulturell und historisch gesehen ein sehr wichtiger Ort. Denn schon um 930 n.Chr., am Ende der Landnahme durch norwegische Wikinger, wurde dort jährlich die traditionelle Versammlung Alping abgehalten, die sowohl gesetzgeberische als auch gerichtliche Funktionen hatte. Dort wurde z.B. im Jahr 1000 beschlossen, das Christentum anzunehmen. Man kann also sagen, dass es sich um eines der ältesten Parlamente der Welt handelt. Das Alping bestand bis 1798, bis die Dänen es auflösten.

Ich brachte meinen Rucksack erstmal zum Infocenter, weil ich ihn nicht die ganze Zeit herumschleppen wollte, zum Glück durfte ich ihn dort lassen. Danach fühlte sich das Gehen immer an wie fliegen, so ganz ohne Gewicht am Rücken!

Dort traf ich zufälligerweise die Leute, die mich am Vortag abends vom Reykjadalur zum Geysir gefahren hatten! Das ist mir ein paar Mal passiert, dass ich Leute irgendwo anders wieder zufällig wieder getroffen hab, das war dann immer so ein kleines Highlight für mich, worüber ich mich gefreut hab.

Irgendwie fand ich es faszinierend, so durch diese Schlucht zu laufen und zu wissen, dass sie immer breiter werden wird und dass dort auf dem Boden auch schon die Wikinger entlanggelaufen waren… Für die Game of Throne (Serie) Fans: dort wurde auch gedreht (wie auch an vielen anderen Orten Islands), hab die Stelle wiedererkannt, das find ich natürlich auch ganz cool. (Auch hier: wen es interessiert, wie es dort ausschaut --> google)

Der Süden Islands, vor allem der golden circle, das sind zwar wirklich tolle Orte, aber natürlich voll mit Menschen. Die muss man einfach versuchen auszublenden und sich auf das Naturschauspiel konzentrieren.

Abends stand ich dann wieder an der Straße, aber der Verkehr ging hauptsächlich in Richtung Reykjavík, wo ich aber nicht hinwollte. Ich war müde und erschöpft und hatte keine Lust mehr zu warten. Da sah ich etwas entfernt eine Farm und beschloss das Risiko einzugehen dorthin zu latschen um zu fragen, ob ich dort in der Umgebung mein Zelt aufstellen dürfte. Und zum Glück zeigte sie mir einen Platz, wo ich hindurfte. Man, war ich erleichtert und dankbar für diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft!

Leonie

27Juni
2019

unterwegs mit Island-travel-buddy Melissa

Wow. Jetzt ist ja schon wieder sehr viel Zeit vergangen! Die ganze Zeit hatte ich immer im Hinterkopf „ich will endlich mal weiter von Island schreiben auf meinem Blog!!“, aber dann startete das Studium und ich wurde von vielen neuen Eindrücken, Leuten und Situationen überhäuft, dass ich einfach nicht mehr dazu gekommen bin. Aber jetzt sind Semesterferien und ich habe vor, endlich meine Reise fertig zu erzählen.

Also gut. Der letzte Eintrag endete damit, dass Melissa und ich letztendlich unser kleines Abenteuer gut überstanden hatten und dass wir trotzdem irgendwie zum Látrabjarg gelangen wollten. Wir wurden dann auch relativ bald von zwei super netten Amerikanerinnen mitgenommen, mit denen wir noch den restlichen Tag verbrachten.

Kate, Sarah, Melissa und ich

 Bei dem Ort, den man Látrabjarg nennt, handelt es sich um sehr hohe Klippen, also um eine zwischen 40 und 400 m hohe Steilküste. Ein beeindruckender Ort (aber auch dadurch einige Leute dort). Was diesen Platz außerdem so beliebt bei Touristen macht, ist, dass es einer der Orte ist, wo man viele Puffins (Papageitaucher) entdecken kann. Das sind sehr süße schwarze Vögel mit einem weißen Bauch und orangenen Füßen und Schnabel. Bei vielen Touristen steht auf ihrer Island-To-Do-Liste, einmal einen Puffin gesehen zu haben. Sie sind aber meistens auf dem Meer draußen und kommen erst abends. Wir waren am späten Nachmittag da und hatten nicht so viel Glück, denn die Puffins waren noch unterwegs. Aber trotzdem konnten wir ein paar wenige kurz sehen, bevor sie wieder davongeflogen sind. Aber nicht nur Puffins leben dort, sondern auch viele andere Vögel. Alles um einen herum schwirrt von Vögeln, die Luft ist erfüllt von Vogelkreischen und besonders gerne sitzen sie auch an kleinen Felsspalten an der senkrechten Felswand. Deshalb nennt man diesen Ort auch „Vogelfelsen“. Isländer sammeln dort immer noch ganz traditionell Vogeleier von den Felsen, indem sich einer an dieser steilen Felswand abseilt…gar kein so ungefährliches Unterfangen.

 

An diesem Tag haben Melissa und ich es geschafft, noch 2 Dörfer weiter zu trampen, nach Tálknafjördur. Dort wohnen die Söhne von Silja und Doddi und wir durften bei ihnen im Garten unsere Zelte aufbauen, das war natürlich super. Am nächsten Tag trampten wir bis nach Ísafjördur, allerdings mit paar Zwischenstationen. Die Strecke war unglaublich! Es ging die Fjorde entlang, sowohl auf Meereshöhe als auch weit oben, sodass wir die Fjorde von oben betrachten konnten. Einfach wunderschön! Auf der Strecke lag der beeindruckende Wasserfall Dynjandi. Stufenweise fällt dort das Wasser runter… 

Dynjandi

 

Am späten Abend kamen wir dann schließlich in Ísafjördur an und gönnten uns als Abwechslung zu Couscous und Haferflocken mal Pizza und Eis. Danach machten wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz. Wir sahen hinter den Häusern, wo der Berg anfängt, ein kleines Wäldchen. Dort wollten wir hin, fragten aber noch mal Leute, ob wir dort hindürften, weil wir keinen Ärger verursachen wollten. War ein super Schlafplatz!

Suchbild: finde die Zelte

 

Für den nächsten Tag hatten wir einen coolen Plan. Und zwar wollten wir von Hnífsdalur nach Bolungarvík laufen. Vor ein paar Jahren wurde da ein Tunnel gebaut, um nach Bolungarvík zu gelangen, aber davor fuhr man die Straße außerhalb am Berg und am Meer entlang. Und diese alte Straße gibt es noch. Jedoch darf man dort nicht mehr mit dem Auto entlangfahren, bzw. es ist auch gar nicht mehr möglich. Denn viel Geröll und Steinbrocken waren vom steilen steinigen Hang des Berges auf die Straße gefallen. An manchen Stellen war sogar die Straße einfach halb weggebrochen. Das sah aus wie nach der Apokalypse! Das war echt eine spannende und tolle Atmosphäre dort, hat uns richtig gut gefallen. 

 

In Bolungarvík angekommen trampten wieder zurück und noch weiter. Wir schafften es an dem Tag sogar noch bis nach Hólmavík! Das hätten wir überhaupt nicht erwartet. Einmal wurden wir von einem Mann mitgenommen, der sich um das Trocknen der Fische kümmert. Denn das ist ja in Island so ein beliebter Snack: getrockneter Fisch. Getrocknet werden die in luftdurchlässigen Holzkonstruktionen. Er war da gerade beschäftigt und so konnten wir das mal von innen sehen. Genau das gefällt mir so am Hitchhiken, denn sowas würde man einfach nicht erleben, wenn man mit dem eigenen Auto oder mit dem Bus reisen würde!

 

An einem winzigen Ort mussten wir mal mehr als eine Stunde warten. Es kamen super wenig Autos vorbei und wir dachten schon, dass wir dort irgendwie schlafen werden müssen. Irgendwann kam ein Mann mit seiner kleinen Tochter vorbei. Sie brachten uns einfach ein Stück selbstgemachtes Brot (also dieses typisch isländische Brot: Rúgbraud), hatten uns wohl schon länger beobachtet. Wow! Für solche Momente und Erfahrungen bin ich immer sehr dankbar.

waaaarteeen

Irgendwann bekamen wir dann doch noch einen Lift – und zwar von einem LKW-Fahrer! D.h. wir fuhren einfach in einem richtigen großen LKW mit, wie cool! Bis dahin bin ich noch nie in einem richtigen LKW gefahren! Von einem Polizeiauto wurde ich übrigens auch schon mal mitgenommen! Das war in Neuseeland, davon hab ich bestimmt auch schon irgendwo auf meinem Neuseeland-Blog erzählt.

Schließlich kamen wir abends in Hólmavík an. Dort wollten wir erstmal versuchen, ob wir bei Leuten im Garten zelten dürfen. Ich hatte damit ja schon ein paar Mal in Island aber auch Neuseeland mit dieser Methode Erfolg. Aber ich versteh es natürlich auch, wenn die Leute dann etwas überrumpelt sind, wenn da plötzlich zwei voll bepackte Mädels an der Tür stehen und fragen, ob man denn im Garten zelten dürfe. Deswegen ließ uns auch niemand. Irgendwann fragten wir Jugendliche auf der Straße und einer sprach von einem Mann, dem ein Café und Museum gehört und bei dem er sich es vorstellen könnte, dass er uns auf seinem Grundstück zelten lässt. Also sind wir in dieses Café. Wir fragten eine junge Frau – Ana – aber die meinte, dass ihr Chef, der besagte Mann, gerade nicht da sei. Wir erzählten ihr unser Anliegen, aber genau in dem Moment kam eine ältere Frau und warf uns mehr oder weniger hinaus und sagte vehement, dass das nicht ginge. Ana sagte uns noch schnell leise, dass wir draußen warten sollen, weil sie eh das Café gerade schließen.

Nach einer Weile kamen Ana und ihr Freund Rodrigo um die Ecke. Sie erzählten uns, dass sie dort arbeiten und dafür kostenlos in einer Wohnung wohnen dürfen. Und dass sie dort ein freies Zimmer haben, in dem wir schlafen könnten! Allerdings ist die Wohnung über der des Hausbesitzers und der mag es anscheinend überhaupt nicht, wenn die beiden Gäste bei sich übernachten lassen. Wir wollten Ana und Rodrigo natürlich nicht Ärger bringen und meinten, dass wir woanders einen Schlafplatz finden würden. Aber die versuchten uns richtig zu überreden, dass das schon irgendwie gehen wird. Wir mussten dann halt sehr leise und vorsichtig durchs Haus, in der Wohnung redeten wir dann auch nur leise und hörten dafür laut Musik. Aber wir konnten mal wieder duschen, das war herrlich! Und wir schliefen natürlich auch seeehr gut in dem Bett! Außerdem war es ein richtig schöner Abend mit denen! Rodrigo ist ein richtiger Weltenbummler, schon 3 Jahre unterwegs und will eine Weltreise machen. Ich find es immer wieder so spannend und inspirierend, solche Leute kennenzulernen und mich mit ihnen zu unterhalten… Was er schon alles erlebt hat und was für Geschichten er erzählen kann, unglaublich! Da spür ich immer in mir eine Sehnsucht, auch so was zu erleben… irgendwann… in den nächsten 10 Jahren… (freut euch auf zukünftige Blogeinträge :D).

Der nächste Tag war schon mein und Melissas letzter gemeinsamer Tag. Sie wollte nämlich wieder zurück nach Selfoss, wo die Farm ist, bei der sie arbeitete (sie hatte ja nur paar Tage frei gehabt) und ich wollte nach Borgarness. Es war wirklich sehr schön, auch einmal eine Reisepartnerin zu haben, gemeinsame Erinnerungen zu teilen und auch das Trampen hat mehr Spaß gemacht zusammen, weil man eben nicht alleine warten muss. Eigentlich sind wir nur fast 5 Tage zusammen gereist, aber es hatte sich viel länger angefühlt. Weil wir doch so viele krasse, coole und abenteuerliche Sachen zusammen erlebt haben! Und wir haben uns wirklich gut verstanden und viel gelacht. Trotzdem liebe ich auch das Alleine-Reisen sehr und es war dann eben auch wieder schön, nur für mich zu sein. Wir hatten aber ausgemacht, dass ich sie auf jeden Fall noch mal bei ihrer Farm besuchen kommen würde.

Melissa und ichzusammen trampen macht schon mehr Spaß!

 Melissa und ich

So das wars erst mal von mir, ich werde jetzt hoffentlich in nächster Zeit öfters Einträge posten um weiterzuerzählen. :)

Leonie

25August
2018

Abenteuerwanderung

Jetzt bin ich schon wieder seit einem Monat zurück aus Island...verrückt, wie schnell die Zeit schon wieder vergangenen ist! Ich habe mich wieder ganz gut eingelebt und genieße vor allem den Sommer und die Sonne.
Es gibt eigentlich so viel zu erzählen, was ich noch im Juni und Juli erlebt habe, das würde den Rahmen für einen Blogeintrag wahrscheinlich sprengen... deswegen werde ich einfach mehrere kürzere schreiben.

Also gut... ein paar Tage, bevor ich zur Schaffarm fuhr, wurde ich einmal beim Trampen von einem deutschen Mädel in meinem Alter mitgenommen. Sie heißt Melissa und wir haben uns gleich ganz gut verstanden. Sie war mit dem Auto unterwegs, welches sie von ihrer Farm ausleihen konnte, auf der sie arbeitete. Wir blieben in Kontakt und Ende Mai schrieb sie mir, dass sie ein paar Tage frei bekommen würde und so beschlossen wir, zusammen die Westfjorde zu erkunden, diesmal gemeinsam per Anhalter. Ich wohnte ja zu der Zeit im Süden der Westfjorde, deshalb trampte sie dann erst zu mir und wir zogen dann zusammen weiter.

In meinem Reiseführer stand, dass es eine Wanderung vom Rauðasandur zum Látrabjarg gibt, allerdings stand nichts Genaueres drin und auch im Internet konnte ich kaum etwas zu dieser Wanderung finden. Aber ich wollte sie irgendwie unbedingt machen und dachte mir, das muss schon gehen, sonst wäre es ja nicht im Reiseführer erwähnt.

Doddi fuhr uns zum Rauðasandur, ein gelb-orangener langer Sandstrand mit einem roten Farbstich, deswegen heißt der auch übersetzt "roter Strand". Wunderschön! Ich war traurig, als ich mich von Doddi (und Silja vorher) verabschieden musste, ich hatte mich sehr wohl bei ihnen gefühlt, ihrer Familie zugehörig. Ja, auch wie ein Teil der größeren Familie, also Doddis Brüder und Familien. Sie alle haben mir das Gefühl gegeben dazu zugehören. Doddi schenkte mir sogar 2 getrocknete Fische! Diese sind, wenn sie getrocknet sind, richtig harte "Stäbe", deswegen kann man sie auch nicht einfach so essen. Man muss den Fisch mit einem Stein bearbeiten, damit man ihn in kleine Stücke brechen und essen kann.

Doddi ließ uns am Ende der Straße beim Rauðasandur raus, dort liegt noch eine Farm und ab da geht die Wanderung los, die natürlich nicht beschrieben war... Neben der Farm war noch ein kleines süßes Haus, im Garten arbeitete ein älterer Mann. Wir grüßten ihn und Melissa und ich erzählten, dass wir zum Látrabjarg wandern wollten. Er erklärte uns mit ein paar Brocken Englisch, wie wir gehen müssten und so marschierten wir los. Eigentlich konnte man auch gar nicht falsch gehen, denn links war das Meer, rechts die Bergkette und wir mussten einfach nur gerade aus gehen, am Strand entlang. Eine wirklich fantastische Strecke!

Nach einer Weile erreichten wir das "summerhouse", von dem der ältere Isländer gesprochen hatte. Viele Isländer besitzen solche Sommerhäuser, also kleine Ferienhäuser, in denen sie die Sommermonate verbringen. Da es aber erst Ende Mai war, war der Sommerwohnsitz noch nicht bewohnt (zu diesem führte übrigens keine Straße, man kann hier nur mit einem Jeep den Strand entlangfahren).
Das Haus liegt direkt am Beginn eines steilen Berghangs, den wir erklimmen sollten. Das hatte uns der Isländer so gesagt. Allerdings konnte er, wie gesagt, nicht so gut Englisch, sodass wir uns nicht zu 100% sicher waren, ihn richtig verstanden zu haben. Denn es war recht steil und der Boden bestand fast nur aus lockerem Geröll. Ich hätte es trotzdem probieren wollen, ich bin ja schon ein paar Mal auf so einem Untergrund gelaufen. Melissa aber war es nicht so geheuer, vor allem, weil sie auch Höhenangst hat. Sie schlug vor, dass wir versuchen sollten, unten am Strand weiter zu gehen. Denn wir konnten schon die nächste etwas größere Bucht sehen, zu der wir mussten.


