18April
2018

Von Glücksgefühlen und echter Angst, vom Überwinden und Aufgeben, vom Mond und Mars

Baru und ich wollten wieder ein bisschen was von Island sehen und das tolle Wetter ausnutzen, deshalb machten wir vor etwas mehr als einer Woche unseren zweiten kleinen Roadtrip. Diesmal war ich die Fahrerin, denn sie konnte das Auto ihrer Gastfamilie diesmal nicht haben, aber ich durfte 'unseres' benutzen. Eigentlich hasse ich ja Auto fahren, hauptsächlich, weil ich kaum Fahrpraxis habe, da ich in Deutschland so gut wie nie dazu komme Auto zu fahren. Irgendwie ist es immer im Ausland so, dass ich da viel mehr Auto fahre, wie ja in Neuseeland auch schon :D und letztendlich war's ja dann gar nicht schlimm, da es quasi wie auf Landstraßen zu fahren ist. 


Unser erstes Ziel war der Mývatn (wörtlich übersetzt Mückensee). Dort sind wir als erstes zu einem Ort gefahren, der heißt Dimmuborgir. Das ist ein Lavafeld, d.h. überall liegen verstreut große und kleinere Lavafelsen und Brocken, es ist darin ein bisschen wie ein Labyrinth. Die bizarren Felsformationen erinnern auch etwas an verfallene Ruinen von Burgen und Türmen. 

 


Ganz in der Nähe ist der Hverfjall Krater. Ein perfekter runder Krater, wie man ihn sich
bilderbuchhaft vorstellt. Man kann sogar raufkraxeln und hat dann von dort eine wunderbare Sicht auf den schönen See (der aber noch fast ganz zugefroren war) und die Berge, die wie vereinzelte Inseln aus dem weißen Schneemeer herausragen. Und man kann natürlich auch in den Krater blicken, doch da sieht man nicht so viel, es geht halt etwas in die Tiefe und dort unten liegt dann ebenfalls Schnee.

Krater; roadtrip mit Baru


Anschließend fuhren wir zur Grotte Grjótagjá. Das ist wie eine Höhle, die in die Erde runter geht und dort unten ist dann ein kleiner See, also eine heiße Quelle mit ungefähr 40 Grad heißem Wasser. Deshalb ist die Höhle auch voller Wasserdampf und von außen sieht man es aus den Felsspalten dampfen. Ein magischer Ort, wenn man sich die ganzen anderen Touris wegdenkt. 


Unsere nächste und letzte Station lag noch etwas weiter, das war der Dettifoss. Ein unglaublich beeindruckender Wasserfall. Man steht oberhalb des breiten Flusses und sieht, wie die ganzen Wassermassen hinabfallen und somit den kräftigen, breiten Wasserfall bilden. Es ist sogar der Leistungsstärkste Europas! Es ist auch total laut da. Einer der tollsten Wasserfälle, die ich in Island und auch generell überhaupt gesehen habe. 

Dettifoss


Auf dem Rückweg hielten wir noch am Góðafoss. Der Isländer der mich vor einigen Wochen beim Hitchhiken mit nach Akureyri genommen hat, hatte da ja auch kurz für mich gehalten, aber ich wollte noch mal hin. Das ist für mich auch einer der schönsten Wasserfälle hier. Besonders im Winter finde ich die Wasserfälle so faszinierend, wenn riesige dicke Eiszapfen von den Felsen herunterhängen. Das sieht fast märchenhaft aus. Neben unseren "Stationen" war natürlich auch schon allein die Fahrt eine "Sehenswürdigkeit" für sich. Einfach unglaublich schön und sooo weiß alles ringsum! Ich fühlte mich teilweise fast wie am Nordpol - zumindest so wie ich mir den Nordpol vorstelle :D 
Erst am späten Abend waren wir wieder zurück, erschöpft und glücklich nach einem tollen Tag. 


