07April
2018

Alltag in neuer Umgebung

Ich lebe nun schon 3 Wochen mit Dagný, Valur und den 4 Kindern Ólöf (9 J.), Kristján (6 J.), Nína (2 J.) und Ása (paar Monate alt). Außerdem noch mit einigen Pferden (ich glaube 25-30 oder so insgesamt, davon sind die meisten die ganze Zeit draußen auf den großen Feldern und ein paar werden geritten und sind im Stall), ca. 10 Schafen und einigen Hühnern. Wir wohnen 20 Kilometer entfernt von Akureyri, es ist eine wunderschöne Umgebung hier und jeden Tag bin ich aufs neue geflasht, was für eine geile Aussicht man vom Haus hat. Ich hab mich gut eingelebt in der Familie und fühle mich sehr wohl hier. 


Was ich so den ganzen Tag mache? Also ich stehe immer vormittags auf (zwischen 8 und halb 9), manchmal geh ich dann joggen oder mache Yoga oder so, dann mach ich meistens irgendeine Aufgabe wie z.B. Kinderzimmer saugen und vom Staub befreien, Fenster putzen (und die haben sehr viele sehr große Fenster...was aber ja auch geil ist weil man von eigentlich überall im Haus eine tolle Aussicht nach draußen hat) ...usw, solche Dinge halt. Manchmal lasse ich dann irgendwann noch die Pferde im Stall raus, miste die Boxen aus, fege den Stall...und kuschel mit der Stallkatze :) 
Oft dann noch ein schöner Spaziergang und um halb 5 kommt dann Valur und bringt die Kids von der Schule/vom Kindergarten. Wenn die nicht Freunde dabei haben oder selbst bei Freunden sind spiele ich oft dann mit ihnen bis es Abendessen gibt, oder ich helfe beim Abendessen oder koche selbst (typisch Deutsch z.B. Reiberdatschi oder früher bei uns ein beliebtes Kinderessen: Kartoffelbrei mit Spinat und Fischstäbchen).
Nach dem Essen (wir sind meistens spätestens um 8 fertig mit Essen, was ich ziemlich cool finde denn bei mir zu Hause fangen wir meist frühestens um 8 erst an) bringen Dagny und Valur dann die Kinder ins Bett und ich mache die Küche. 

Das ist zumindest so der grobe Alltag. Ich habe aber schon mehr erleben dürfen (manchmal unter der Woche, meistens dann aber am Wochenende oder in den Osterferien):
- einmal waren wir Ski fahren, noch eben nachmittags nach der Schule, denn man muss ja nur ca 20 min zu dem kleinen Skigebiet fahren. Richtig cool. Auch mal was Neues beim Ski fahren das Meer zu sehen, das habe ich eh noch nie erlebt dass das Skigebiet fast auf Meeresspiegelhöhe ist!


- Ausreiten! Das erste mal für mich auf einem Islandpferd geritten...die Islandpferde hier in Island haben 5 Gangarten und nicht nur Schritt, Trab und Galopp - viel mehr weiß ich darüber jetzt auch nicht, ich kann nur sagen, dass es wahnsinnig angenehm ist! Beim Traben (in Fachsprache heißt die Gangart aber nicht Trab sondern Tölt) sitzt man automatisch super ruhig im Sattel und hoppst nicht rum oder so - man könnte auch dabei entspannt aus einen Glas trinken. :D


- Familienspaziergang in ein kleines Miniwäldchen in der Nähe. Das ist deshalb besonders, da es sehr wenige Wälder und "wilde" Bäume gibt in Island. Das ist mir schon in der ersten Woche sehr aufgefallen: vom Süden die Ostfjorde hinauf in den Norden gibt es meist wenn überhaupt nur kleine steppenartige Büsche oder Geröll oder flaches Land...aber kaum Bäume (außer auf privaten Grundstücken angepflanzt) oder gar Wälder. Das ist auch tatsächlich das einzige was ich so bisschen vermisse hier. Deswegen geh ich auch sehr oft in den Mini-Wald hier spazieren weil ich es so schön da finde. Wenn ich darin bin fühlt es sich gar nicht so an, als ob ich gerade in Island wäre :D


- Radelausflug mit Valur und den zwei großen Kids in Akureyri und danach haben wir noch Vals Bruder und dessen Familie besucht (ja ich habe absichtlich "Vals" geschrieben und nicht "Valurs" denn im Isländischen werden auch die Namen in den verschiedenen Fällen gebeugt sodass es von jedem Namen 4 verschiedene Versionen gibt ...so ganz hab ich das aber noch nicht verstanden alles. Isländisch ist echt kompliziert :D ). 
Apropos Familie, ich hab schon echt viel Familie gekennen gelernt, also Geschwister von Dagny und Valur (und deren Kinder), deren Eltern (Dagnys Eltern wohnen nur ein paar hundert Meter weiter) ...und immer werde ich gleich aufgenommen, schon fast wie ein Teil der Familie behandelt - das freut mich sehr, das find ich schön und bin dankbar dafür.
Außerdem fällt mir auf, dass irgendwie fast die ganze größere Familie mehr oder weniger in und um Akureyri lebt! Ich habe das Gefühl, in Deutschland ist es üblicher, dass sich die Familien mehr zerstreuen...man hat dann Verwandte in den verschiedensten Ecken, während hier fast alle in der gleichen Umgebung bleiben. Liegt vermutlich auch an der Größe des Landes bzw. speziell hier jetzt, dass Akureyri halt die zweitgrößte Stadt Islands ist nach Reykjavik und man dann gleich zum studieren und arbeiten da bleibt.