Allerdings gab es nun keinen Sandstrand mehr, sondern nur noch einen relativ schmalen Streifen Steinküste. Dort fingen wir an entlang zu gehen - die Steine hatten gerade so eine Größe, dass es mir schwerfiel, mit dem schweren Rucksack die Balance zu halten (der war zu dem Zeitpunkt ca. 25 Kilo schwer, da ich zusätzlich auch noch Melissas Zelt außen befestigt hatte). Deswegen kamen wir auch nur langsam voran. Nach einiger Zeit wurden wir immer unsicherer, ob wir wirklich weiter gehen sollten, denn die Bucht war doch weiter weg als gedacht und außerdem sahen wir irgendwann, dass es kurz vor der Bucht so eine Art Klippe gab und wir wussten natürlich nicht, ob wir daran vorbeikommen würden. Ein paar Mal entschieden wir uns dazu, noch etwas weiter zu gehen, weil wir uns dachten, "sonst sind wir den beschissenen Weg umsonst gegangen". Aber nach insgesamt 1,5 Stunden oder so beschlossen wir doch, dass es vielleicht sinnvoller wäre, umzudrehen und beim Sommerhaus den steilen Hang rauf zu gehen und die Strecke zur Bucht quasi oberhalb zu gehen.
So gingen wir den ganzen beschwerlichen Weg über die Steine wieder zurück. Mittlerweile hatte es auch leicht zu regnen angefangen.
Doch plötzlich kamen wir nicht mehr weiter - die Flut hatte eingesetzt und versperrte uns den Weg weiter an der Steinküste entlang! Wir fingen an "obenrum" zu gehen, also den steilen Hang hoch, doch das Geröll war so locker und unser Gepäck so schwer, dass wir beschlossen, doch nicht diesen Weg zu nehmen. Und somit saßen wir fest. Wir setzten uns auf die Steine, ließen uns vom Regen berieseln und sahen zu, wie das Meer immer mehr die Steinküste in Beschlag nahm, wo wir vorher ja noch entlang gegangen waren. Ich fing an, wie ein Steinzeitmensch mit einem Stein auf dem getrockneten Fisch rumzuhauen…Es war tatsächlich der perfekte Snack in dieser Situation! Und es schmeckte sehr lecker!

tja, wir sitzen fest...getrockneter Fisch


Mit der Zeit kamen uns Bedenken, als uns klar wurde, dass wir noch mindestens 6 Stunden warten müssten, bis das Wasser so weit zurück gegangen ist, dass wir wieder die Steinküste entlang gehen könnten. Und uns wurde kälter... Wir hatten allerdings echt Glück, dass es nicht brutal windig war, denn Wind und Nässe sind ja bekanntlich nicht so ´ne gute Kombi. Ich hatte sogar kurz den Gedanken, dass wir vielleicht den Rettungshubschrauber rufen müssten, das wäre nicht nur sau teuer, sondern auch sehr peinlich. Irgendwann beschlossen wir, den Hang rauf zu klettern, in der Hoffnung ´ne kleine Stelle weiter oben zu finden, wo wir eines unserer Zelt aufbauen könnten. Tatsächlich fanden wir so eine kleine Stelle und bauten Melissas Wurfzelt auf - somit waren wir wenigstens vor der Nässe geschützt.

Wir lagen darin und versuchten zu dösen, aber das war fast unmöglich, da sich bei uns beiden die Gedanken immer wieder im Kreise drehten. Es war 6 Uhr abends, als wir uns in unsere „Schutzhöhle“ legten. Um halb 7 dachte ich mir, dass ich noch bis 7 warte und dann mal rausschauen könnte, ob die Flut schon auf dem Rückzug wäre. Nach einer Weile dachte ich, dass es fast 7 sein müsste, schaute auf die Uhr und stellte fest: es waren ernsthaft nur 5 Minuten vergangen. Die Zeit fühlte sich so ewig langsam an!! Endlich war es 7 Uhr und ich musste frustriert feststellen, dass die Flut immer noch nicht zurück gegangen war. Dann kletterte ich den steilen Geröllhang noch etwas weiter hoch, um zu schauen, ob wir vielleicht doch am Hang entlang gehen könnten zum Sommerhaus. Es sah zwar schon riskant aus, aber ich fand trotzdem, dass es machbar wäre. Außerdem war ich mir sicher, dass wir bestimmt noch bis Mitternacht warten müssten, bis wir wieder "untenrum" weiter gehen könnten. Es wird zwar in dieser Jahreszeit nicht mehr dunkel, aber trotzdem etwas dämmrig. Ich schlug Melissa meine Idee vor. Das Warten machte sie schon ein bisschen verrückt, deshalb stimmte sie zu, trotz ihrer Höhenangst.
Wir bauten unser kleines Lager wieder ab und machten uns auf den Weg. Der Weg am Hang entlang war wirklich nicht leicht zu gehen. Wir mussten extrem vorsichtig einen Fuß vor den nächsten setzen, nicht zu schnell, denn sonst würde man durch den Schwung den Hang runterrutschen. Das bedeutete, dass wir viel auf einem Bein balancieren mussten, um den zweiten Fuß langsam aufsetzen zu können.


Das war ziemlich anstrengend, vor allem nach dem langen Tag und mit dem schweren Gepäck! Für die Beine war es eigentlich wie nach ´nem harten Workout - bei einem normalen Training hätte ich inzwischen den Punkt "ich kann nicht mehr, ich hab keine Kraft mehr in den Beinen" erreicht. Aber komischerweise spürte ich die Anstrengung gar nicht so. Wir hatten ja in dem Moment keine andere Möglichkeit als einfach weiter zu gehen. Schon faszinierend, wozu der Körper fähig ist, wenn er halt muss. Außerdem war ich auch komischerweise sehr ruhig innerlich, als wir den Hang entlang balancierten. Angespannt natürlich auch, aber dadurch, dass ich mich so konzentrieren musste, keinen falschen Schritt zu machen, eben auch sehr ruhig. Das war natürlich auch gut so! Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich am Sommerhaus an - wir umarmten uns und waren SO erleichtert! Und stolz, dass wir es geschafft hatten. Ein gemeinsames Abenteuer, das uns immer verbinden wird!
Wir bauten unsere Zelte am Sommerhaus auf und verbrachten dort die Nacht. Am nächsten Tag erwachten wir bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, ein Traumwetter! Der Blick von dort war auch unschlagbar. Ich schaute nochmal zum Hang, der hinter dem Haus rauf geht und konnte nun sogar ganz leicht etwas erkennen, das aussah wie ein kleiner Pfad. Aber Melissa wollte lieber zurück zum Rauðasandur, wo wir am Vortag gestartet waren.

das summerhouse


Gegen 11 Uhr kamen wir wieder an dem kleinen Haus von dem älteren Isländer vorbei. Wir erzählten, dass wir den Weg nicht gefunden hatten und nun wieder umgedreht waren. Er lud uns dann zu Kaffee und Kuchen ein, und so verbrachten wir ein bisschen Zeit mit ihm (Gunnar) und seiner Frau (Linda). Die waren so lieb und gastfreundlich und erzählten uns dies & das, soweit es ihr Englisch zuließ. Am Ende schenkte Gunnar uns beiden je eine "Haarnadel" aus Knochen und steckte diese in unsere Zöpfe. Wir freuten uns riesig über dieses persönliche Geschenk - und Andenken an unser Abenteuer. Ich liebe solche zufälligen schönen Begegnungen mit so liebenswerten Menschen. Vor allem mit den Einheimischen, das ist dann noch mal eine andere Art, das Land zu erfahren, in dem man eine Weile lebt...mehr als "nur Tourist" sein. Deshalb bin ich eigentlich auch wiederum froh, dass unser Vorhaben zum Látrabjarg zu wandern, nicht geklappt hat, denn sonst hätten wir Gunnar und Linda und deren Gastfreundlichkeit nicht kennengelernt.

Dann machten wir uns weiter auf den Weg, wir wollten noch irgendwie zum Látrabjarg gelangen an diesem Tag, wenn es schon mit dem Hinwandern nicht geklappt hatte.  Aber darüber schreib ich dann im nächsten Eintrag weiter. :)

Leonie

24Mai
2018

Über 'meine' erste Geburt und den schlechtesten Mai seit 100 Jahren

Wie schnell die Zeit doch immer vorbei geht... Ich bin doch gefühlt gerade erst hier auf der Schaffarm angekommen! Aber tatsächlich bin ich jetzt schon mehr als 3 Wochen hier und bleibe wahrscheinlich auch nicht mehr so lang, deswegen wird es jetzt Zeit, ein bisschen zu erzählen.

Ich lebe hier mit Silja und Þórður in einem kleinen,  eher älteren, teilweise auch ein bisschen  "runtergekommenen" Haus in Barðaströnd, das ist der südlichste Küstenstreifen der Westfjorde und etwa 30 Min. von Patreksfjörður, dem nächsten Dorf, entfernt. Die beiden haben zwei Söhne (20 und 22 J.), diese leben aber nicht mehr hier. Ich schlafe im ehemaligen Zimmer eines der Söhne.

Silja und Þórður besitzen außer den ca. 100 Schafen (deren Fleisch sie verkaufen) und einigen Hühnern (deren Eier sie auch verkaufen) außerdem ein Guesthouse mit zwei Wohnungen, in denen Touristen meist eine Nacht bleiben (Ferðaþjónustan Móra Guesthouse). In direkter Umgebung sind ein paar weitere Häuser (ein Nachbar, der auch dauerhaft hier lebt und ein paar Sommerferienhäuser von Isländern und eben das Guesthouse). Einen Kilometer entfernt liegt dann das Schafhaus und der Hühnerstall - also nicht so wie ein 'klassischer Bauernhof', zumindest nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. War aber dann natürlich auch okay so. 

der Schafsstallim StallHühnerstall


Die Umgebung ist sehr schön, in einem kleinen Tal gelegen und von tollen Bergen umgeben - und das Meer ist auch ganz nah. Auf der anderen Straßenseite ist sogar ein kleiner natürlicher hot pool, von denen es ja viele in Island gibt. Von meinem Fenster aus ist ein schöner Wasserfall zu sehen, man braucht ne halbe Stunde, um dorthin zu gelangen, ziemlich cool.



Da ich ja früher als geplant gekommen bin, hatte die "lambing season" noch nicht begonnen, d.h. in der ersten Woche hatte ich gar keine Aufgaben im Stall. Was aber während meiner gesamten Zeit hier zu meinen Aufgaben gehörte, war, nachdem die Gäste abgefahren waren, Betten ab- und wieder zu beziehen, Staub zu saugen und Boden zu wischen. Ich war erst nicht so glücklich damit, schließlich hatte ich ja bei Dagny + Familie schon genug Putzarbeit gemacht und hatte eigentlich eher jetzt mit "Farmleben" und "Farmarbeit" gerechnet und weniger mit dem Putzen. Doch mittlerweile ist das auch in Ordnung für mich. 
Eines der Häuser hier muss renoviert werden, das ist ein Projekt, an dem Silja und Dotti arbeiten (Dotti ist Þórður's Spitzname und ich nenn ihn nur so, da ich mir seinen richtigen Namen oft nicht merken/ richtig aussprechen kann). Dort hab ich auch immer wieder etwas mitgeholfen, z.B. die Decke neu gestrichen. Ein anderes Projekt war es, ein weiteres Guesthouse wieder auf Vordermann zu bringen (Fenster putzen etc.). An Nicht-Regentagen gab es auch immer wieder Gartenarbeit. Sämtliche Aufgaben, die ich jetzt aufgezählt habe, beziehen sich auf die gesamte Zeit und nicht nur auf die erste Woche. 

Am 6.Mai wurden die ersten zwei Lämmchen geboren (am häufigsten sind es Zwillinge und Drillinge, eher seltener Einzelkinder). Die erste Geburt überhaupt, die ich miterleben durfte! Das war schon irgendwie schön zu sehen, wie dieses noch nasse und am Anfang kurz dampfende (:D) zarte Wesen seinen ersten Atemzug macht und schon 10 Min. später versucht, sich auf seine wackeligen Beinchen zu stellen, die die ganze Zeit wegrutschen. Und wie die Mama ganz fürsorglich das Baby abschleckt. 

frisch geborenschön kuschelig

Wichtig ist, dass die Lämmer mit beiden Vorderbeinen zuerst rauskommen, gefolgt vom Kopf. Oft liegen sie irgendwie falsch, sodass Silja oder Dotti dann helfen müssen, indem sie mit der Hand im Bauchinneren das Lamm richtig positionieren und dann rausziehen. Manchmal liegt das Lamm zwar richtig, aber das Mamaschaf hat keine Kraft mehr, sodass das Lamm dann auch rausgezogen werden muss. Dabei durfte ich einmal helfen, die Beine waren schon halb draußen und ich hab das Lamm dann noch vollends rausgezogen. Das war etwas ganz Besonderes für mich! 

Weil eben oft Komplikationen entstehen können, müssen Silja und Dotti ca. jede Stunde bzw. alle zwei Stunden zu den Schafen schauen, um zu sehen, ob alles okay ist, oder ob sie helfen müssen. Auch in der Nacht. Da wechseln die beiden sich dann immer ab. Es hätte keinen Sinn gemacht, wenn ich eine Nachtschicht übernommen hätte, denn ich, als total Unerfahrene, kann nicht einschätzen, wann eine Geburt möglicherweise Komplikationen bereitet, und ab wann man eingreifen und helfen sollte. 

Nicht alle Mütter schaffen es, genügend Milch zu geben. Diese Lämmchen füttere ich dann mit der Flasche, das ist sehr süß und eine Aufgabe, die ich sehr genieße. 

Lämmchen fütternund kuscheln :)


Das Mamaschaf und seine frisch geborenen Lämmer kommen nach der Geburt in eine Einzelbox. Mit der Zeit wurden immer mehr Einzelboxen belegt und irgendwann dann auch im Gang durch "Trennwände" vorübergehende Einzelboxen geschaffen. Es wurde zu meiner Aufgabe, den Schafen in der Früh und manchmal abends Wasser zu geben. Dazu muss ich Wassereimer in jede der Einzelboxen bringen, viel Schlepperei und Hin- und Hergelaufe. In der Zeit, in der ganz viele Geburten waren, dauerte das Wasser-Verteilen eine dreiviertel Stunde bzw. manchmal sogar eine Stunde. Aber ich mag diese Aufgabe, denn es war ja eben genau die Farmarbeit, die ich mir ja erhofft hatte. Einfach im Stall mit den Tieren um mich herum vor mich hinarbeiten, und v.a. eine Aufgabe, die Silja und Dotti wirklich komplett an mich abgeben können. 


Mein Vormittag schaut also meist so aus: um 7 Uhr stehe ich auf, gehe ne Stunde spazieren oder joggen oder mach Yoga oder so, und zwischen halb 9 und halb 10 fang ich dann zu "arbeiten" an, also gehe zum Stall und verteile erstmal Wasser und füttere die Lämmchen. Anfangs, als es noch nicht so viel mehr im Stall zu tun gab, bin ich dann meist zurück und hab im Guesthouse angefangen oder so. Um 12/ halb 1 gibt es dann immer Mittagessen. 
Der Nachmittag ist dann nicht mehr so routiniert. Manchmal machen wir dann gleich im Guesthouse weiter oder an irgendeinem der anderen Projekte. Oder wir relaxen noch ein oder zwei Stunden, bevor es weiter geht. Für mich ist das ein bisschen blöd, weil ich mich so nicht richtig auf was einstellen kann und in Wartestellung bin... aber ich habe gelernt, die Zeit dann für mich auch sinnvoll zu nutzen und nicht nur verstreichen zu lassen. In der letzten Woche machte ich dann auch noch am späten Nachmittag/abends wieder das Wasser- und Milch-Programm oder half beim Füttern. 
Ich hab also keine wirklich geregelten Arbeitszeiten, wie ich es eigentlich erhofft hatte. Dadurch habe ich manchmal ca.  3/4 Std. gearbeitet, manchmal (eher häufiger) aber auch ca. 5/6 Std. Viele bei Workaway haben die Regelung, dass man am Wochenende frei bekommt (bei 4 - 5 Std. Arbeit). Aber das war hier auch nicht so, stattdessen nahmen mich die beiden manchmal, wenn das Wetter gut war, spontan auf nen kleinen Ausflug mit und zeigten mir ein bisschen was von der Umgebung. Das war auch super, dennoch war das insgesamt nur ein paar mal der Fall - deswegen hätte ich es lieber gehabt, wenn ich am Wochenende einfach frei gehabt hätte. Aber naja, alles halb so wild. 