Auch letzte Woche war es sehr ereignisreich für mich. Von Dienstag bis Sonntag war meine Gastfamilie nämlich in Polen, somit konnte ich die Zeit nutzen, um noch mehr von der Umgebung zu entdecken, denn sie waren so lieb und haben mir das Auto anvertraut.

Mittwochmorgen fuhr ich los, wieder in Richtung Mývatn. Ich wollte eine Wanderung im Krafla Gebiet machen. Krafla ist ein Vulkansystem und ein Teil dieses Systems ist der aktive Vulkan Leirhnjúkur, wörtlich übersetzt 'Lehmgipfel'. Die letzte Ausbruchserie des Krafla-Systems war mit Unterbrechungen von 1975 bis 1984 und der lehmige Boden des Berges ist sogar immer noch etwas warm, sodass dort auch kein Schnee liegt. Das heißt überall ringsum ist es weiß, nur der Leirhnjúkur ist braun/ockerfarben, teilweise etwas rötlich oder grellgelb (vom Schwefel). Das sieht richtig toll aus. Außerdem dampft es noch überall aus Spalten! 
Es gibt auch einen kleinen milchig grünen Tümpel, in dem es vor sich hin köchelt. Natürlich riecht es auch nach faulen Eiern - also nach Schwefelwasserstoff.
Man geht an großen schwarzen zackigen Lavafelsen vorbei und denkt sich, man ist grad auf dem Mond unterwegs oder so. Ein faszinierender Ort!

bin ich auf dem Mars gelandet?


Manchmal sind auch flache Lavasteine zu sehen, wo noch richtig gut das Ringmuster erkennbar ist. Dadurch kann ich mir total gut vorstellen, wie die damals noch flüssige Lava langsam geflossen ist und dann nach einiger Zeit erstarrte. Ich kann das nicht so gut beschreiben, aber hab versucht es auf einem Foto rüber zu bringen.  


Es gibt eine Wanderung, die von dort in Richtung Mývatn geht, die ich gehen wollte. Die ist auch eigentlich markiert, mit so kurzen Holzpflöcken im Boden. Nur war es halt "blöderweise" immer noch Winter und durch den knöchel- bis kniehohen Schnee einfach nicht mehr zu sehen. Außerdem war offensichtlich noch niemand anderes diese Strecke gewandert, sonst hätte ich mich ja an den Fußspuren orientieren können. Ich irrte also bisschen im Schnee herum, bis ich endlich den Einfall hatte, dass ich ja GPS mit meinem Handy hätte und dass meine offline-Map (eine App auf dem Handy - wie Googlemaps, nur braucht man dafür kein Internet) teilweise auch Wanderwege anzeigt. Tatsächlich konnte ich so auf der Map den Weg sehen, den ich gehen wollte und durch das GPS immer wieder sicher sein, dass ich noch in die richtige Richtung laufe. Es ging jedenfalls ständig nur durch den Schnee, teilweise sank ich sogar bis zum Knie ein. Ich war dort ganz alleine, einfach nur umgeben von unberührtem Schnee und diesen Lavafelsen. Der ständige Kontrast von schwarz und weiß ist auch irgendwie faszinierend. Die Sonne schien und es war so still und friedlich um mich herum! Ich fühlte mich als wäre ich völlig abgeschieden und weit entfernt von jeglicher Zivilisation. Das war natürlich nicht so, aber schon das Gefühl davon war unbeschreiblich. 


Ganz in der Nähe vom Leirhnjúkur liegt der Víti, ein vulkanischer See am Zentralvulkan Krafla. Normalerweise hat der eine tolle blaue Farbe (also anderes blau als normale Seen), aber er war leider noch voll zu gefroren und von Schnee bedeckt. Deswegen beschloss ich noch mal, im Sommer hin zu kommen.