- Bootsfahrt! Dagnys (ich weiß leider nicht wie man ihren Namen grammatikalisch richtig beugt :D ) Eltern besitzen nämlich ein tolles Motorboot, in dem sogar theoretisch 6 Leute schlafen könnten, und damit sind wir dann ein bisschen übers Meer gesaust. 


- einmal hat Dagnys Mama mich mitgenommen zu einem kleinen Canyon weiter im Landesinneren, den eigentlich niemand kennt, außer die Menschen die hier eben wohnen. Das liebe ich daran so im Kontakt mit "locals" zu sein, denn man bekommt oft Möglichkeiten Dinge zu sehen oder zu lernen, die man sonst nicht erfahren hätte. Z.B. ist Dagnys Mama auch mal mit mir durch Akureyri gefahren und hat mir ganz viel über die interessante Geschichte der Stadt erzählt oder kleine "Insider" Geschichten wie z.B. dass in dem einen Haus da drüben früher eine Bäckerei war und der Enkel von denen ist unser jetziger 'Nachbar', den ich sogar auch schon kennen gelernt habe. 
- ich habe mir mal das Auto ausgeliehen und bin nach Akureyri gefahren und hab die Stadt zu Fuß erkundet. Der alte Teil gefällt mir sehr gut, v.a. da ich einfach diesen Stil der Häuser liebe. Übrigens ist das älteste Haus hier von 1795!

Akureyri

 

Und eins meiner Highlights: ich habe das erste Mal in meinem Leben Nordlichter gesehen!!! Ich war einfach nur geflasht. Wahnsinn, wie diese leuchtend grünen Schleier sich da so schnell über den Himmel bewegen und ständig neue Muster bilden...Und sie waren sogar relativ stark, sodass die Farbe teilweise lila wurde! Ich war so glücklich dass ich sie noch zu Gesicht bekommen hab! (insgesamt 2 mal)

Polarlichter


Es war übrigens die ersten zwei Wochen relativ warmes Wetter (also so 5 Grad oder so) und es fühlte sich so an als ob es jetzt Frühling wird. Anfang April kam dann aber noch mal ein Wintereinbruch, es schneite viel und es gab 20cm hohen Neuschnee. Was aber eigentlich super schön aussieht! Mir wurde eh erzählt, dass man oft denkt jetzt kommt der Frühling und es wird wärmer und dann schneit es doch noch mal viel. Und das wechselt sich dann paar Mal ab und geht oft noch bis in den Mai so weiter.

Die Familie eines Freundes von Kristján hat auch ein deutsches Mädchen bei sich, wir haben über Facebook Kontakt aufgenommen und an einem Sonntag haben wir einen kleinen Roadtrip durch den Norden Islands unternommen (sie hat das Auto ihrer Gastfamilie bekommen)! Das war ein  toller Tag mit wahnsinnig vielen unfassbar schönen Blicken. Ich weiß gar nicht wohin mit den ganzen Eindrücken :D 
Zuerst sind wir zum Hvítserkur gefahren, das ist ein Fels, der ausschaut wie ein gebeugter Troll. Die Saga erzählt, dass der Troll vom Tageslicht überrascht wurde und dadurch versteinert wurde. Es sah richtig cool aus und war auch insgesamt eine wunderschöne Umgebung. Überhaupt - es ging nicht hauptsächlich um das "Ziel" wo wir hin wollten, schon die Fahrt allein hätte sich gelohnt weil man ständig diese schöne Landschaft um sich hat und man oft geile Ausblicke bekommt. "Der Weg ist das Ziel" ,passt da eigentlich ziemlich gut! 
Danach sind wir zu einem natürlichen hot pool gefahren (Grettislaug). Also der Pool ist schon vom Menschen gemacht, aber sehr natürlich gehalten (keine künstliche Wanne oder so sondern nur Steine die das Becken innen auskleiden, Moos schwimmt herum...). Aber das Wasser ist heiß durch eine nahe Geothermalquelle. Da sind wir natürlich reingehüpft, denn das kann man sich nicht entgehen lassen: direkt am eiskalten Meer, umgeben von Bergen und Schnee in einem heißen Pool chillen. Geil. [Apropos Pool, auch wir hier bei Dagný und Valur haben einen hot tub auf der Terrasse, hier kann man dann abends die Sterne beobachten während alles rundherum kalt und verschneit ist, so cool!] 
Auf dem Rückweg haben wir dann einen Abstecher gemacht und sind die Küste der Halbinsel Tröllaskagi entlang gefahren. Ich kann nur sagen: wooow. Einfach die gesamte Strecke entlang kamen wir nicht aus dem Staunen! Fjorde, Berge, steile Felshänge. Außerdem sehr abgelegen und einfach wunderschön. 
Wir waren fast 12 Stunden unterwegs insgesamt aber es war ein geiler Tag!

roadtrip mit Baru


So, das war's jetzt erst mal wieder von mir! 
Leonie :)