Einmal fuhr ich mit Silja zu einem 10 km entfernten Wasserfall, der hinter einer natürlichen Felsmauer versteckt liegt. Wenn man dahinter geht, ist es fast wie eine eigene Welt. So schön da!



Ein anderes Mal fuhr Dotti mit mir zu einem anderen Wasserfall, hinter den man sogar gehen konnte. Von dort hatten wir einen Wahnsinnsblick die ganze Küste entlang, mit den Fjorden...wow! Außerdem ist dort noch durch niedrige Steinmauern der Grundriss eines Hauses und eines Schafstalles zu sehen, die dort einmal standen. Dotti kennt sogar den Mann, der dort lebte - als 14-Jähriger hatte er ihm einmal mit den Schafen geholfen! Wir liefen ein wenig dort rum und er zeigte und erzählte mir währenddessen eine Menge von damals. Ich liebe es, so kleine Geschichten zu erfahren, die ich nicht erfahren würde, wenn ich nicht im Kontakt mit den "locals" wäre.
Das Gleiche gilt natürlich auch für die Orte, die ich auf diese Weise zu sehen bekomme.

Unterwegs zeigte er mir noch ein paar andere interessante Stellen und am Strand schließlich sahen wir sogar Robben! Das war ein richtig gelungener Ausflug.

Ein andermal besuchte Silja mit mir einen Ort in der Nähe von Flókalundur. Und wieder eine sooo schöne und faszinierende Landschaft!

An einem Regentag nahm Silja mich mit nach Bíldudalur zu einem "icelandic monsters" - Museum. Viele Isländer glauben, dass sich in den Gewässern Monster tummeln (bzw. noch nicht entdeckte Tierarten) oder können zumindest nicht ausschließen, dass es sie nicht gibt. Das Thema wurde echt interessant und gut aufgearbeitet und gestaltet.

An einem Nachmittag hatte ich unerwartet Zeit und so machte ich mich auf zu einer spontanen Wanderung auf einen Berg, den man vom Wohnhaus aus sehen kann (Múlahyrna). Diese Wanderung ist nicht ausgeschildert oder in einem Reiseführer gelistet, es gibt auch keinen richtigen Weg oder Markierungen. Nur die Leute der Umgebung wandern ihn manchmal hoch. Deswegen war natürlich auch niemand außer mir unterwegs, was ich super fand und die Wanderung für mich nochmal besonderer machte. Von oben hatte ich wieder eine unglaubliche Aussicht entlang der Küste. Außerdem war es ein klarer Tag, sodass ich richtig gut Snæfellsnes sehen konnte (das kommt nicht all zu oft vor) - und auch viele der Inselchen. Auf der anderen Seite konnte ich steile, tief abfallende Klippen sehen, das wsr beeindruckend. Silja und Dotti konnten mich sogar mit dem Fernglas dort oben sehen! 



Dottis Familie wohnt nur 5 km entfernt - dort ist er auch aufgewachsen. Noch immer wohnen seine Mutter und zwei seiner Brüder (plus Familie) dort und betreiben eine große Schaffarm mit 900 Schafen! Wir waren öfters bei ihnen zu Besuch oder Dottis Neffen bei uns. Sie haben mir immer das Gefühl gegeben, irgendwie ein Teil der Familie zu sein, was ich total schön fand.

Eine Arbeit im Stall, die Dotti, Silja und ich oft zusammen machten, war das "Umziehen" von Schafen in eine andere Box (bisschen schwierig zu erklären...).

In Island ist es üblich, dass die Schafe den Winter über im Stall bleiben und im Mai/Juni, wenn alle Lämmer geboren sind, frei gelassen werden. Bis Ende September ziehen sie dann durch die Berge. Bevor schließlich der Winter wieder Einzug hält,  machen sich die Farmer auf den Weg und sammeln die Schafe wieder von den Bergen ein (etwas, was ich auch auf jeden Fall mal miterleben will, d.h. ich will irgendwann mal im September in Island sein!). 
Mitte Mai entließen wir zuerst die männlichen Schafe in die Freiheit Ein paar Tage später dann die weiblichen Schafe, die keine Lämmer erwarteten. Am 21.Mai schließlich ließen wir zum ersten Mal ein paar Schafe mit ihren Lämmern frei. So schön zu sehen, wie glücklich die Schafe auf der Wiese drauf los rennen! So wird jetzt Stück für Stück der Stall wieder leerer. Die Farmer wissen allerdings nie, ob sie tatsachlich all ihre Schafe wieder sehen. Es kommen immer ein paar nicht zurück bzw. werden nicht gefunden, da sie vielleicht ertrunken sind oder so... Ansonsten aber liebe ich die Vorstellung, dass sie den ganzen Sommer wie richtig wilde Schafe mit ihrer eigenen Herde, ohne Einfluss vom Menschen, in der Natur umherziehen können. 

auf dem Weg in die Sommerferien :D



Übrigens sagen die Leute des Wetterdienstes, dass dieser Mai einer der Schlechtesten seit 100 Jahren war! Kälter, mehr Niederschlag und Schnee als normalerweise! Na super - da hab ich mir ja das richtige Jahr ausgesucht :D ...aber eigentlich doch nicht so schlimm für mich, denn zum Glück hatte ich genau in diesem schlechten Monat hier ein festes Zuhause, ein sicheres Dach über dem Kopf. Aber es war schon echt nicht so dolle, das Wetter. In der ersten Woche gab es eigentlich ständig Schneeverwehungen. Es sah ziemlich winterlich aus - letztendlich war es das auch! Dann wurde es etwas wärmer (zwischen 3 und 10 Grad), d.h. kein Schnee mehr, aber dafür Regen. Es folgten ein paar Tage heftiger Wind/Sturm - ich konnte mich bei den Böen quasi in den Wind legen! Das hat ja schon eigentlich wieder Spaß gemacht :D
Dann gab es Mitte Mai mal ein paar echt tolle Tage, mit viel Sonnenschein und Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad! An dem wärmsten Tag sogar 20 Grad in der Sonne - das zweite Mal in meiner Zeit in Island, dass ich nur im kurzärmligen T-Shirt draußen sein konnte. Etwas Besonderes, haha. Seit ner Woche liegen die Temperaturen aber wieder zwischen 3 und 10 Grad und nur ab und zu regnet es mal nicht. Außerdem ist es in der Landschaft fast überall immer noch relativ braun/okker farben. Einige Stellen werden aber schon leicht grün, aber normalerweise ist es Ende Mai um einiges grüner. Naja, zum Glück bin ich ja noch ne Weile in Island, sodass ich hoffentlich auch noch alles in ganz grün erleben darf. Naja, so viel zum Wetter. 

Man merkt aber trotzdem, dass es auf den Sommer zu geht. Denn es wird nachts gar nicht mehr wirklich dunkel, die komplette Nacht ist es eher so dämmrig. Und inzwischen verschwindet die Sonne auch erst um halb 11 nachts hinter den Bergen. Das ist wirklich komisch und ungewohnt, aber irgendwie auch cool. Allerdings brauch ich zum Einschlafen auf jeden Fall meine Schlafmaske!

mitten in der Nacht, um 3 Uhr oder so

Zu essen gab es hier viel Fleisch und Fisch (hab das Gefühl, das ist das Grundnahrungsmittel in Island, schon bei Dagny&Co gab es das ja fast jeden Tag), aber das Gute daran ist: das Fleisch ist von deren Schafen, d.h. es ist nicht nur ein qualitativ sehr gutes Fleisch, da keine Chemikalien, Medikamente etc., sondern für mich wichtiger: ich weiß, dass die Schafe ein schönes und vermutlich glückliches Leben hatten. Der Fisch ist frisch gefangen, d.h. kein Zuchtfisch oder so. Das find ich sehr gut. Außerdem produzieren sie eigenen getrockneten Fisch (das ist ja ein beliebter, aber nicht ganz billiger Snack in Island). Dafür werden die Fische an einer Schnur aufgehängt und 2-3 Wochen im Freien, aber überdacht, getrocknet. Und sie räuchern auch selber den Fisch oder das Fleisch in einer kleinen Blechhütte, das als "smoke house" dient. 
Der frische Fisch muss natürlich erst noch ausgenommen werden. Dotti hat mir gezeigt, wie es geht und mich machen lassen. Mir war echt ein bisschen schlecht, denn es sieht wirklich nicht appetitlich aus. Aber das gehört eben auch dazu - und wenn ich den Fisch esse (der übrigens seeehr lecker ist), dann muss ich auch sehen können (und es selber machen können), wie er zubereitet wird, oder?! 

getrockneter Fisch


So, und zuletzt noch eine weitere interessante Sache, die ich erfahren habe: es gibt verschiedene Wörter für die verschiedensten Formen von Gestein und Felsen bei den Bergen. Also nicht nur Umschreibungen, sondern eigene Vokabeln. Das hat entwickelte sich, als die Menschen anfingen, ihre Schafe im Herbst wieder einzusammeln, damit sie leichter darüber reden konnten, wo sie Schafe gesehen hatten oder wo sie schon waren etc. Find ich voll spannend. 

Für mich geht es bald wieder weiter, es sind nur noch 2 trächtige Schafe übrig. Insgesamt wurden 70 oder 80 Lämmer geboren (aber es gab auch ein paar Totengeburten)!
Die Zeit hier war sehr schön, hab Neues gelernt und erfahren dürfen, neue schöne Orte kennengelernt und eine beste Freundin unter den Schafen gefunden (das einzige Schaf, dass mich nicht nur beschnuppern wollte, sondern sich auch von mir richtig streicheln ließ - wir konnten richtig kuscheln! Das war so goldig!).
meine beste Freundin unter den Schafenmeine beste Freundin unter den Schafenmeine beste Freundin unter den Schafen


Ich bin etwas nervös, wenn ich daran denke, bald wieder "on the road" zu sein und kein sicheres Dach mehr über dem Kopf zu haben, aber ich freu mich auch sehr, wieder neue Teile Islands kennenzulernen und bin schon aufgeregt, was jetzt so die nächsten 1,5 - 2 Monate passieren wird. Denn wirklich planen kann ich nicht, da man nie weiß, ob das Wetter einem vielleicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. 
Aber es wird schon alles so kommen, wie es kommen soll!

Leonie

05Mai
2018

Nichts erwarten, mit allem rechnen

Mittlerweile bin ich gut auf der Schaffarm angekommen, etwas früher als geplant, da das Wetter mir nen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Das ist aber auch okay für mich. In diesem Eintrag erzähle ich, was ich so erlebt habe in der Zeit, als ich bisschen reisen konnte. 

Also, am Montagvormittag (23. April) ging's für mich von Akureyri aus los. Der Abschied von der Familie war nicht so schwer, denn ich komme ziemlich sicher noch mal zu ihnen, auch wenn nur für nen kurzen Besuch, denn ich hab ein paar Kleinigkeiten dort gelassen, die ich einfach nicht brauche. 
Mein Ziel war es, bis zur Halbinsel Snæfellsnes zu kommen, im Westen. Und ich hatte total Glück, denn gleich mein erster Lift hatte das Ziel Reykjavik, und da liegt die Snæfellsnes quasi auf dem Weg! Es war ein ca. 60 jähriger Isländer, mit dem ich mich auf der ca. 3 1/2 stündigen Fahrt viel unterhalten habe, fast hauptsächlich über religiöse und spirituelle Themen. Anfangs fand ich das noch spannend, ich rede gerne mit den verschiedensten Leuten über das, was sie glauben oder eben nicht glauben. Ich find das spannend, sich darüber auszutauschen und manchmal kann das auch sehr inspirierend sein. Aber nach einiger Zeit merkte ich, dass mir sein Denken fast ein bisschen zu extrem schien bzw. ich hatte das Gefühl, dass er mir fast seine Sichtweise "aufzudrängen" versuchte. 
Zeitweise dachte ich auch, dass er vielleicht einer Sekte angehören könnte. Tatsächlich hab ich jetzt im Nachhinein herausgefunden, dass er der Vereinigungskirche angehört.
Es war trotzdem auf jeden Fall ein sehr netter Mensch, mit gutem Herz. 
In der Nähe von Snæfellsnes liegt Húsafell, wo noch einer der wenigen Wälder Islands zu finden ist. Außerdem gibt es dort die Hraunfossar. Das ist der gemeinsame Name unzähliger klarer Quellen, die unter dem Lavafeld Hallmundarhraun heraussprudeln. Regen und Schmelzwasser der Gletscher fließen zwischen den Lavaschichten ab, treten als Grundwasser aus und bilden die Wasserfälle Hraunfossar, auf einer Breite von ca. 1 km. Da der Isländer Zeit hatte, schlug er vor, einen kleinen Umweg zu fahren, damit er mir die Wasserfälle zeigen kann. Da sagte ich natürlich nicht Nein. Wirklich sehr schön dort! 
 

Er erzählte, dass er in Húsafell, nur paar km weiter, ein Sommerferienhäuschen hat und er wollte nur kurz dort hin fahren, um zu sehen, ob dort alles ok ist. Húsafell ist ein richtiger Sommerurlaubsort, nicht nur für Touristen, sondern auch viele Isländer haben dort eben ihre kleinen Sommerhäuser. Aber noch war nicht viel los, sehr angenehm. Es war inzwischen schon 6 Uhr abends und ich überlegte, ob ich vielleicht einfach dort auf dem Campingplatz bleiben sollte. Dann hatte ich noch eine bessere Idee und fragte, ob ich in dem kleinen Vorgarten seines Häuschens mein Zelt aufschlagen dürfte und er hatte kein Problem damit - perfekt.  
Das Wetter am nächsten Tag war immer noch sehr schön, also machte ich dort eine Wanderung und nachmittags hitchhikte ich dann nach Borgarnes im Süden, kurz bevor die Halbinsel Snæfellsnes anfängt. Dort gibt es einen Campingplatz, der - wie die meisten Campingplätze - erst im Mai oder Juni offiziell öffnet. Dafür darf man dort kostenlos bleiben, aber die Toiletten und Wasseranschlüsse sind natürlich auch noch geschlossen. 
 

Am Mittwochvormittag gabelte mich ein super liebes Paar aus Italien mit ihrem Campervan auf. Ihr Plan war es, die Südseite der Halbinsel entlang zu fahren, bis um die Spitze, dort irgendwo zu schlafen und auf dem Weg Halt an den verschiedenen "Sehenswürdigkeiten" zu machen. Klang super, also verbrachte ich einfach den ganzen Tag mit ihnen. Es war ein sehr schöner Tag - sowohl vom Wetter her, als auch von den Orten, die wir sahen. Schon allein die Straße an der Küste entlang zu fahren lohnt sich, es ist einfach soo schön! 

Es gibt dort einen Strand, an dem man eine freilebende Robbenkolonie beobachten kann! Das war toll. Das erste Mal hab ich ja freilebende Robben in Neuseeland gesehen, es ist jedes mal wieder beeindruckend. 
 

In Buðir schauten wir uns eine der ältesten hölzerne Kirchen Islands an (von 1848). 
älteste hölzerne Kirche
 
Außerdem gingen wir zu einer wirklich beeindruckenden Spalte in der Felswand, genannt Rauðfeldsgjá. Die Spalte ist sehr schmal und ein Mensch sieht darin winzig aus. Man kann sogar hinein gehen, das war genial. 
 
 

Unsere nächste Station war eine kleine Höhle (Sönghellir), die an sich nicht soo besonders ist, aber dafür die Umgebung viel mehr. Einfach fantastisch. Eine wilde, unberührte Landschaft und ein hammer Ausblick die ganze Südküste der Snæfellsnes entlang.  
 
Der Zipfel im Westen der Halbinsel ist der Nationalpark Snæfellsjökull, benannt nach dem gleichnamigen Vulkan, der dort sein rundes, weißes (schneebedecktes) Haupt präsentiert. Den Berg sieht man aber schon eigentlich fast die ganze Fahrt an der Südseite der Halbinsel entlang (wenn keine Wolken ihn einhüllen).
Der Nationalpark besteht eigentlich nur aus großem flachen Land, bedeckt mit einem Lavafeld und ein paar Kratern. Einerseits ganz schön trist, aber andererseits auch total beeindruckend, gerade weil man eben nur von flachem Lavaland umgeben ist. 

Nach ein paar weiteren schönen Aussichtsorten kamen wir abends in Hellissandur an.
Dort blieben wir auf dem noch geschlossenen und daher kostenlosen Campingplatz. Es war auf jeden Fall ein toller Tag mit den beiden! 