Ein paar Kilometer entfernt liegt Hverir, ein Hochtemperaturgebiet. Das ist immer noch Teil des Krafla-Systems. Es ist eine große flache unbewachsene Fläche, ockerfarben und sehr schlammig - willkommen auf dem Mars! 
(Warum zwei Mädels, die ich da gesehen habe, mit blendend weißen Turnschuhen versucht haben, da rum zu laufen, ohne die Schuhe zu beschmutzen und warum man überhaupt solche Schuhe in Island dabei hat verstehe ich immer noch nicht :D ).
Überall befinden sich verstreut kleine und größere (Schlamm-)Tümpel, überall blubbert und kocht es, und überall dampft es irgendwo raus. Natürlich liegt auch wieder der beißende schwefelige Geruch in der Luft. 


Inzwischen war es schon später Nachmittag geworden und ich machte mich auf zum Campingplatz am Mývatn um mein Zelt endlich mal einzuweihen. Ich war die Einzige in einem Zelt - Überraschung :D. Ich schlief eigentlich ganz gut, muss ich sagen! Bis auf meine recht kalten Füße am nächsten Morgen (war aber nicht unangenehm oder so in der Nacht) hab ich überhaupt nicht gefroren, es war sogar angenehm warm. Aber gut, ich hatte auch mein Merinoshirt an + Fleecejacke + dünne Daunenjacke. Und zwei Leggings. Aber trotzdem bin ich froh, mir so einen guten Schlafsack gekauft zu haben und v.a. liebe ich die Isomatte. Die ist nämlich zum Aufpumpen und dadurch so dick, dass ich sogar gemütlich auf der Seite liegen kann! Als ich am nächsten Tag (Donnerstag) um 7 Uhr aufstand, sah ich dass die Pfützen sogar gefroren waren...

Zelt einweihen


Vom Campingplatz aus gibt es eine Wanderung zum Berg Hlíðarfjall, die ich machen wollte. Der Weg zu diesem Berg war ganz schön und angenehm zu gehen. Irgendwann kam ich dann am Fuße des Berges an und dachte mir, okay, der Weg geht jetzt wahrscheinlich noch irgendwie um den Berg herum um dann geht es rauf, denn die Seite, die ich vom Berg sah, war ziemlich steil.
Aber der Weg ging nicht um den Berg herum. Der Weg führte direkt auf den steilen Hang zu! Anfangs ging es ja noch, es gab einen schmalen Pfad nach oben. 