Am Donnerstagvormittag machte ich mich wieder auf den Weg, wollte nun von Hellissandur (auf der Nordseite der Halbinsel, ganz außen im Westen) Richtung Osten, und auf dem Weg noch an ein paar Orten Halt machen. Das italienische Paar war noch in ihrem Campervan als ich los ging, ansonsten wäre ich vermutlich noch mal mit denen mit gefahren. Ich wollte aber eh erst mal nur ein paar Km weiter zum Wasserfall Svöðufoss. Ein sehr netter Isländer fuhr für mich sogar direkt dort hin, denn von der "Hauptstraße" ist der auch noch mal ein Stück entfernt. Es ist, wie eigentlich alle Wasserfälle in Island, ein echt schöner Wasserfall. Dennoch aber weniger spektakulär als andere und daher auch nicht so viel von Touristen überlaufen, was echt angenehm war. 

Von dort wurde ich zum ersten Mal von einer Deutschen im Auto mitgenommen, davor waren es entweder Isländer oder eben Touristen, aber bis dahin noch nie jemand aus Deutschland, sondern die meisten aus Italien :D und generell wurde ich insgesamt eher von Touris als von Isländern mitgenommen. 
Übrigens hab ich mal nachgezählt - ich wurde in den ersten Tagen in Island und jetzt vergangene Woche - also ungefähr in knappen 2 Wochen von insgesamt 35 Autos mitgenommen!! :D
Naja, das war jedenfalls auch ein deutsches Mädel (Melissa), ungefähr gleich alt wie ich, die auch über workaway auf einer Farm mitarbeitet und das Auto ausgeliehen bekommen hat - wir haben uns gut verstanden. Ich wollte eigentlich nur bis Grundarfjörður und dort ne Wanderung machen (zufälligerweise genau die gleiche, die sie auch vor hatte) - aber auf der Fahrt fing es heftig an zu schneien! Damit hatten wir natürlich überhaupt nicht gerechnet - irgendwie. Obwohl man ja eigentlich mit allem rechnen muss in Island. 
 

Ich entschied mich dann doch dafür, mit nach Stykkishólmur zu kommen, das ist der größte Ort auf der Snæfellsnes. Dort kam ich dann mittags an und den kompletten restlichen Tag hat es nur noch geregnet. Deswegen quartierte ich mich in der Tankstelle ein und verbrachte dort ein paar Stunden. Abends ging ich dann auf den Campingplatz. Der hat zwar natürlich auch noch geschlossen, aber ich entdeckte, dass sie dort trotzdem in der Winterpause einen kleinen Aufenthaltsraum mit Tischen und Stühlen und sogar Toiletten 24/7 offen haben! Ach, da war ich ja so dankbar, unfassbar toll von den Campingplatz-Betreibern!! 
Denn auch am nächsten Tag - Freitag - schneite/regnete es fast die ganze Zeit, so konnte ich also nicht so viel unternehmen, aber ich hatte wenigstens einen warmen Raum usw., in dem ich dann chillen konnte, vor allem abends war das super.

Es waren nur ein paar wenige andere Leute außer mir da, die aber in ihren Campervans schliefen. Freitagmittag hörte es dann aber auch mal für ein paar Stunden auf zu regnen und ich erkundete den Ort. Von einer kleinen Halbinsel aus hatte ich einen tollen Blick: in der Ferne Richtung Norden konnte ich die Westfjorde erkennen und im Meer sah ich unzählige kleine und mittelgroße, eher flache Inselchen! Es heißt, es gibt zwei Dinge, die unzählbar sind: die Sterne und die Inseln in der großen Bucht zwischen der Snæfellsnes und den Westfjorden. Und das ist tatsächlich so! Auf jeden Fall wirklich sehr schön. 

Zuerst war ich bisschen unglücklich, dass das Wetter so schlecht war. Aber letztendlich war es doch dann ein echt schöner Tag, denn es tat einfach mal gut, nicht so viel Programm zu haben und einfach auch mal zu relaxen. Es war wie eine kleine Verschnaufpause oder so. Außerdem konnte ich ohne schweren Rucksack unterwegs sein, weil ich mein Zelt stehen ließ und darin alles verstaut hatte. 

Für den Samstag hatte ich dafür aber wieder einiges vor, denn die Wettervorhersage sagte super schönes Wetter voraus, und behielt diesmal sogar Recht.
Morgens wurde ich von zwei netten Französinnen, die ich am Campingplatz kennengelernt hatte, ein Stück mitgenommen. Ich wollte zu einem kleinen Berg - eher Hügel -, den Helgafell (übersetzt Heiliger Berg). Der hat eine besondere Bedeutung bei den Isländern: der Hügel war in Sagazeiten so heilig, dass ältere Isländer ihn vor ihrem Tod aufsuchten. Heute glauben manche Einheimische, dass denjenigen, die den Hügel besteigen, 3 Wünsche erfüllt werden, sofern sie reinen Herzens sind. Dazu muss man aber vom Grab der Guðrún Ósvífursdóttir  (die Hauptperson in einer der Sagas)  hoch gehen, auf dem Weg nicht zurück schauen und kein Wort reden, dann hat man 3 Wünsche frei. Genauso hab ich das dann auch gemacht :) Von oben hatte ich dann eine tolle Sicht auf Stykkishólmur, die tausenden Inselchen und die schneebedeckte Gebirgskette die Halbinsel entlang. 
 
 

Diese bin ich anschließend wieder Richtung Westen gehitchkiked, also in die Richtung, aus der ich 2 Tage zuvor gekommen war. An einer Stelle zweigt eine kleine Schotterstraße von der Hauptstraße ab, macht einen Bogen um einen Berg, um danach wieder in die Hauptstraße zu münden. Quasi ein Umweg - damit ihr euch das besser vorstellen könnt, wie ich das meine, hier ein Bild von der Karte: 
 

Auf jeden Fall hab ich "meinen Autofahrer" gebeten, mich an genau dieser Stelle raus zu lassen, denn ich wollte diesen kleinen Umweg (ein paar Kilometer) zu Fuß gehen. Das war die beste Entscheidung! Es eröffnete sich eine ganz eigene Welt, ich war plötzlich umgeben von weißen fantastischen Bergen und Gipfeln und einem Lavafeld. Es fühlte sich an, als wäre die Hauptraße weit weit weg und als wäre ich irgendwo im Nirgendwo, abseits von Zivilisation. Ich liebe dieses Gefühl irgendwie. Es ist ein Gefühl von Freiheit, Frieden, Glück... - einfach überwältigend. 

Eine Momentaufnahme: 
Ich stehe da. Die Sonne scheint in mein Gesicht, keine Wolke ist zu sehen. Ich kneife die Augen etwas zusammen, denn es ist so hell mit dem ganzen Schnee um mich herum. Diese Berge. Ich kann mich kaum dran satt sehen. Es weht kein Wind (!). Mir ist sogar warm. Ich lausche. Und höre...nichts. Rein gar nichts, keinen einzigen Ton! Ich sehe weit und breit keine Menschen, ich bin ganz allein in dem Moment, der Moment gehört mir. Und diese Stille - es ist so still! Das Gefühl ist überwältigend, ich finde keine Worte, bin einfach nur glücklich und dankbar.  *Momentaufnahme zu Ende* 
 
glücklich!
 


Am frühen Nachmittag kam ich dann in Grundarfjörður an, genauer gesagt an dem Wasserfall Kirkjufellsfoss mit dem beeindruckenden Berg Kirkjufell im Hintergrund - eines der beliebtesten Fotomotive Islands. Und dementsprechend auch gut besucht. Trotzdem ein schöner Ort. Etwas weiter, ein bisschen abseits von der "Hauptraße" und Touristen, suchte ich mir dann ein nettes Plätzchen, um mir mein Mittagessen zu kochen. Das schafft auch immer Glücksgefühle in mir: mit einem unfassbar schönem Ausblick mit meinem Gaskocher irgendein einfaches Essen zubereiten und dann einfach auf dem Boden sitzen, die Sonne (wenn sie da ist) und den Blick genießen und essen. Besser geht's nicht. Apropos Essen, falls sich jemand vielleicht gefragt hat, was ich in meiner Reisezeit so esse...das lässt sich ziemlich schnell zusammenfassen: Haferflocken und Couscous. Ich hab auch entdeckt, dass die Kombination von beidem zusammen echt ganz gut ist. Ich hab keinerlei Gewürze oder Salz dabei, d.h. ich schmecke den ganz natürlichen "unverfälschten" Geschmack. Ist jetzt kein kulinarisches Highlight, aber irgendwie passt dieses einfache Basic Essen auch zu meinem Lebensstil während des Reisens. Manchmal gibt es aber auch Instantnudeln :D der Grund für diese Essensauswahl ist einfach: es ist schnell gekocht, verbraucht nicht viel Gas und es ist nicht zu groß und zu schwer. Denn ich muss ständig schauen, dass mein Rucksack nicht zu voll ist und ich spüre meinen Rücken schon nach etwa einer Stunde Rucksack tragen... 
 
 
Am späteren Nachmittag bekam ich dann wieder einen Lift, weiter Richtung Westen die Halbinsel entlang. Ich wollte zu dem wenig besuchten Wasserfall Svöðufoss, wo ich ja am Donnerstag schon gewesen war. Ich wurde an der "Hauptstraße" rausgelassen und lief das letzte Stück noch hin, wo ich dann endlich nach nem langen und irgendwie anstrengendem Tag ankam. Denn dort wollte ich schlafen. Ich hatte nämlich ein bisschen entfernt eine Ruine eines alten verlassenen und verfallenen Hauses entdeckt und dachte mir, das ist doch ein perfekter Ort zum Zelt aufschlagen, denn das gehört sicher niemandem mehr und stört bestimmt auch keinen, wenn ich da eine Nacht bleibe. Der Ort war echt cool, eine spannende Atmosphäre. 
 
 


Um halb 1 in der Nacht wachte ich plötzlich auf und war hellwach. Mein Zelt wurde gerade ordentlich durchgeschüttelt, der Wind heulte laut und das Zelt raschelte und wackelte. Ich dachte mir einfach nur tausend mal: "f***". Denn ich hatte mein Zelt auf ziemlich weichem Boden aufgebaut, die Heringe waren nur in die Erde geflutscht und ich hatte mir noch gedacht: "geil, das geht ja easy - ich mein okay, bei starkem Wind werden die wahrscheinlich dann rausgerissen aber es ist ja zum Glück total windstill". Ernsthaft, genau diesen Wortlaut hatten meine Gedanken - und dafür verfluchte ich mich jetzt. Es war beim Zeltaufbau so windstill gewesen, dass ich so ganz starken Wind einfach gaaar nicht erwartet hatte! Aber es ist Island, und hier ist es echt naiv, so zu denken. Ja, ich hab so ein Wetter überhaupt nicht erwartet, aber in Island muss man eben mit allem rechnen! Das hab ich jetzt noch mal deutlicher gelernt.
Jedenfalls versuchte ich mich zu beruhigen, dass das Zelt ja noch so steht wie es soll, ich wollte absolut da nicht raus. Außerdem dachte ich mir, dass ich dann sicher um ein paar Grad abkühlen würde und wollte nicht wieder kalt ins "Bett". Ich konnte aber auch einfach nicht schlafen. Ich zitterte, obwohl mir nicht kalt war, höchstens biiisschen, es war denk ich eher die Nervosität. Irgendwann um 3 Uhr hielt ich es nicht mehr aus - es hörte sich so an, als ob die Abspannbändel ständig gegen das Zelt schlagen würden. Also ging ich raus und stellte aber zum Glück fest, dass alles noch da war, wo es hingehörte. Ich spannte aber trotzdem noch mal nach und ging dann etwas beruhigter wieder ins Bett. Mein Zittern hatte dann auch aufgehört. 
Kurz drauf fing es auch noch stark an zu regnen, als würde jemand mit nem übergroßem Duschkopf direkt über meinem Zelt stehen. 
Aber ich fing an, mir als eine Art Mantra zuzureden "ich bin sicher, mir kann nichts passieren". Das hört sich jetzt alles glaub ich noch dramatischer an, als es wahrscheinlich in Echt war, aber es war einfach der erste echt starke Wind, den ich im Zelt erlebte, noch dazu alleine und etwa 1 Std Fußweg vom nächsten Mini-Ort entfernt, und mitten in der Nacht. 
Ich fing dann auch an zu zählen, etwa im Rhythmus meines Atems. Damit meine Gedanken nicht ständig kreisten, sondern sich quasi auf das Zählen konzentrieren konnten... Bei 700 oder so döste ich dann auch irgendwann ein...  In der Nacht hab ich trotzdem insgesamt kaum geschlafen. Und der Wind war am nächsten Morgen noch genau so da. Es war auch das erste Mal, dass ich in so nem starken Wind mein Zelt abbauen musste (und abends dann auch aufbauen), das war echt gar nicht so leicht. Aber ich war bisschen stolz, als ich es dann geschafft hatte und wusste, dass ich es schon irgendwie schaffen kann.
 
Ich wollte einfach nur noch nach Stykkishólmur zurück, der Weg klappte bis auf einer Stunde im Regen warten auch ansonsten ganz gut und ich kam mittags endlich wieder an "meinem Campingplatz" mit dem Aufenthaltsraum an. Da war ich echt erleichtert. Den Nachmittag verbrachte ich dann im kleinen Schwimmbad, hauptsächlich in den hot pots. 
Die sind ja Standard in Island, da man ja fast überall heißes Wasser von den geothermischen Gebieten bekommt. Auch Schwimmbäder gibt es in ganz vielen auch sehr kleinen Orten, das ist ein wichtiger Bestandteil der isländischen Kultur, ein sozialer Treffpunkt.  

Für den Montag war das Wetter ein bisschen besser angesagt, sodass ich vorhatte, wieder auf die Südseite der Snæfellsnes zu hitchhiken und dort ne Wanderung zu machen. Jedoch musste ich auf der Fahrt wieder mal spontan umplanen, denn es fing an zu schneien! Also fuhr ich bis nach Borgarnes (wo ich ja ein paar Tage zuvor schon gewesen war) und ging ins Landnahme Museum. Ein echt tolles Museum, interaktiv und beeindruckend gestaltet. In der einen Ausstellung lernte ich darüber, wie um etwa 800 n.Chr. die ersten Menschen (Wikinger) von Norwegen nach Island kamen und sich dort niederließen, echt spannend. In der anderen Ausstellung wurde die Egils Saga erzählt. Es gibt ja ganz viele Sagas, oft Geschichten über die Persönlichkeiten, die damals nach Island kamen. Die Menschen, über die es in den Sagas geht, gab es wirklich, aber ob dann tatsächlich alles genau so geschah, wie es erzählt wird, weiß man natürlich nicht. Aber die Geschichten basieren auf jeden Fall auf dem, wie es gewesen sein muss.

Eigentlich hatte ich ja geplant, erst am Wochenende bei der Schaffarm anzukommen. Ich wollte die wenigen Tage noch nutzen, um ein paar Wanderungen zu machen und ein, zwei Orte noch auf der Snæfellsnes zu besuchen, die ich bis dahin noch nicht gesehen hatte. Aber das Wetter war einfach verrückt: in einem Moment schien die Sonne, nur damit es kurz drauf einen Schneesturm gab. Und so wechselte sich das ständig ab. Also beschloss ich, am nächsten Tag (Dienstag) vormittags mich selbst davon zu überzeugen, wie das Wetter ist! Denn ich erfahre hier ständig, dass ich mich auf Wettervorhersagen nicht verlassen kann. Letztendlich ist das doch oft so, aber in Island halt noch mal irgendwie mehr. Da kann es ganz spontan mal alle 4 Jahreszeiten an einem einzigen Tag geben. Als ich dann am Dienstagmorgen aufwachte, fand ich mal wieder alles weiß um mich vor. Deshalb beschloss ich, Richtung Westfjorde zu trampen. Ich war gespannt, wie mir das gelingen würde, denn sobald man nämlich in den Westfjorden ist, viele Km entfernt von der gut befahrenen Ringstraße, wird der Verkehr relativ gering. Angeblich kommen nur etwa 10% der Touristen hier her - macht auch Sinn, denn die meisten haben ja nur 1-2 Wochen Zeit, und da reicht eben nicht die Zeit, noch diese Gegend abzufahren. Ich hatte also etwas Sorge, wie ich das mit dem Hitchhiken schaffen würde und stellte mich drauf ein, auf jeden Fall 2 Tage zu brauchen, auch wenn es eine Fahrt von nur etwa 4 Stunden ist. Aber wie so oft erlebte ich etwas, dass ich gar nicht erwartet hatte... und zwar nahm mich ein sehr netter Isländer viel weiter mit, als ich dachte, dass ich kommen würde. Er fuhr für mich sogar einen kleinen Umweg!
 
nochmal winterliches trampen
 
 
 
Und so kam ich schließlich doch noch an der Schaffarm an - ganz unerwarteterweise. Aber, wie hab ich es so oft letzte Woche erlebt: nichts Erwarten, mit allem Rechnen. 
 
Leonie 
18April
2018

Von Glücksgefühlen und echter Angst, vom Überwinden und Aufgeben, vom Mond und Mars

Baru und ich wollten wieder ein bisschen was von Island sehen und das tolle Wetter ausnutzen, deshalb machten wir vor etwas mehr als einer Woche unseren zweiten kleinen Roadtrip. Diesmal war ich die Fahrerin, denn sie konnte das Auto ihrer Gastfamilie diesmal nicht haben, aber ich durfte 'unseres' benutzen. Eigentlich hasse ich ja Auto fahren, hauptsächlich, weil ich kaum Fahrpraxis habe, da ich in Deutschland so gut wie nie dazu komme Auto zu fahren. Irgendwie ist es immer im Ausland so, dass ich da viel mehr Auto fahre, wie ja in Neuseeland auch schon :D und letztendlich war's ja dann gar nicht schlimm, da es quasi wie auf Landstraßen zu fahren ist. 


Unser erstes Ziel war der Mývatn (wörtlich übersetzt Mückensee). Dort sind wir als erstes zu einem Ort gefahren, der heißt Dimmuborgir. Das ist ein Lavafeld, d.h. überall liegen verstreut große und kleinere Lavafelsen und Brocken, es ist darin ein bisschen wie ein Labyrinth. Die bizarren Felsformationen erinnern auch etwas an verfallene Ruinen von Burgen und Türmen. 

 


Ganz in der Nähe ist der Hverfjall Krater. Ein perfekter runder Krater, wie man ihn sich
bilderbuchhaft vorstellt. Man kann sogar raufkraxeln und hat dann von dort eine wunderbare Sicht auf den schönen See (der aber noch fast ganz zugefroren war) und die Berge, die wie vereinzelte Inseln aus dem weißen Schneemeer herausragen. Und man kann natürlich auch in den Krater blicken, doch da sieht man nicht so viel, es geht halt etwas in die Tiefe und dort unten liegt dann ebenfalls Schnee.

Krater; roadtrip mit Baru


Anschließend fuhren wir zur Grotte Grjótagjá. Das ist wie eine Höhle, die in die Erde runter geht und dort unten ist dann ein kleiner See, also eine heiße Quelle mit ungefähr 40 Grad heißem Wasser. Deshalb ist die Höhle auch voller Wasserdampf und von außen sieht man es aus den Felsspalten dampfen. Ein magischer Ort, wenn man sich die ganzen anderen Touris wegdenkt. 


Unsere nächste und letzte Station lag noch etwas weiter, das war der Dettifoss. Ein unglaublich beeindruckender Wasserfall. Man steht oberhalb des breiten Flusses und sieht, wie die ganzen Wassermassen hinabfallen und somit den kräftigen, breiten Wasserfall bilden. Es ist sogar der Leistungsstärkste Europas! Es ist auch total laut da. Einer der tollsten Wasserfälle, die ich in Island und auch generell überhaupt gesehen habe. 

Dettifoss


Auf dem Rückweg hielten wir noch am Góðafoss. Der Isländer der mich vor einigen Wochen beim Hitchhiken mit nach Akureyri genommen hat, hatte da ja auch kurz für mich gehalten, aber ich wollte noch mal hin. Das ist für mich auch einer der schönsten Wasserfälle hier. Besonders im Winter finde ich die Wasserfälle so faszinierend, wenn riesige dicke Eiszapfen von den Felsen herunterhängen. Das sieht fast märchenhaft aus. Neben unseren "Stationen" war natürlich auch schon allein die Fahrt eine "Sehenswürdigkeit" für sich. Einfach unglaublich schön und sooo weiß alles ringsum! Ich fühlte mich teilweise fast wie am Nordpol - zumindest so wie ich mir den Nordpol vorstelle :D 
Erst am späten Abend waren wir wieder zurück, erschöpft und glücklich nach einem tollen Tag. 


Auch letzte Woche war es sehr ereignisreich für mich. Von Dienstag bis Sonntag war meine Gastfamilie nämlich in Polen, somit konnte ich die Zeit nutzen, um noch mehr von der Umgebung zu entdecken, denn sie waren so lieb und haben mir das Auto anvertraut.

Mittwochmorgen fuhr ich los, wieder in Richtung Mývatn. Ich wollte eine Wanderung im Krafla Gebiet machen. Krafla ist ein Vulkansystem und ein Teil dieses Systems ist der aktive Vulkan Leirhnjúkur, wörtlich übersetzt 'Lehmgipfel'. Die letzte Ausbruchserie des Krafla-Systems war mit Unterbrechungen von 1975 bis 1984 und der lehmige Boden des Berges ist sogar immer noch etwas warm, sodass dort auch kein Schnee liegt. Das heißt überall ringsum ist es weiß, nur der Leirhnjúkur ist braun/ockerfarben, teilweise etwas rötlich oder grellgelb (vom Schwefel). Das sieht richtig toll aus. Außerdem dampft es noch überall aus Spalten! 
Es gibt auch einen kleinen milchig grünen Tümpel, in dem es vor sich hin köchelt. Natürlich riecht es auch nach faulen Eiern - also nach Schwefelwasserstoff.
Man geht an großen schwarzen zackigen Lavafelsen vorbei und denkt sich, man ist grad auf dem Mond unterwegs oder so. Ein faszinierender Ort!

bin ich auf dem Mars gelandet?


Manchmal sind auch flache Lavasteine zu sehen, wo noch richtig gut das Ringmuster erkennbar ist. Dadurch kann ich mir total gut vorstellen, wie die damals noch flüssige Lava langsam geflossen ist und dann nach einiger Zeit erstarrte. Ich kann das nicht so gut beschreiben, aber hab versucht es auf einem Foto rüber zu bringen.  


Es gibt eine Wanderung, die von dort in Richtung Mývatn geht, die ich gehen wollte. Die ist auch eigentlich markiert, mit so kurzen Holzpflöcken im Boden. Nur war es halt "blöderweise" immer noch Winter und durch den knöchel- bis kniehohen Schnee einfach nicht mehr zu sehen. Außerdem war offensichtlich noch niemand anderes diese Strecke gewandert, sonst hätte ich mich ja an den Fußspuren orientieren können. Ich irrte also bisschen im Schnee herum, bis ich endlich den Einfall hatte, dass ich ja GPS mit meinem Handy hätte und dass meine offline-Map (eine App auf dem Handy - wie Googlemaps, nur braucht man dafür kein Internet) teilweise auch Wanderwege anzeigt. Tatsächlich konnte ich so auf der Map den Weg sehen, den ich gehen wollte und durch das GPS immer wieder sicher sein, dass ich noch in die richtige Richtung laufe. Es ging jedenfalls ständig nur durch den Schnee, teilweise sank ich sogar bis zum Knie ein. Ich war dort ganz alleine, einfach nur umgeben von unberührtem Schnee und diesen Lavafelsen. Der ständige Kontrast von schwarz und weiß ist auch irgendwie faszinierend. Die Sonne schien und es war so still und friedlich um mich herum! Ich fühlte mich als wäre ich völlig abgeschieden und weit entfernt von jeglicher Zivilisation. Das war natürlich nicht so, aber schon das Gefühl davon war unbeschreiblich. 


Ganz in der Nähe vom Leirhnjúkur liegt der Víti, ein vulkanischer See am Zentralvulkan Krafla. Normalerweise hat der eine tolle blaue Farbe (also anderes blau als normale Seen), aber er war leider noch voll zu gefroren und von Schnee bedeckt. Deswegen beschloss ich noch mal, im Sommer hin zu kommen.

Ein paar Kilometer entfernt liegt Hverir, ein Hochtemperaturgebiet. Das ist immer noch Teil des Krafla-Systems. Es ist eine große flache unbewachsene Fläche, ockerfarben und sehr schlammig - willkommen auf dem Mars! 
(Warum zwei Mädels, die ich da gesehen habe, mit blendend weißen Turnschuhen versucht haben, da rum zu laufen, ohne die Schuhe zu beschmutzen und warum man überhaupt solche Schuhe in Island dabei hat verstehe ich immer noch nicht :D ).
Überall befinden sich verstreut kleine und größere (Schlamm-)Tümpel, überall blubbert und kocht es, und überall dampft es irgendwo raus. Natürlich liegt auch wieder der beißende schwefelige Geruch in der Luft. 


Inzwischen war es schon später Nachmittag geworden und ich machte mich auf zum Campingplatz am Mývatn um mein Zelt endlich mal einzuweihen. Ich war die Einzige in einem Zelt - Überraschung :D. Ich schlief eigentlich ganz gut, muss ich sagen! Bis auf meine recht kalten Füße am nächsten Morgen (war aber nicht unangenehm oder so in der Nacht) hab ich überhaupt nicht gefroren, es war sogar angenehm warm. Aber gut, ich hatte auch mein Merinoshirt an + Fleecejacke + dünne Daunenjacke. Und zwei Leggings. Aber trotzdem bin ich froh, mir so einen guten Schlafsack gekauft zu haben und v.a. liebe ich die Isomatte. Die ist nämlich zum Aufpumpen und dadurch so dick, dass ich sogar gemütlich auf der Seite liegen kann! Als ich am nächsten Tag (Donnerstag) um 7 Uhr aufstand, sah ich dass die Pfützen sogar gefroren waren...

Zelt einweihen


Vom Campingplatz aus gibt es eine Wanderung zum Berg Hlíðarfjall, die ich machen wollte. Der Weg zu diesem Berg war ganz schön und angenehm zu gehen. Irgendwann kam ich dann am Fuße des Berges an und dachte mir, okay, der Weg geht jetzt wahrscheinlich noch irgendwie um den Berg herum um dann geht es rauf, denn die Seite, die ich vom Berg sah, war ziemlich steil.
Aber der Weg ging nicht um den Berg herum. Der Weg führte direkt auf den steilen Hang zu! Anfangs ging es ja noch, es gab einen schmalen Pfad nach oben. 

Doch sehr bald gab es keinen Pfad mehr. Ich wusste nur durch die kleinen Holzpflöcke, dass es tatsächlich da hoch gehen muss. 
Das Problem war: ich hatte keinen guten Halt auf dem lockeren Geröll - und die Steigung war bestimmt ca. 45°! Ganz langsam tastete ich mich vorsichtig voran und war wieder mal froh, meine Wanderstöcke dabei zu haben (am Tag davor, wo ich so viel durch den Schnee gelaufen bin, waren sie mir auch schon eine große Hilfe, indem ich mit ihnen testen konnte, wie tief der Schnee ist bzw. einige Male konnte ich mich damit auffangen, wie verlängerte Arme). So ging ich Stück für Stück den Hang hoch und verfluchte diejenigen, die das als Wanderweg ausgegeben hatten - denn wie zur Hölle soll man da hochkommen und noch viel mehr: wieder runter?! Auf rutschigem lockeren Geröll nach unten zu gehen, v.a. wenn es so steil ist, ist ja noch schwerer als aufwärts! Als ich einmal nach unten sah, wurde mir schon etwas mulmig. Es war so steil!! Dann guckte ich nach oben und sah den nächsten Pflock und sagte mir: noch bis dahin. So ging das ein paar Male, sodass ich mich dazu überwand, noch weiter hoch zu gehen. Irgendwann traf ich auf Schnee, und stellte fest, dass es sogar leichter war darauf zu gehen. Denn so konnte ich seitwärts zum Berg Schritt für Schritt hoch gehen und meine Schuhe immer bisschen in den Schnee einsinken lassen, dadurch hatte ich einen besseren Halt. Aber als ich irgendwann wieder nach unten guckte, bekam ich echt Angst. Nicht mehr nur Schiss, sondern echte Angst. Ich fragte mich, wie ich bitte da wieder heile nach unten kommen soll?! 
Von unten sah ich oben so eine Erhebung und dachte, okay wenn ich dort bin, hab ich einen Blick auf die andere Seite des Berges. Aber als ich dort war, stellte ich fest, dass es immer noch ein ganzes Stück weiter durch den Schnee geht, bis man wirklich oben ankommt, und dass ich doch erst 3/4 geschafft habe. Ich fing an innerlich zu streiten. Noch weiter, oder nicht?!
Die Pro-Seite rief: " hey, jetzt bist du schon 3/4 den scheiß Hang rauf, das letzte Stück schaffst du auch noch!". Die Contra-Seite entgegnete ängstlich: "ja, aber es sieht immer nur nicht so weit aus, wenn man von unten hochschaut, aber es ist dann doch immer noch weiter als man denkt! Da würde ich sicher noch mal mindestens 20-30 min gehen! Und meine Fußgelenke tun schon weh vom seitlich gehen...". Pro dagegen: "ja schon, aber stell dir nur vor, wie stolz du nachher wärest es geschafft zu haben und nicht so kurz vorm Ziel aufgegeben zu haben! Und dann wirst du auch wenigstens mit ner geilen Aussicht belohnt. Sonst hat es ja gar nichts gebracht, schon so weit rauf gegangen zu sein. Das wäre dann umsonst gewesen!". Contra: "Nein, schau von hier hab ich auch schon ne mega Sicht auf den Mývatn und die Berge! Hammer!". Pro: "ja klar, aber von oben hättest du eben ne Sicht nach Süden, den Ausblick in die Richtung hattest du bisher noch gar nicht! Vielleicht kannst du sogar die Gletscher in der Ferne sehen!". Contra: "Naja, es sind einige Wolken da, also wahrscheinlich eher nicht." Pro: "Aber die Sicht nach Süden!!! Du siehst dann auch den Leirhnjúkur von oben, wäre doch mega! Und sonst bist du halt umsonst schon so weit raufgekraxelt...".  Contra: "Nein, nicht umsonst. Schon das bis hierher ist ne krasse Erfahrung und ein Abenteuer! Und es ist außerdem auch nicht schlimm aufzugeben. Beziehungsweise, es ist ja nicht aufgeben. Ich könnte es ja, aber der Blick von hier und dieses Abenteuer reichen mir auch so schon. Ich brauche den Gipfel nicht. Außerdem, was ist, wenn irgendwas passiert, das du nicht beeinflussen kannst, und du dann ausrutschst und runterkullerst?! Willst du wirklich deine Gesundheit und vielleicht sogar dein Leben riskieren, nur um sagen zu können 'ich war ganz oben' und um den Blick nach Süden gehabt zu haben? Ist es dir das wert?!". So stritten die beiden Stimmen in mir, eigentlich schon die ganze Zeit. Aber die Contra-Seite würde immer lauter. Immer öfter schrie sie zwischendurch: "ich hab Angst!". Ich blieb stehen. Ich hatte so ein Gefühl. Ich kann dieses gar nicht in Worte übersetzen, aber es veranlasste mich dazu, tatsächlich umzudrehen. Ganz vorsichtig und langsam machte ich mich wieder an den Abstieg. Immer wieder sah ich innerlich das Bild vor mir wie ich runterrutsche, schwer verletzt bin und mir niemand helfen kann. In dem Moment wollte ich nichts sehnlicher als einfach unten heil ankommen. Ich war so erleichtert und dankbar, als ich endlich wieder festen Halt hatte. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz kreisten meine Gedanken. Hätte ich es doch wagen sollen? Ich wäre jetzt so stolz! Es ist schon irgendwie schade drum, da ich ja tatsächlich schon weit oben war. Ich hätte es sicher geschafft, es ging ja nur noch durch den Schnee und da hatte ich ja sogar einigermaßen Halt. Aber ich hatte eben dieses eine Gefühl. Dieses Bauchgefühl, dass es vielleicht besser ist umzudrehen. Und auf das Bauchgefühl sollte man hören, v.a. in riskanten Situationen. Wer weiß, vielleicht hat mich dieses Bauchgefühl davor bewahrt, dass mir was passiert wäre?! Ich weiß es nicht und es bringt auch nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Auf jeden Fall war es die richtige Entscheidung. 


Freitagfrüh bin ich wieder losgefahren zum nächsten Trip. Zuerst bin ich zum Aldeyjarfoss gefahren & gelaufen. Um zu diesem Wasserfall zu gelangen, muss man etwa 50 km auf einer Schotterstraße fahren, ist also relativ weit weg von der Ringstraße und somit keine der Hauptattraktionen. Da die meisten Touristen nur ca. 2 Wochen oder so bleiben, haben sie vermutlich nicht die Zeit zu diesem Wasserfall zu fahren, wodurch ich dort ganz alleine war. Das war echt super und der Wasserfall ist auch sehr schön. Vor allem wieder die in Island altbekannten 6-eckigen Basaltsäulen. Die waren neben dem Wasserfall kerzengerade nebeneinander gereiht, wie Zaunpfosten oder so, als hätte das jemand so in den Stein gemeißelt.