Doch sehr bald gab es keinen Pfad mehr. Ich wusste nur durch die kleinen Holzpflöcke, dass es tatsächlich da hoch gehen muss. 
Das Problem war: ich hatte keinen guten Halt auf dem lockeren Geröll - und die Steigung war bestimmt ca. 45°! Ganz langsam tastete ich mich vorsichtig voran und war wieder mal froh, meine Wanderstöcke dabei zu haben (am Tag davor, wo ich so viel durch den Schnee gelaufen bin, waren sie mir auch schon eine große Hilfe, indem ich mit ihnen testen konnte, wie tief der Schnee ist bzw. einige Male konnte ich mich damit auffangen, wie verlängerte Arme). So ging ich Stück für Stück den Hang hoch und verfluchte diejenigen, die das als Wanderweg ausgegeben hatten - denn wie zur Hölle soll man da hochkommen und noch viel mehr: wieder runter?! Auf rutschigem lockeren Geröll nach unten zu gehen, v.a. wenn es so steil ist, ist ja noch schwerer als aufwärts! Als ich einmal nach unten sah, wurde mir schon etwas mulmig. Es war so steil!! Dann guckte ich nach oben und sah den nächsten Pflock und sagte mir: noch bis dahin. So ging das ein paar Male, sodass ich mich dazu überwand, noch weiter hoch zu gehen. Irgendwann traf ich auf Schnee, und stellte fest, dass es sogar leichter war darauf zu gehen. Denn so konnte ich seitwärts zum Berg Schritt für Schritt hoch gehen und meine Schuhe immer bisschen in den Schnee einsinken lassen, dadurch hatte ich einen besseren Halt. Aber als ich irgendwann wieder nach unten guckte, bekam ich echt Angst. Nicht mehr nur Schiss, sondern echte Angst. Ich fragte mich, wie ich bitte da wieder heile nach unten kommen soll?! 
Von unten sah ich oben so eine Erhebung und dachte, okay wenn ich dort bin, hab ich einen Blick auf die andere Seite des Berges. Aber als ich dort war, stellte ich fest, dass es immer noch ein ganzes Stück weiter durch den Schnee geht, bis man wirklich oben ankommt, und dass ich doch erst 3/4 geschafft habe. Ich fing an innerlich zu streiten. Noch weiter, oder nicht?!
Die Pro-Seite rief: " hey, jetzt bist du schon 3/4 den scheiß Hang rauf, das letzte Stück schaffst du auch noch!". Die Contra-Seite entgegnete ängstlich: "ja, aber es sieht immer nur nicht so weit aus, wenn man von unten hochschaut, aber es ist dann doch immer noch weiter als man denkt! Da würde ich sicher noch mal mindestens 20-30 min gehen! Und meine Fußgelenke tun schon weh vom seitlich gehen...". Pro dagegen: "ja schon, aber stell dir nur vor, wie stolz du nachher wärest es geschafft zu haben und nicht so kurz vorm Ziel aufgegeben zu haben! Und dann wirst du auch wenigstens mit ner geilen Aussicht belohnt. Sonst hat es ja gar nichts gebracht, schon so weit rauf gegangen zu sein. Das wäre dann umsonst gewesen!". Contra: "Nein, schau von hier hab ich auch schon ne mega Sicht auf den Mývatn und die Berge! Hammer!". Pro: "ja klar, aber von oben hättest du eben ne Sicht nach Süden, den Ausblick in die Richtung hattest du bisher noch gar nicht! Vielleicht kannst du sogar die Gletscher in der Ferne sehen!". Contra: "Naja, es sind einige Wolken da, also wahrscheinlich eher nicht." Pro: "Aber die Sicht nach Süden!!! Du siehst dann auch den Leirhnjúkur von oben, wäre doch mega! Und sonst bist du halt umsonst schon so weit raufgekraxelt...".  Contra: "Nein, nicht umsonst. Schon das bis hierher ist ne krasse Erfahrung und ein Abenteuer! Und es ist außerdem auch nicht schlimm aufzugeben. Beziehungsweise, es ist ja nicht aufgeben. Ich könnte es ja, aber der Blick von hier und dieses Abenteuer reichen mir auch so schon. Ich brauche den Gipfel nicht. Außerdem, was ist, wenn irgendwas passiert, das du nicht beeinflussen kannst, und du dann ausrutschst und runterkullerst?! Willst du wirklich deine Gesundheit und vielleicht sogar dein Leben riskieren, nur um sagen zu können 'ich war ganz oben' und um den Blick nach Süden gehabt zu haben? Ist es dir das wert?!". So stritten die beiden Stimmen in mir, eigentlich schon die ganze Zeit. Aber die Contra-Seite würde immer lauter. Immer öfter schrie sie zwischendurch: "ich hab Angst!". Ich blieb stehen. Ich hatte so ein Gefühl. Ich kann dieses gar nicht in Worte übersetzen, aber es veranlasste mich dazu, tatsächlich umzudrehen. Ganz vorsichtig und langsam machte ich mich wieder an den Abstieg. Immer wieder sah ich innerlich das Bild vor mir wie ich runterrutsche, schwer verletzt bin und mir niemand helfen kann. In dem Moment wollte ich nichts sehnlicher als einfach unten heil ankommen. Ich war so erleichtert und dankbar, als ich endlich wieder festen Halt hatte. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz kreisten meine Gedanken. Hätte ich es doch wagen sollen? Ich wäre jetzt so stolz! Es ist schon irgendwie schade drum, da ich ja tatsächlich schon weit oben war. Ich hätte es sicher geschafft, es ging ja nur noch durch den Schnee und da hatte ich ja sogar einigermaßen Halt. Aber ich hatte eben dieses eine Gefühl. Dieses Bauchgefühl, dass es vielleicht besser ist umzudrehen. Und auf das Bauchgefühl sollte man hören, v.a. in riskanten Situationen. Wer weiß, vielleicht hat mich dieses Bauchgefühl davor bewahrt, dass mir was passiert wäre?! Ich weiß es nicht und es bringt auch nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Auf jeden Fall war es die richtige Entscheidung. 