Danach fuhr ich nach Ásbyrgi, das ist eine hufeisenförmige Schlucht. Die Sage erzählt, dass Odins achtbeiniges Pferd dort einen gigantischen Hufabdruck hinterlassen hat, nachdem es der Erde zu Nahe gekommen war (Odin ist der Hauptgott der nordischen Mythologie). Tatsächlich ist die Schlucht aber durch einen gewaltigen Gletscherlauf entstanden.
Wenn man in der Schlucht steht, ragen um einen herum senkrechte teilweise fast 100 m hohe Felsmauern hoch. Sie wirken wirklich wie Mauern! Aber irgendwie total faszinierend! In der Mitte der Schlucht befindet sich der Gesteinskeil Eyan. In der Schlucht selbst sind viele Bäume, was ja, wie schon mal erwähnt, eher etwas Besonderes ist in Island. Hier in der Schlucht sind sie gut geschützt vom oft so starken Wind. Jetzt allerdings trugen sie noch keine Blätter, aber im Sommer ist alles grün und soll unglaublich schön sein, daher möchte ich im Sommer noch mal kommen. 
Auf jeden Fall ist dieser Ort irgendwie irre! Es gibt dort auch einen Campingplatz, aber der hat noch nicht geöffnet. Ich hatte aber extra am Morgen schon angerufen und gefragt ob ich trotzdem einfach nur mein Zelt aufschlagen dürfe, und das durfte ich auch zum Glück. 
Was mir beim Einschlafen und Aufwachen auffiel: es gibt dort ganz viele Vögel, die ein wunderschönes Vogelgezwitscherkonzert aufgeführt haben! 
Am nächsten Vormittag bin ich den Eyan in der Mitte der Schlucht rauf gewandert, von dort hatte man eine tolle Sicht auf beide Seiten und die Spitze der Schlucht. Echt faszinierend (ich weiß, ich wiederhole mich...)! 


Inzwischen ist hier (bei meiner Familie) wieder full house. Ich bleibe vermutlich noch eine Woche hier und dann geht's weiter. Ich habe über workaway schon eine Schaffarm gefunden, auf der ich ca. 3 Wochen helfen werde. Im Mai bekommen die Schafe nämlich ihre Lämmer und da brauchen große Schaffarmen oft Hilfe. Das wollte ich auf jeden Fall mal erleben. Ich werde da wahrscheinlich ab dem 5. oder 6. Mai sein, d.h. ich habe etwa 2 Wochen davor noch Zeit, ein bisschen herum zu reisen. 

Vielleicht hat sich jemand mal gefragt, wie ich eigentlich mit den Kindern hier rede. Schließlich können sie kein Englisch und ich kann kein Isländisch! Aber eigentlich ist es gar nicht so schwer, wie man es sich vielleicht zuerst vorstellt. Ich versuche meine Emotionen oder das, was ich eben ausdrücken will, durch verschiedene Töne, Tonhöhen, Geräusche, Laute, mit Händen und Füßen und durch Mimik irgendwie wieder zu geben. Das geht beim Spielen auch eigentlich sehr gut. Es wird nur schwer, wenn ich eigentlich etwas Konkretes sagen möchte und das aber einfach nicht kann, da fühlt man sich manchmal so, als wären einem die Hände gebunden. Man kann halt nichts machen (wenn nicht grad die Eltern in der Nähe sind um zu übersetzen). 
Ólöf und ich machen manchmal ein kleines Lernspiel, z.B. wenn wir draußen sind. Dann deute ich z.B. auf den Stein und sag das englische Wort und sie das isländische. Oder als noch Schnee lag, zeichneten wir Bilder in den Schnee und sagten uns gegenseitig wie das entsprechende Wort heißt. So lernen wir beide spielerisch. :)
Aber mittlerweile verstehe (und sage) ich schon ein paar Wörter, die ganz oft im Alltag fallen und die ich quasi so nebenbei gelernt habe. Außerdem hab ich gleich von Anfang an, als ich hierher kam, angefangen mit verschiedenen Apps mir einen kleinen Grundwortschatz anzueignen - zumindest bin ich noch dabei. Ich hab schon einige Wörter gelernt. Aber ich bin natürlich noch weeeeit davon entfernt etwas zu verstehen, wenn andere Isländisch reden. Die reden auch einfach so schnell!! Und mit der Grammatik hab ich mich auch noch kaum beschäftigt, die ist nämlich ähnlich kompliziert wie die deutsche Grammatik, ich glaube sogar noch etwas komplizierter. Im letzten Eintrag hab ich ja schon erzählt, dass sogar Namen entsprechend der verschiedenen Fälle gebeugt werden. Dazu wollte ich noch etwas Interessantes ergänzen: wenn man seinem Kind einen Namen geben will, muss erst eine Behörde den Namensvorschlag erlauben! Es muss nämlich möglich sein, diesen Namen eben entsprechend zu beugen! 
Und noch einen spannenden Fakt über Namen: es gibt keine Familiennamen als Nachname. Sondern dieser setzt zusammen aus dem Vornamen des Vaters (traditionellerweise, manchmal wird neuerdings auch der Name der Mutter genommen) und "dóttir" bei Frauen (dóttir heißt Tochter) bzw. "son" (= Sohn) bei Männern. D.h. die Kinder hier heißen mit Nachnamen "Valsdóttir" und "Valsson". Oft werden Kinder nach ihren Großeltern benannt, dann heißt nämlich z.B. der Enkel mit Vor- und Nachnamen genau gleich wie der Großvater. 
Ich kannte dieses Namenssystem bisher noch gar nicht und bin auch geteilter Meinung, wie ich es finde. Einerseits find ich es schön, da einem durch den Nachnamen so die Beziehung zu einem Elternteil, meist der Vater, verdeutlicht wird und man sich dadurch vielleicht mehr bewusst ist, wo man herkommt. Auch von außen erkennt man dann sofort die familiären Beziehungen. Und es ist irgendwie individueller. Andererseits mag ich es bei Familiennamen, dass da wirklich die ganze Familie gleich heißt (meistens zumindest) und dadurch auch irgendwie so ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Denn hier haben ja Eltern und Kinder meist immer verschiedene Nachnamen. Naja, wie auch immer. :D

Den nächsten Eintrag wird es vermutlich dann von der Schaffarm geben, bis dann - Leonie

07April
2018

Alltag in neuer Umgebung

Ich lebe nun schon 3 Wochen mit Dagný, Valur und den 4 Kindern Ólöf (9 J.), Kristján (6 J.), Nína (2 J.) und Ása (paar Monate alt). Außerdem noch mit einigen Pferden (ich glaube 25-30 oder so insgesamt, davon sind die meisten die ganze Zeit draußen auf den großen Feldern und ein paar werden geritten und sind im Stall), ca. 10 Schafen und einigen Hühnern. Wir wohnen 20 Kilometer entfernt von Akureyri, es ist eine wunderschöne Umgebung hier und jeden Tag bin ich aufs neue geflasht, was für eine geile Aussicht man vom Haus hat. Ich hab mich gut eingelebt in der Familie und fühle mich sehr wohl hier. 


Was ich so den ganzen Tag mache? Also ich stehe immer vormittags auf (zwischen 8 und halb 9), manchmal geh ich dann joggen oder mache Yoga oder so, dann mach ich meistens irgendeine Aufgabe wie z.B. Kinderzimmer saugen und vom Staub befreien, Fenster putzen (und die haben sehr viele sehr große Fenster...was aber ja auch geil ist weil man von eigentlich überall im Haus eine tolle Aussicht nach draußen hat) ...usw, solche Dinge halt. Manchmal lasse ich dann irgendwann noch die Pferde im Stall raus, miste die Boxen aus, fege den Stall...und kuschel mit der Stallkatze :) 
Oft dann noch ein schöner Spaziergang und um halb 5 kommt dann Valur und bringt die Kids von der Schule/vom Kindergarten. Wenn die nicht Freunde dabei haben oder selbst bei Freunden sind spiele ich oft dann mit ihnen bis es Abendessen gibt, oder ich helfe beim Abendessen oder koche selbst (typisch Deutsch z.B. Reiberdatschi oder früher bei uns ein beliebtes Kinderessen: Kartoffelbrei mit Spinat und Fischstäbchen).
Nach dem Essen (wir sind meistens spätestens um 8 fertig mit Essen, was ich ziemlich cool finde denn bei mir zu Hause fangen wir meist frühestens um 8 erst an) bringen Dagny und Valur dann die Kinder ins Bett und ich mache die Küche. 

Das ist zumindest so der grobe Alltag. Ich habe aber schon mehr erleben dürfen (manchmal unter der Woche, meistens dann aber am Wochenende oder in den Osterferien):
- einmal waren wir Ski fahren, noch eben nachmittags nach der Schule, denn man muss ja nur ca 20 min zu dem kleinen Skigebiet fahren. Richtig cool. Auch mal was Neues beim Ski fahren das Meer zu sehen, das habe ich eh noch nie erlebt dass das Skigebiet fast auf Meeresspiegelhöhe ist!


- Ausreiten! Das erste mal für mich auf einem Islandpferd geritten...die Islandpferde hier in Island haben 5 Gangarten und nicht nur Schritt, Trab und Galopp - viel mehr weiß ich darüber jetzt auch nicht, ich kann nur sagen, dass es wahnsinnig angenehm ist! Beim Traben (in Fachsprache heißt die Gangart aber nicht Trab sondern Tölt) sitzt man automatisch super ruhig im Sattel und hoppst nicht rum oder so - man könnte auch dabei entspannt aus einen Glas trinken. :D


- Familienspaziergang in ein kleines Miniwäldchen in der Nähe. Das ist deshalb besonders, da es sehr wenige Wälder und "wilde" Bäume gibt in Island. Das ist mir schon in der ersten Woche sehr aufgefallen: vom Süden die Ostfjorde hinauf in den Norden gibt es meist wenn überhaupt nur kleine steppenartige Büsche oder Geröll oder flaches Land...aber kaum Bäume (außer auf privaten Grundstücken angepflanzt) oder gar Wälder. Das ist auch tatsächlich das einzige was ich so bisschen vermisse hier. Deswegen geh ich auch sehr oft in den Mini-Wald hier spazieren weil ich es so schön da finde. Wenn ich darin bin fühlt es sich gar nicht so an, als ob ich gerade in Island wäre :D


- Radelausflug mit Valur und den zwei großen Kids in Akureyri und danach haben wir noch Vals Bruder und dessen Familie besucht (ja ich habe absichtlich "Vals" geschrieben und nicht "Valurs" denn im Isländischen werden auch die Namen in den verschiedenen Fällen gebeugt sodass es von jedem Namen 4 verschiedene Versionen gibt ...so ganz hab ich das aber noch nicht verstanden alles. Isländisch ist echt kompliziert :D ). 
Apropos Familie, ich hab schon echt viel Familie gekennen gelernt, also Geschwister von Dagny und Valur (und deren Kinder), deren Eltern (Dagnys Eltern wohnen nur ein paar hundert Meter weiter) ...und immer werde ich gleich aufgenommen, schon fast wie ein Teil der Familie behandelt - das freut mich sehr, das find ich schön und bin dankbar dafür.
Außerdem fällt mir auf, dass irgendwie fast die ganze größere Familie mehr oder weniger in und um Akureyri lebt! Ich habe das Gefühl, in Deutschland ist es üblicher, dass sich die Familien mehr zerstreuen...man hat dann Verwandte in den verschiedensten Ecken, während hier fast alle in der gleichen Umgebung bleiben. Liegt vermutlich auch an der Größe des Landes bzw. speziell hier jetzt, dass Akureyri halt die zweitgrößte Stadt Islands ist nach Reykjavik und man dann gleich zum studieren und arbeiten da bleibt.


- Bootsfahrt! Dagnys (ich weiß leider nicht wie man ihren Namen grammatikalisch richtig beugt :D ) Eltern besitzen nämlich ein tolles Motorboot, in dem sogar theoretisch 6 Leute schlafen könnten, und damit sind wir dann ein bisschen übers Meer gesaust. 


- einmal hat Dagnys Mama mich mitgenommen zu einem kleinen Canyon weiter im Landesinneren, den eigentlich niemand kennt, außer die Menschen die hier eben wohnen. Das liebe ich daran so im Kontakt mit "locals" zu sein, denn man bekommt oft Möglichkeiten Dinge zu sehen oder zu lernen, die man sonst nicht erfahren hätte. Z.B. ist Dagnys Mama auch mal mit mir durch Akureyri gefahren und hat mir ganz viel über die interessante Geschichte der Stadt erzählt oder kleine "Insider" Geschichten wie z.B. dass in dem einen Haus da drüben früher eine Bäckerei war und der Enkel von denen ist unser jetziger 'Nachbar', den ich sogar auch schon kennen gelernt habe. 
- ich habe mir mal das Auto ausgeliehen und bin nach Akureyri gefahren und hab die Stadt zu Fuß erkundet. Der alte Teil gefällt mir sehr gut, v.a. da ich einfach diesen Stil der Häuser liebe. Übrigens ist das älteste Haus hier von 1795!

Akureyri

 

Und eins meiner Highlights: ich habe das erste Mal in meinem Leben Nordlichter gesehen!!! Ich war einfach nur geflasht. Wahnsinn, wie diese leuchtend grünen Schleier sich da so schnell über den Himmel bewegen und ständig neue Muster bilden...Und sie waren sogar relativ stark, sodass die Farbe teilweise lila wurde! Ich war so glücklich dass ich sie noch zu Gesicht bekommen hab! (insgesamt 2 mal)

Polarlichter


Es war übrigens die ersten zwei Wochen relativ warmes Wetter (also so 5 Grad oder so) und es fühlte sich so an als ob es jetzt Frühling wird. Anfang April kam dann aber noch mal ein Wintereinbruch, es schneite viel und es gab 20cm hohen Neuschnee. Was aber eigentlich super schön aussieht! Mir wurde eh erzählt, dass man oft denkt jetzt kommt der Frühling und es wird wärmer und dann schneit es doch noch mal viel. Und das wechselt sich dann paar Mal ab und geht oft noch bis in den Mai so weiter.

Die Familie eines Freundes von Kristján hat auch ein deutsches Mädchen bei sich, wir haben über Facebook Kontakt aufgenommen und an einem Sonntag haben wir einen kleinen Roadtrip durch den Norden Islands unternommen (sie hat das Auto ihrer Gastfamilie bekommen)! Das war ein  toller Tag mit wahnsinnig vielen unfassbar schönen Blicken. Ich weiß gar nicht wohin mit den ganzen Eindrücken :D 
Zuerst sind wir zum Hvítserkur gefahren, das ist ein Fels, der ausschaut wie ein gebeugter Troll. Die Saga erzählt, dass der Troll vom Tageslicht überrascht wurde und dadurch versteinert wurde. Es sah richtig cool aus und war auch insgesamt eine wunderschöne Umgebung. Überhaupt - es ging nicht hauptsächlich um das "Ziel" wo wir hin wollten, schon die Fahrt allein hätte sich gelohnt weil man ständig diese schöne Landschaft um sich hat und man oft geile Ausblicke bekommt. "Der Weg ist das Ziel" ,passt da eigentlich ziemlich gut! 
Danach sind wir zu einem natürlichen hot pool gefahren (Grettislaug). Also der Pool ist schon vom Menschen gemacht, aber sehr natürlich gehalten (keine künstliche Wanne oder so sondern nur Steine die das Becken innen auskleiden, Moos schwimmt herum...). Aber das Wasser ist heiß durch eine nahe Geothermalquelle. Da sind wir natürlich reingehüpft, denn das kann man sich nicht entgehen lassen: direkt am eiskalten Meer, umgeben von Bergen und Schnee in einem heißen Pool chillen. Geil. [Apropos Pool, auch wir hier bei Dagný und Valur haben einen hot tub auf der Terrasse, hier kann man dann abends die Sterne beobachten während alles rundherum kalt und verschneit ist, so cool!] 
Auf dem Rückweg haben wir dann einen Abstecher gemacht und sind die Küste der Halbinsel Tröllaskagi entlang gefahren. Ich kann nur sagen: wooow. Einfach die gesamte Strecke entlang kamen wir nicht aus dem Staunen! Fjorde, Berge, steile Felshänge. Außerdem sehr abgelegen und einfach wunderschön. 
Wir waren fast 12 Stunden unterwegs insgesamt aber es war ein geiler Tag!

roadtrip mit Baru


So, das war's jetzt erst mal wieder von mir! 
Leonie :)

06April
2018

Daumen raus macht Freu(n)de!