Freitagfrüh bin ich wieder losgefahren zum nächsten Trip. Zuerst bin ich zum Aldeyjarfoss gefahren & gelaufen. Um zu diesem Wasserfall zu gelangen, muss man etwa 50 km auf einer Schotterstraße fahren, ist also relativ weit weg von der Ringstraße und somit keine der Hauptattraktionen. Da die meisten Touristen nur ca. 2 Wochen oder so bleiben, haben sie vermutlich nicht die Zeit zu diesem Wasserfall zu fahren, wodurch ich dort ganz alleine war. Das war echt super und der Wasserfall ist auch sehr schön. Vor allem wieder die in Island altbekannten 6-eckigen Basaltsäulen. Die waren neben dem Wasserfall kerzengerade nebeneinander gereiht, wie Zaunpfosten oder so, als hätte das jemand so in den Stein gemeißelt.


Danach fuhr ich nach Ásbyrgi, das ist eine hufeisenförmige Schlucht. Die Sage erzählt, dass Odins achtbeiniges Pferd dort einen gigantischen Hufabdruck hinterlassen hat, nachdem es der Erde zu Nahe gekommen war (Odin ist der Hauptgott der nordischen Mythologie). Tatsächlich ist die Schlucht aber durch einen gewaltigen Gletscherlauf entstanden.
Wenn man in der Schlucht steht, ragen um einen herum senkrechte teilweise fast 100 m hohe Felsmauern hoch. Sie wirken wirklich wie Mauern! Aber irgendwie total faszinierend! In der Mitte der Schlucht befindet sich der Gesteinskeil Eyan. In der Schlucht selbst sind viele Bäume, was ja, wie schon mal erwähnt, eher etwas Besonderes ist in Island. Hier in der Schlucht sind sie gut geschützt vom oft so starken Wind. Jetzt allerdings trugen sie noch keine Blätter, aber im Sommer ist alles grün und soll unglaublich schön sein, daher möchte ich im Sommer noch mal kommen. 
Auf jeden Fall ist dieser Ort irgendwie irre! Es gibt dort auch einen Campingplatz, aber der hat noch nicht geöffnet. Ich hatte aber extra am Morgen schon angerufen und gefragt ob ich trotzdem einfach nur mein Zelt aufschlagen dürfe, und das durfte ich auch zum Glück. 
Was mir beim Einschlafen und Aufwachen auffiel: es gibt dort ganz viele Vögel, die ein wunderschönes Vogelgezwitscherkonzert aufgeführt haben! 
Am nächsten Vormittag bin ich den Eyan in der Mitte der Schlucht rauf gewandert, von dort hatte man eine tolle Sicht auf beide Seiten und die Spitze der Schlucht. Echt faszinierend (ich weiß, ich wiederhole mich...)! 


Inzwischen ist hier (bei meiner Familie) wieder full house. Ich bleibe vermutlich noch eine Woche hier und dann geht's weiter. Ich habe über workaway schon eine Schaffarm gefunden, auf der ich ca. 3 Wochen helfen werde. Im Mai bekommen die Schafe nämlich ihre Lämmer und da brauchen große Schaffarmen oft Hilfe. Das wollte ich auf jeden Fall mal erleben. Ich werde da wahrscheinlich ab dem 5. oder 6. Mai sein, d.h. ich habe etwa 2 Wochen davor noch Zeit, ein bisschen herum zu reisen. 

Vielleicht hat sich jemand mal gefragt, wie ich eigentlich mit den Kindern hier rede. Schließlich können sie kein Englisch und ich kann kein Isländisch! Aber eigentlich ist es gar nicht so schwer, wie man es sich vielleicht zuerst vorstellt. Ich versuche meine Emotionen oder das, was ich eben ausdrücken will, durch verschiedene Töne, Tonhöhen, Geräusche, Laute, mit Händen und Füßen und durch Mimik irgendwie wieder zu geben. Das geht beim Spielen auch eigentlich sehr gut. Es wird nur schwer, wenn ich eigentlich etwas Konkretes sagen möchte und das aber einfach nicht kann, da fühlt man sich manchmal so, als wären einem die Hände gebunden. Man kann halt nichts machen (wenn nicht grad die Eltern in der Nähe sind um zu übersetzen). 
Ólöf und ich machen manchmal ein kleines Lernspiel, z.B. wenn wir draußen sind. Dann deute ich z.B. auf den Stein und sag das englische Wort und sie das isländische. Oder als noch Schnee lag, zeichneten wir Bilder in den Schnee und sagten uns gegenseitig wie das entsprechende Wort heißt. So lernen wir beide spielerisch. :)
Aber mittlerweile verstehe (und sage) ich schon ein paar Wörter, die ganz oft im Alltag fallen und die ich quasi so nebenbei gelernt habe. Außerdem hab ich gleich von Anfang an, als ich hierher kam, angefangen mit verschiedenen Apps mir einen kleinen Grundwortschatz anzueignen - zumindest bin ich noch dabei. Ich hab schon einige Wörter gelernt. Aber ich bin natürlich noch weeeeit davon entfernt etwas zu verstehen, wenn andere Isländisch reden. Die reden auch einfach so schnell!! Und mit der Grammatik hab ich mich auch noch kaum beschäftigt, die ist nämlich ähnlich kompliziert wie die deutsche Grammatik, ich glaube sogar noch etwas komplizierter. Im letzten Eintrag hab ich ja schon erzählt, dass sogar Namen entsprechend der verschiedenen Fälle gebeugt werden. Dazu wollte ich noch etwas Interessantes ergänzen: wenn man seinem Kind einen Namen geben will, muss erst eine Behörde den Namensvorschlag erlauben! Es muss nämlich möglich sein, diesen Namen eben entsprechend zu beugen! 
Und noch einen spannenden Fakt über Namen: es gibt keine Familiennamen als Nachname. Sondern dieser setzt zusammen aus dem Vornamen des Vaters (traditionellerweise, manchmal wird neuerdings auch der Name der Mutter genommen) und "dóttir" bei Frauen (dóttir heißt Tochter) bzw. "son" (= Sohn) bei Männern. D.h. die Kinder hier heißen mit Nachnamen "Valsdóttir" und "Valsson". Oft werden Kinder nach ihren Großeltern benannt, dann heißt nämlich z.B. der Enkel mit Vor- und Nachnamen genau gleich wie der Großvater. 
Ich kannte dieses Namenssystem bisher noch gar nicht und bin auch geteilter Meinung, wie ich es finde. Einerseits find ich es schön, da einem durch den Nachnamen so die Beziehung zu einem Elternteil, meist der Vater, verdeutlicht wird und man sich dadurch vielleicht mehr bewusst ist, wo man herkommt. Auch von außen erkennt man dann sofort die familiären Beziehungen. Und es ist irgendwie individueller. Andererseits mag ich es bei Familiennamen, dass da wirklich die ganze Familie gleich heißt (meistens zumindest) und dadurch auch irgendwie so ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Denn hier haben ja Eltern und Kinder meist immer verschiedene Nachnamen. Naja, wie auch immer. :D

Den nächsten Eintrag wird es vermutlich dann von der Schaffarm geben, bis dann - Leonie