Jetzt bin ich schon fast einen Monat hier in diesem wunderschönen Land.
Als beim Flug in der Ferne etwas kleines Weißes in Sicht kam spürte ich wieder das Kribbeln das ich auch hatte als ich in München am Flughafen war, als ich es noch gar nicht realisieren konnte, dass es jetzt wirklich losgeht. Und als ich im Flugzeug Island erblickte konnte ich es eigentlich auch noch nicht glauben. Am Ende des Fluges geht die Route einen kleinen Teil über Island - unter mir erstreckte sich eine riesige weiße Fläche mit Bergen, es gab keine nicht-weiße Stelle. Es fühlte sich an als ob ich über den Nordpol fliegen würde oder so. Mir fiel die Kinnlade runter (und sie blieb auch unten). Kurz darauf wandelte sich das Bild zu einer braunen von Flüssen durchzogenen Landschaft...auch das faszinierte mich, grad war doch noch alles weiß! Wie schnell sich das Landschaftsbild in Island ändern kann wurde mir in den folgenden Tagen noch deutlicher und das ist etwas was mich hier ständig fasziniert.


Nach der Busfahrt vom Flughafen in Keflavík nach Reykjavík musste ich noch mit den Stadtbussen irgendwie zu meinem Couchsurfing Host kommen. Nach ein paar Internetproblemen mit meinem Handy kam ich dann aber endlich um halb 9 abends bei Bergþór (Bergthor ausgesprochen) an. Das ist ein netter 50 jähriger Isländer, der mir das Zimmer seiner Tochter anbieten konnte, da diese zur Zeit nicht bei ihm lebt. Wir kochten und redeten noch ne Weile bis ich dann müde ins Bett fiel. Am nächsten Tag (Samstag) gingen wir mit seinem Hund Gassi und er zeigte mir die Umgebung, die ich sehr schön fand da er fast direkt am Meer in einer netten Wohnsiedlung wohnt.

Dann musste er weg und ließ mich bei ihm zu Hause aber gab mir auch den Schlüssel falls ich raus wollen würde oder so. Auch wenn der Kontakt ja über Couchsurfing ging wo man eigentlich schon erwarten kann dass dort vertrauenswürdige Menschen angemeldet sind, war ich so...keine Ahnung.. verblüfft..erstaunt (finde das richtige Wort nicht) dass er mir als ihm eigentlich völlig fremde Person so vertraut! Dafür bin ich echt dankbar. Das ist nicht selbstverständlich aber zeigt wie verbunden Menschen sein können auch wenn sie sich nicht wirklich kennen. Das sind so schöne Erfahrungen, die ich ja auch öfters in Neuseeland auch gemacht hatte. 
Naja, ich wollte dann auf jeden Fall noch nach Reykjavik fahren und mir die 'Innenstadt' anschauen (er wohnt so ca. 15km entfernt). Ich war aber zu geizig wieder den Bus zu nehmen und hatte auch einfach Lust mal wieder hitchhiken auszuprobieren. Das ist aber gar nicht so einfach in einer städtischen Umgebung, aber ich hatte trotzdem meinen Spaß. Irgendwann wurde ich auch tatsächlich ein paar Kilometer in Richtung Center mitgenommen, von dort versuchte ich mein Glück an einer Tankstelle indem ich Leute ansprach bzw. auf mein Papier deutete auf dem "Reykjavik Center" stand und fragend lächelte. Aber in der Stadt sind die Leute nicht so willig jemanden mitzunehmen, v.a. wenn ein Kilometer weiter ne Bushaltestelle ist. Verständlich auch irgendwie. Also beschloss ich einfach den Rest zu Fuß zu gehen, was dann aber doch länger dauerte als gedacht (2 std). Irgedwann war ich dann aber in der 'Innenstadt' angelangt und mir fielen gleich mal die bunten Farben auf, die die meisten Häuser haben. Auch der Stil der Häuser (der hier überall in Island vertreten ist) gefiel mir sehr. Ich lief einfach ohne Ziel umher und kam so auch zur bekannten Kirche Hallgrímskirkja. Naja, irgendwann abends war ich dann wieder bei Bergþór - auf dem Rückweg hab ich dann auch den Bus genommen. 


Sonntag Vormittag hab ich mich dann auf den Weg Richtung Süden gemacht, Bergþór ist mit mir noch zu einer guten Hitchhiking stelle gegangen (und ich hab festgestellt wie schwer mein Rucksack tatsächlich ist wenn man ne Weile damit geht...huiuiui. Ups. Aber ich hab mich eh schon total reduziert und eigentlich nur dabei was ich wirklich brauche! Sind trotzdem 21 Kilo oder so geworden...). Bergþór hat mir übrigens noch eine Pappe gegeben damit ich den Ort aufschreiben konnte wo ich hin wollte, sehr praktisch fürs hitchhiken, v.a. wenn man keine Ahnung hat wie man bitteschön die Namen und Wörter hier aussprechen soll (meistens jedenfalls). Außerdem schenkte er mir noch ne halbe Packung Fischchips, die er noch übrig hatte. Das sind einfach getrocknete Fischstücke und mittlerweile hab ich festgestellt dass das wohl ein normaler beliebter Snack in Island ist (was ja auch nicht verwunderlich ist wenn man fast überall das Meer um sich hat). Es klingt vielleicht nicht so prickelnd aber schmeckt eigentlich ganz gut!

Ich musste gar nicht lange warten, da hielt schon ein Auto, ein netter Isländer der viel über sein Land wusste und mit mir sein Wissen teilte nahm mich mit bis nach Selfoss. Kurz bevor er mich rausließ gab er mir noch seinen Rat mit das zu tun was man liebt und wobei man Spaß hat, egal wie unvernünftig/unrealistisch das vielleicht für andere scheint (sein Sohn möchte Basketball Profi werden, so kamen wir auf das Thema). Ich erwiderte dass das bereits mein Motto ist, sonst wäre ich gar nicht in Island sondern würde gerade vermutlich hunderte Molekülstrukturen zeichnen und biochemische Reaktionen auswendig lernen.
Das liebe ich am hitchhiken: man lernt immer wieder inspirierende Menschen kennen, die einem ein Stück ihrer Lebensgeschichte erzählen oder ihr Wissen/ihre Lebensweisheiten teilen. 

Ich musste wieder gar nicht so lang warten, da wurde ich von 3 gleichaltrigen Mädels aus den USA aufgegabelt. Die waren super lieb und ich hab mich gleich gut mit ihnen verstanden. So verbrachte ich dann noch den restlichen Tag mit ihnen. Wir fuhren zu einem Wasserfall (Seljalandsfoss), der wirklich sehr schön war. Ich war v.a. begeistert davon zum ersten Mal einen Wasserfall im Winter zu sehen, denn überall hängen lange große Eiszapfen runter und unten wo das Wasser aufkommt, hat sich ein großer Eisberg gebildet (wenn das Wasser, das runterkommt, gefriert). Sehr faszinierend! Wir sind dann noch bisschen dort rumgeklettert und fanden noch einen anderen bisschen versteckten Wasserfall.
Anschließend fuhren wir zum black sand beach. Dort gibt es - neben dem schönen schwarzen Sand logischerweise (übrigens entstanden durch Vulkanaktivitäten, Asche usw.) - eine große schöne Höhle. 
Die bizarren Basaltsäulen schauen einfach krass aus. Die sind dadurch entstanden, dass die Lava nur langsam abgekühlte und durch das Zusammenziehen dann 6-eckige Säulen entstanden sind. Diese Basaltformationen findet man überall in Island. 
Das Wetter war übrigens sehr schön, die ganze Zeit schien die Sonne. 
Wir verbrachten einige Zeit an diesem Strand, weil es uns so gut gefiel. Und ich dachte mir die ganze Zeit wie geil es eigentlich wäre dort da in der Höhle zu schlafen...die Mädels aus den USA und ich


Naja, irgendwann sind wir dann weiter in den nächsten kleinen Ort Vík gefahren. Dort gab es aber nicht so viel zu sehen. Es war mittlerweile schon halb 6 oder so und die Mädels mussten noch die ganze Strecke zurück nach Reykjavik fahren. Da ich nicht wusste wo ich schlafen soll dachte ich mir ich versuch es echt mal da in der Höhle am black sand beach! Die Mädels ließen mich da also wieder raus und machten sich auf den Rückweg. Es ist irgendwie immer wieder ein bisschen schade sich von den Leuten zu verabschieden bei denen ich mitgefahren bin. Außerdem war ich so froh&dankbar auch wie schnell man eigentlich in die kleine Gruppe aufgenommen wird!

Es war noch hell und noch jede Menge los. Denn das ist eigentlich ein recht touristischen Ort. Dort gibt es sogar ein Restaurant und in das hab ich mich gesetzt und gewartet bis es dunkel war und alle Touris gegangen waren. Inzwischen war übrigens ein richtig starker Wind aufgezogen. Mich hat erst mal der Wind fast weggepustet als ich aus der Tür ging und war mir meiner Sache plötzlich nicht mehr so sicher...aber was blieb mir jetzt anders übrig. Also ging ich los zur Höhle und hoffte dass mich niemand sieht. Die Höhle schützte zum Glück gut vor dem Wind, dadurch war es auch nicht so kalt. 

Als ich dort war musste ich erstmal lachen. Ich konnte es selbst gar nicht glauben dass ich das gerade tue! So ganz allein da zu sein an einem Ort wo tagsüber viele Menschen tummeln. Ich richtete mir mein kleines Lager ein: Isomatte + Schlafsack, that's it. Blöd war nur dass es an vielen Stellen von den Steinen tropfte und meine Isomatte etwas nass wurde...aber sonst war's perfekt. Ich lag dann da in meinem Schlafsack, alle Jacken und Hosen an die ich dabei hab, mir war nicht kalt, hörte das Meeresrauschen und war glücklich. Ich hab auch die ganze Nacht über eigentlich nicht gefroren, bisschen kühl wurde mir schon, aber nicht so schlimm. 

 Schlaflager  


Am nächsten Tag (Montag) packte ich mein Zeug wieder zusammen bevor es wirklich hell war, das war auch gut so denn schon bald kam der erste Fotograf vorbei und es folgten noch einige mehr.
Übrigens hinterließ ich natürlich alles so wie ich es vorgefunden hab, nahm meinen Müll mit - das ist selbstverständlich für mich wenn ich sowas mache. Denn eigentlich ist wildcampen in Island nicht erlaubt, es wird gelegentlich toleriert wenn man niemanden stört, nur eine Nacht bleibt, nicht gleich mehrere Zelte aufbaut und keinen Müll hinterlässt. Außerdem kann ich auf dem Sand am Strand auch keine besondere Flora und Fauna oder so kaputt machen. 
Jedenfalls kamen dann ab 8 Uhr immer mehr Menschen und irgendwann sprach ich 2 der Fotografen an ob sie danach Richtung Vík weiterfahren wuerden (was sie taten) und ob sie mich mitnehmen könnten (klar!). Sie machten noch ne Weile ihre Bilder und ich beobachte die Menschen, die Wellen und die vielen Vögel die über den Strand und die Felsen flogen. 


Um halb 11 oder so fuhr ich dann mit denen los, es waren 3 Kilometer. Sie fuhren aber nur paar Kilometer weiter bis nach Vík und wollten da ne Wanderung machen. Von Vík aus fing ich an an der Straße entlang zu gehen und den Daumen raus zu halten, das war aber anstrengend weil ich voll gegen den mega starken Wind gehen musste. Wenn eine noch stärkere Böe kam, musste ich sogar kurz anhalten weil es zu stark war. Es fuhren zwar einige Autos vorbei aber niemand nahm mich mit. Erst 45 min später hielt endlich ein italienisches Pärchen, oh war ich froh!


Auf der Strecke wurde der Wind sogar noch stärker, manchmal, wenn Schnee am Straßenrand lag, fegte der Schnee als dünner weißer Schleier über die Straße, das sah eigentlich ganz cool aus! 
Nach ca. einer Stunde Fahrt mussten sie woanders weiter als ich, also ließen sie mich in Kirkjubæjarklaustur raus. Es war mittlerweile mittags und ich hatte Hunger, also suchte ich mir ein Plätzchen und wollte porridge machen. Blöderweise passte mein Campingkochergestell nicht richtig auf die Gaskartusche (die mir Bergþór übrigens auch noch geschenkt hat weil er sie nicht braucht) sodass ich nicht kochen konnte. Also gab es eben nur Haferflocken mit Wasser. 

 


Dann machte ich mich weiter auf den Weg. Ich musste wieder ca ne halbe Stunde warten bis endlich ein Auto hielt. Und wer saß drin? Die 3 Italiener vom Morgen! Ihre Wanderung hatte nicht geklappt, deswegen sind sie weiter gefahren. Das war schon lustig. Ihr nächstes Ziel war ein Wasserfall (Svartifoss) in der Nähe des Öræfajökull (ein Gletscher, der Teil des Vatnajökull ist, der größte Gletscher Islands und zudem auch außerhalb des Polargebiets der Größte Europas), und da hab ich mich ihnen angeschlossen. Das war echt so cool, denn wenn ich die drei und auch die Mädels aus den USA nicht getroffen hätte, hätte ich vielleicht nicht die Möglichkeit gehabt diese Orte zu sehen, da diese ja teilweise ein paar Kilometer abseits von der Ringstraße liegen.
Auch der Svartifoss ist umgeben von Basaltsäulen und sah einfach toll aus. Außerdem musste man zu diesem erst mal ein Stück hinwandern und von oben hat man eine wahnsinnige Aussicht auf das rießige flache Land, das der Gletscher hinterlassen hat nachdem er nach und nach geschmolzen ist. 


Danach sind wir noch zu einem kleinen Ausläufer des Gletschers gefahren, das sah auch toll aus, v.a. das blaue Eis des Gletschers (das durch die starke Kompression des Eises entsteht, wenn alle Luftbläschen verschwunden sind)! 
Ich wusste, dass die 3 Italiener jetzt wieder zurück nach Vík fahren mussten, deswegen sprach ich da beim Gletscher ein (französisches) Pärchen an, ob sie Richtung Hof fahren wuerden. Das taten sie und nahmen mich netterweise mit. Von dort wurde ich von zwei Jungs aus Ägypten mitgenommen. Auf dem Weg kamen wir an der Gletscherlagune Jökulsárlón vorbei. Da hielten wir aber nur kurz da es sehr windig war und auch etwas schneite. Wir erhaschten einen kurzen Blick auf den Gletschersee, in dem zwei mittelgroße Eisberge schwammen. 
Die beiden fuhren nach Höfn in ein Hostel und ich überlegte mir mitzukommen. Denn ich beschloss nicht draußen zu campen, da der Wind wirklich stark war und ich sogar ne Warnung von meiner wetterapp bekommen hatte, dass in der Nacht Windstärken bis zu 90 km/h erreicht werden können. 
Ich hatte dann eine Idee. Und zwar bin ich ja bei workaway angemeldet und schaute nach ob es da Hosts gibt, die es in Höfn oder Umgebung gab. Ich fand 3, schrieb sie an und erklärte meine Lage (dass ich eigentlich campen wollte aber der Wind ist zu stark und ob ich vielleicht in deren Garten campen dürfte wo es windgeschützter ist). Eine sagte mir tatsächlich zu und es kam sogar noch besser. Sie betreibt nämlich einen Homestay und ein Zimmer war eigentlich für diese Nacht gebucht aber die Leute haben sich kurzfristig entschieden nicht die Nacht noch zu bleiben und somit konnte ich in das Zimmer! Kostenlos konnte ich also in einem warmen Zimmer in einem gemütlichen Bett schlafen, was für ein Glück! Ich war soo froh!!

 

An der Gletscherlagune Jökulsárlón gibt es noch den Diamant Beach, zu dem ich eigentlich noch wollte. Also beschloss ich am nächsten Tag noch mal ein bisschen zurück zu hitchhiken. Als ich ankam fing ein heftiger Schneesturm an, die Flocken flogen waagrecht an mir vorbei! Ich wollte gerade über die Brücke um zum Diamant Beach zu gelangen, da hielt ein Auto mit 3 jungen Frauen aus Thailand und fragten ob sie helfen könnten. Ich verneinte dankend und meinte, dass ich eigentlich nur da über die Brücke wolle, aber sie meinten, ich solle schnell ins Auto steigen, es wuerde zu stark schneien, sie wuerden mich rüber fahren. Aber irgendwie fuhren sie in die entgegengesetzte Richtung - zuerst dachte ich, sie suchen vielleicht ne gute Stelle zum Umdrehen aber irgendwie fuhren wir immer weiter und ich wollte dann auch nicht mehr sagen dass ich eigentlich in die andere Richtung wollte, da sie wirklich so lieb und nett waren und ich auch so froh war nicht mehr draußen zu sein... außerdem hatte ich schon von der anderen Seite aus gesehen dass am Diamant Beach kaum und nur ganz kleine Eiswürfel lagen deswegen war es mir dann einfach egal. Denn das besondere am Diamant Beach ist eigentlich dass dort ganz klare Eisbrocken am Strand rumliegen. Ich hätte das schon echt gerne gesehen aber ich dachte mir ich komm einfach wann anders wieder, ich will das jetzt nicht erzwingen. 
Also fuhr ich bei den Thailänderinnen mit was sehr spaßig war. Sie fuhren bis nach Höfn und von dort aber wieder zurück. Ab Höfn wird der Verkehr weniger, denn die meisten Touristen (alle die ich bis dahin kennengelernt hatte) bleiben nur eine Woche in Island und fahren in der Zeit den Süden bis Höfn ab, aber nicht weiter da es dann den Osten rauf geht. 


Deswegen musste ich dann auch ne halbe Stunde warten bis wieder ein Auto kam. Es war mittlerweile auch schon fast 4 Uhr und ich war kurz davor einfach in das Hostel in Höfn zu gehen. Aber dann hielt doch noch ein Franzose, mit dem ich dann bis in die Nähe von Djúpivogur fuhr. Die Fahrt war wahnsinnig schön, die Straße ging an Fjorden entlang, an schroffen Bergen vorbei, die Aussicht war zu jeder Minute der Fahrt einfach wunderschön und es wurde immer weißer und winterlicher. Da das Wetter immer noch mies war (starker Wind) beschloss ich einfach auch in das Hostel zu gehen. Als Ausnahme sozusagen, denn schon allein ein Bett in einem Mehrbettzimmer kostet 45€. 

Am nächsten Tag (Mittwoch) fuhr ich mit Renaud - so heißt der Franzose - noch weiter, denn er wollte einen Abstecher machen abseits der Ringstraße. Die Straße war allerdings voller Schnee (bestimmt 10 bis 20 cm, teilweise noch mehr). Das wurde eine rutschige und aufregende Angelegenheit und ich war eigentlich die ganze Zeit angespannt da es nicht selten auch rechts den Berg runter ging zum Meer. Er hatte das aber gut gemeistert, ich war froh, dass ich nur Beifahrer war. Aber es hat sich dennoch gelohnt, denn die Blicke die wir bekamen waren einfach so schön! 

   

Bei Reyðarfjörður ließ er mich dann raus und ich musste zum Glück nicht lange warten da hielt ein - Reisebus! Aber mit keinen Reisenden drin! Der Busfahrer war echt nett und es war ne coole Fahrt nach Egilstaðir. Von dort wurde ich dann wieder von 3 Mädels aus den USA mitgenommen. Inzwischen war die Landschaft zum winterwonderland geworden, es sah aus wie im tiefsten Winter. Ich hatte mir schon einen Campingplatz ausgeguckt zu dem ich wollte, doch die Mädels mussten vorher abbiegen und ließen mich an einer Abzweigung raus von der die nächste Stadt 100 km entfernt war! Ich war umgeben von weißem Nichts und auf der Fahrt schon hatten wir ne Weile keine Autos mehr gesehen. Ich war etwas nervös ehrlich gesagt. Aber dann kam doch ein Auto und nahm mich mit, juhu! Und es stellte sich heraus dass er (ein Isländer) bis Akureyri fährt, das war ja mein Ziel! Nur hätte ich nie gedacht, dass ich es noch an diesem Tag erreichen würde!

Während der Fahrt fing es wieder an zu schneien, der Wind war immer noch ziemlich stark und bließ den ganzen Schnee vom Straßenrand auf die Straße, auf der sowieso schon Schnee lag. Wir konnten nur langsam fahren teilweise und ein paar Mal schlitterten wir auch bisschen. Aber der Isländer ist es gewohnt bei solchen Bedingungen zu fahren und deswegen fühlte ich mich trotzdem einigermaßen sicher. Aber an einer besonders schlimmen Stelle sahen wir dann plötzlich einen Camper neben der Straße im Schnee stecken! So schnell kann's also gehen. Der Isländer bei dem ich mitgefahren war, half denen Hilfe zu organisieren, dann setzten wir unsere Fahrt fort. Die Landschaft war wieder der Hammer auf der Fahrt.
An zwei Touristenspots hielt er sogar für mich kurz an: in Hverir, einem Geothermalfeld, hier dampft es überall aus dem Boden und Schlammpfützen köcheln und blubbern vor sich hin. Krass. Aber ich will da noch mal hin um bisschen länger da zu sein und mir das noch mal genauer anzuschauen. 
Außerdem hielt er noch an dem geilen Wasserfall Góðafoss, der sah wirklich mega schön aus, v.a. auch wieder mit den großen Eiszapfen und so weiter. Am Mývatn sind wir nur vorbei gefahren aber da gibt's viel zu sehen und erleben, will ich auf jeden Fall noch Mal hin.
Um 6 Uhr kamen wir dann schließlich in Akureyri an, das ist übrigens die zweitgrößte Stadt Islands, aber für deutsche Verhältnisse eher eine Kleinstadt. 

Godafoss   


Warum war Akureyri eigentlich mein Ziel? 
Also. Die Nichte der Frau des Cousins meiner Mutter (mehrfach ums Eck haha) wohnt hier mit ihrer Familie. Ich hab schon ein paar Wochen vor Island Kontakt mit ihr aufgenommen und ich darf nun hier mit wohnen und helfe dafür im Haushalt, mit den Kindern und mit den Tieren. Hier bin ich jetzt schon seit fast drei Wochen aber über die Zeit hier mach ich einen eigenen Eintrag. 

Das war jetzt ja auch wirklich ein ewiger Blogeintrag! Aber schon in der kurzen Zeit hab ich so viel erlebt und gesehen, ich weiß gar nicht wohin mit den ganzen wunderbaren Eindrücken! Und ich bin jetzt schon ganz verliebt in dieses Land. 
Ich melde mich bald wieder um weiter zu erzählen, bis dann! :)
Leonie 

 

01März
2018

ISLAND!!!

Jetzt war es 2 Jahre still auf meinem Blog…Ich dachte auch ehrlich gesagt nicht dass ich ihn noch mal zum Leben erwecke - zumindest nicht so bald. Aber jetzt geht es wieder los, meine nächste Reise steht an! Vielleicht denkt sich jemand jetzt „die ist doch erst vor zwei Jahren aus Neuseeland zurück  gekommen und wollte anfangen zu studieren…wie kann sie jetzt wieder reise??“ – Nun, für diejenigen erkläre ich das jetzt mal kurz.

Ich kam ja Anfang März 2016 von Neuseeland zurück und im Herbst 2016 fing ich dann an Biochemie zu studieren. Letzten Sommer (2017) kam ich immer mehr ins Zweifeln, ob das wirklich der richtige Studiengang ist für mich. Inhaltlich find ich die Biochemie schon immer noch sehr spannend, aber ich fragte mich immer mehr ob ich wirklich im naturwissenschaftlichen Bereich mal arbeiten will…im Labor, in der Forschung…das war ja eigentlich so ursprünglich mein Plan gewesen. Aber während der ersten zwei Semester hab ich gemerkt dass mir etwas in diesem Studium fehlt was mir sehr wichtig ist (und ich habe eben erst im Laufe der Zeit gemerkt dass es mir wohl wichtiger ist als ich selbst dachte): das Zwischenmenschliche, das Über-den-Tellerrand-blicken…ich kann mich auch einfach nicht mehr mit der eher engstirnigen naturwissenschaftlichen Denkensweise identifizieren („nur das was ich wissenschaftlich beweisen kann ist wahr alles andere ist Hokuspokus“ etc.). Mir wurde auch noch mal deutlich, wie auch in Neuseeland schon, dass ich wirklich ein sehr großes Interesse an (auf den ersten Blick) ganz fremde Kulturen habe, an Menschen die so ganz anders Leben und denken. Ich hatte ja auch den festen Plan zwischen Bachelor und Master noch mal zu reisen und im Traum malte ich mir immer aus wie es wäre mal für eine längere Zeit mit Menschen aus einer ganz anderen Kultur zu leben, wie sie zu leben, ihre Sprache zu lernen und vielleicht sogar ein kleiner Teil der Gesellschaft zu werden. Zu versuchen die Kultur wirklich zu verstehen, indem ich sie lebe! Das war und ist v.a. seit Neuseeland wirklich so ein Traum von mir.

Naja jedenfalls merkte ich eben letzten Sommer immer mehr, dass ich später einen Beruf ausüben will, der mich wirklich glücklich macht und mich erfüllt, an dem ich auch wachsen kann und mich persönlich weiterentwickeln kann. Z.B. wo ich Menschen helfen kann, etwas Soziales, aber auch irgendwie mit Kulturellem verknüpft oder so… Und ich stellte dadurch auch fest dass da Biochemie einfach nicht der richtige Weg für mich ist. – Aber abbrechen?! Da bin ich ja eigentlich gar nicht so der Typ dafür. Und ein ganzes Jahr krassen Stress (es ist wirklich ein unglaublich zeitaufwändiges und stressiges Studium) dann quasi umsonst?? Puhh…

Aber der Gedanke abzubrechen lies mich einfach nicht mehr los. Immer häufiger kam ich an den Punkt während dem Lernen oder beim Versuch Einzuschlafen wo ich mir dachte: wozu das ganze eigentlich?! Ja, anfangs hatte ich noch diesen Plan vor Augen: Biochemie Bachelor, Neurobiologie Master, dann Doktor und ab geht’s in die Forschung. Aber als dieser Plan immer mehr verblasste sah ich irgendwann keinen Grund mehr das weiter zu studieren! Der Fakt, dass ich eigentlich nur noch gefühlt 24/7 am Lernen war, ist nur ein nebensächlicher Grund, weshalb ich abgebrochen habe. Wenn ich noch diesen Plan vor Augen gehabt hätte, dann hätte ich wenigstens einen Grund gehabt wofür ich den ganzen Stress auf mich nehme. Aber so…

Es war also insgesamt ein schleichender Prozess bis meine Entscheidung sicher war: ich werde Biochemie abbrechen. Ich habe aber trotzdem noch alle Prüfungen im Sommer mitgeschrieben, falls ich mich doch umentscheiden wollen würde…doch das war nicht der Fall.

Beim Recherchieren stieß ich auf einen Studiengang, der „Ethnologie“ (früher Völkerkunde) heißt. Da beschäftigt man sich intensiv mit den verschiedensten ethnischen Gruppen und indigenen Völkern. Und als ich las, dass man da im Mobilitätssemester ein eigenes Studienprojekt im Ausland (in einer nicht westlichen Kultur) durchführen darf, war ich hin und weg. Ohne Scheiß, ich saß vor meinem PC und meine Kinnlade fiel runter. Das Leben mit Menschen einer fremden Kultur für einen längeren Zeitraum, dass was ja eh mein Traum insgeheim war – das ist Teil des Studiums!! Besser kann es doch gar nicht sein oder?! Da stand es für mich fest: Ich will Ethnologie studieren.

Jedoch war ich mit dieser Erkenntnis etwas zu spät, die Bewerbungsfrist war schon vorbei. Das heißt…ich hatte plötzlich schon wieder ein ganzes Jahr frei (es fängt erst zum Wintersemester an). Oha. Was mach ich auf einmal mit der so plötzlich vielen Zeit?? Ich wollte die Zeit irgendwie für mich sinnvoll nutzen, sie nicht einfach so verstreichen lassen und faul rumliegen.

Die ersten zwei Monate setzte ich mich einfach in die Vorlesungen von Ethnologie in der LMU. Es gab kaum eine Vorlesung in der ich mir nicht dachte: wow! Das ist mein Ding! Das war noch mal so eine Bestätigung für mich.

Dann arbeitete ich bis Weihnachten, bis wieder so eine Idee in mir keimte: Warum eigentlich nicht noch mal reisen…? Was spricht dagegen? Eigentlich nichts! Und so kam es also (nach ewig langer Geschichte, ich weiß, sorry!) dass ich nun verkünden darf: ES GEHT NACH ISLAND!!! Für 4 bis 5 Monate, das will ich mir offen halten. Am 9. März geht mein Flieger, also gestern in 3 Wochen – ahh! Ich bin so aufgeregt und freue mich unglaublich sehr. Ich bin jetzt seit Wochen eigentlich nur am vorbereiten und am mich Ausrüsten. Denn im März ist es schon noch ziemlich…naja…frisch in Island. Also so um den Gefrierpunkt – tagsüber. Schneien kanns da natürlich auch noch und Island ist ja auch für das eher wechselhafte Wetter bekannt. Ups. Naja. Aber wie sagt man so schön: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung/Ausrüstung. Deswegen musste ich mir jetzt halt einen super warmen Schlafsack und eine sehr gut isolierende Isomatte zulegen, für ein Zelt werde ich mich bald entscheiden und natürlich gute Kleidung. Das alles muss ich dann nur noch irgendwie in meinen Rucksack stopfen, wobei es natürlich auch noch irgendwie tragbar sein muss vom Gewicht her. Das wird noch was :D

Da Island ja auch eher ein teures Reiseland ist, muss ich eben schauen wie ich möglichst günstig dort leben kann. Also habe ich vor mein Zelt als Hauptwohnsitz zu ernennen. Aber ich möchte auch couchsurfen und außerdem habe ich mich bei Workaway angemeldet. Das ist sowas wie die wwoofing Platform, bei der ich in Neuseeland angemeldet war. Das heißt: Auf z.B. Farmen mitarbeiten etc. und dafür dort wohnen dürfen und Essen bekommen. Um von A nach B zu kommen habe ich vor zu trampen, das soll zumindest auf der Ringstraße kein so großes Problem sein, nur dann abseits der Ringstraße, in den abgelegeneren Gegenden kann es unter Umständen schwer sein. Es heißt, man muss auf jeden Fall Zeit mitbringen. Und die hab ich zum Glück ja!
Ich hoffe natürlich auch sehr dass ich noch rechtzeitig da bin um die Nordlichter zu sehen! Die will ich unbedingt mal live mitkriegen.

So jetzt geht mir langsam der Stoff zum Schreiben aus, ich glaube ich habe jetzt auch eigentlich das Wichtigste erzählt. Es ist mal wieder etwas lang geworden…aber wer auch schon meine Neuseeland-Einträge immer verfolgt hat, sollte das ja gewöhnt sein :D

Ich freue mich auf jeden Fall riesig hier euch wieder zu berichten was ich so alles Erleben werde!

Leonie

28Februar
2018

neuer Blog?!

Hallo und willkommen auf meinem (neuen) Blog! 

Zunächst einmal, bitte nicht verwirren lassen wegen dem angegebenen Datum dieses Eintrags (28.02.2018), denn eigentlich ist heute der 12. Februar, aber 2 Jahre später, also 2020. 

Also, was ist los? Ich habe vor 4,5 Jahren meinen Blog gestartet, um meine Neuseelandreise für meine Familie und Freunde, aber auch für mich als Erinnerung zu dokumentieren. Als vor zwei Jahren meine Islandreise anstand, entschloss ich mich dazu, einfach weiter auf dem selben Blog davon zu berichten. Mit der Zeit sammeln sich dabei natürlich auch ganz schön viele Fotos an, die ich euch zeigen möchte. Das Problem hierbei ist aber, dass die kostenlose Version des Blogs nur 100 (!!!) Fotos erlaubt. Bisher hatte ich deshalb die Premium Mitgliedschaft, um mehr Fotos zeigen zu können. Doch leider sind die Preise gestiegen und die Limitierung an Fotos ebenso. Deshalb lasse ich die Premiummitgliedschaft auslaufen (das ist morgen der Fall!), muss aber schauen, was ich mit den ganzen Fotos mach! Ich hab mich bei anderen Bloganbietern umgeschaut, aber immer ist die Anzahl an Fotos, die hochgeladen werden können, bei der kostenlosen Version seehr gering. 

Und deswegen tricks ich dieses Konzept einfach aus, und erstelle mehrere Blogs, bei denen ich eben jeweils nur begrenzt Fotos zeigen kann. Bei meinem ersten Blog geht es jetzt nur noch um die Neuseelandreise. Ich musste dafür seeehr viele Fotos löschen (sowas fällt mir immer recht schwer), damit ich nicht über 100 Fotos komme. Meine Blogeinträge über Island auf diesem Blog habe ich gelöscht, und stattdessen hier, auf diesem neuen, hochgeladen (mit dem damaligen Veröffentlichungsdatum). 

Ja, ich weiß, ich bin immernoch nicht fertig mit den Einträgen über die Islandreise, obwohl das jetzt schon zwei Jahre her ist...vermutlich interessiert es jetzt auch niemanden mehr so arg, aber für mich persönlich als Erinnerung ist es wichtig, die Reise hier noch zu vervollständigen. :)

Hier geht's zu meinem alten Blog über Neuseeland: https://einfachleben-nz.auslandsblog.de/

Leonie